DELPHI, Apollon-Heiligtum (Böotien, Achaea)
Maße
Dm cavea 52,5 m
Dm orchestra 18,5 m
Inschriften zum Theater
Renovierung des Theaters durch Eumenes II., festgehalten auf dem Pfeilerdenkmal Eumenes’ II.:
G. Daux, Inscriptions depuis