E. Kalinka, Tituli Asiae Minoris II, Tituli Lyciae, fasc. 2 (Wien 1930) 210 ff. Nr. 550-551. 563. 571. 578-579.
TAM II Nr. 550-551, Liste der Geldgeber für den Bau des Theaters.
TAM II Nr. 563; D. de Bernardi Ferrero, Teatri classici in Asia Minore IV (Rom 1974) 234 f. Nr. 29. Ehreninschrift auf einem Statuensockel aus dem Theater:
Ποπλίῳ Βαιβίῳ Ποπλίου
υἱῷ Ὠϕεντείνα Ἰταλικῷ,
ταμίᾳ Κύπρου, δημάρχῳ,
πρεσβευτῇ Γαλλίας Νάρ-
βωνο̣[ς], σ̣τρα[τ]ηγῷ, πρεσ-
[βευτῇ λε]γεῶνος ιδʹ διδύ̣-
[μης Ἀρέ]ας νεικητικῆς,
[τετειμ]ημένῳ ἐν τῷ
[κατὰ Γε]ρμανίαν πολέμῳ
[ὑπὸ τοῦ] Σεβαστοῦ στεϕά-
[νῳ χρυσ]ῷ καὶ πυργωτῷ
[καὶ οὐαλ]λαρίῳ καὶ δόρα-
[σιν καϑ]α̣ροῖς γʹ καὶ σημέ-
[αις γʹ(?), πρ]εσβευτῇ Αὐτοκρά-
[τορος Κ]αίσαρος Δ̣[ομετια]-
[νοῦ Σε]βαστοῦ Γ̣[ερμανι]-
[κοῦ καὶ] ἀντιστρατήγῳ Λυ-
[κίας κα]ὶ Παμϕυλίας, τῷ
[εὐεργ]έ̣τῃ καὶ κτίστῃ καὶ
[δικαιο]δότῃ ἁγνῷ,
[Τλω]έων ὁ δῆμος.
Übersetzung:
„Dem Publius Baebius Italicus, Sohn des Publius, aus dem Stimmbezirk Oufentina: Quästor von Zypern, Volkstribun, Legat des Proconsuls der Provinz Gallia Narbonnensis, Praetor, Legat der legio XIV Gemina Martia Victrix, wurde während des Krieges in Germanien mit der corona aurea und muralis und vallaris und 3 hastae purae und 3 vexillae ausgezeichnet, Legat des Imperators Cäsar Domitian Augustus Germanicus und Statthalter in der Provinz Lykien und Pamphylien, dem Wohltäter und Gründer und heiligem Richter, das Volk der Bewohner von Tlos."
Kommentar: Der Name des Kaisers in den Zeilen 15-16 ist eradiert. Allein zu Kaiser Domitian passt jedoch die Verleihung von dona militaria in einem Germanischen Krieg. Eine genauere Datierung unserer Inschrift ergibt sich durch eine weitere aus Tlos (IGRR III 548; TAM 557), die zwar sehr fragmentiert ist, in der aber Baebius als Statthalter der Provinz Lycia et Pamphylia zur Zeit der 4. tribunizischen und 9. imperatorischen Akklamation eines Kaisers genannt ist, als welcher allein Domitian ergänzt werden kann. Diese Situation trifft auf das Jahr 85 n. Chr. zu. Daher kann die Verleihung von dona militaria an Baebius während eines Germanischen Krieges nur auf den Chattenfeldzug des Jahres 83 bezogen werden und nicht auf spätere Kriege, die diesen Namen ebenfalls tragen könnten (vgl. CIL XIV 3612 aus Tivoli). Als Legionslegat der flavischen Zeit erhielt P. Baebius vermutlich 3 Vexilla, wobei zu späterer Zeit auch die Verleihung von zweien an Legionslegaten überliefert ist.
Die dona militaria wurden ursprünglich für eine bestimmte soldatische Leistung vergeben, doch trat dies bald hinter die Bedeutung des Ranges zurück, nach dem die Auszeichnungen verliehen wurden. Die corona aurea wurde allgemein für besondere Tapferkeit im Feld vergeben. Sie trägt ihren Namen, obwohl auch die anderen coronae vergoldet waren. Die corona muralis wurde demjenigen gewährt, der als Erster die feindliche Stadtmauer überwinden hatte. Bereits hieran zeigt sich, dass sich die Auszeichnung nach dem Rang und nicht nach der konkreten Tat richtete, da die Chatten kaum Stadtmauern um ihre Siedlungen errichtet haben dürften. Die corona vallaris stand demjenigen zu, der als Erster das Lager des Feindes erstürmte. Die hastae purae waren kleine silberne Ehrenlanzen. Die vexillae sind in diesem Zusammenhang Auszeichnungen in Form der Standarten, die jede militärische Einheit mit sich führte.
Seine aufgeführten Ämter als Quästor von Zypern, Volkstribun und Legat des Proconsuls der Gallia Narbonnensis wird er unter Kaiser Vespasian innegehabt haben, unter welchem er vielleicht auch in den Senatorenstand aufgenommen wurde; cos. suffectus wurde er im Jahre 90. Möglicherweise bereits unter Titus oder Domitian wurde er Prätor und dann als Legat der legio XIV Gemina Martia Victrix nach Mainz geschickt. Nach erfolgreichem Krieg wurde er mit der Statthalterschaft über Lykien und Pamphylien betraut. Die legio XIV Martia Victrix lag bereits seit 70/71 n. Chr. zusammen mit der I Adiutrix im Doppellegionslager von Mainz und blieb dort bis ca. 92, um dann gegen die legio XXII Primigenia Pia Fidelis ausgetauscht zu werden.
Wegen seiner Zugehörigkeit zur Oufentina tribus wurde Comum, Mediolanum oder Canusium als seine Heimat erwogen.
Literatur: IGRR III 551; Dittenberger II 8818; RA 1897, 446 ff. Nr. 115; AJA 1897, I 416 ff.; E. Ritterling, Zu Domitians Chattenkrieg, Westdeutsche Zeitschrift Korr.-Bl. 16, 1897, 60-64; RE Suppl. I (Stuttgart 1903) 235 Nr. 28a s. v. Baebius (Groag); P. Steiner, Die dona militaria, BJb 114/115, 1906, 56 f. Nr. 72; G. Alföldi, Die Legionslegaten der römischen Rheinarmeen (Köln - Graz 1967) 15 Nr. 25; G. Kreiler, Die Statthalter Kleinasiens unter den Flaviern, Diss. München 1975; V.A.Maxfield, The Military Decorations of the Roman Army (London 1981) 148; L. Schumacher, Römische Kaiser in Mainz (Bochum 1982) 40 Abb. 6; G. Camodecca, Ascesa al senato e rapporti con i territori d'origine Italia, in: Colloquio internazionale A.I.E.G.L su "Epigrafia e ordine senatorio", Roma 14-20 maggio 1981, Bd. II (Rom 1982) 142; G. Alföldy, Senatoren aus Norditalien, ebda. 350 f.; Der Neue Pauly, 2 (Stuttgart - Weimar 1997) 393 s.v. Baebius Nr. II 7 (W. Eck). Zu Kränzen vgl. B. Bergmann, Der Kranz des Kaisers. Genese und Bedeutung einer römischen Insignie, Image & Context, 6 (Berlin - New York 2010) bes. 112 ff.
IGRR III 557; TAM II Nr. 571: Ehreninschrift auf einem Statuensockel aus dem Theater:
[— — — — — — — — — —]
[— — — — — — — πρεσ]-
[βευτὴν καὶ ἀντιστρά]-
[τηγον Αὐτοκράτορος]
Τρα[ια]νοῦ [Κ]αίσαρος
Σεβ[α]σ̣τοῦ Γερμανικοῦ
Δακ[ικ]οῦ ἐπαρχειῶν
Λυκ[ία]ς καὶ Παμϕυλίας,
ἁγν[ὸ]ν δικα[ι]οδότην,
Τλ[ω]έων ἡ βουλὴ
κα[ὶ ἡ] γερουσία καὶ
[ὁ δῆ]μος [τ]ῇ τοῦ Λυ-
[κίων] ἔ̣ϑνους
[γνώμῃ].
TAM II Nr. 578: Ehreninschrift aus dem Theater auf einem Statuensockel für Opramoas aus Rhodiapolis:
TAM II Nr. 579: Ehreninschrift aus dem Theater auf einem Statuensockel für Opramoas aus Rhodiapolis: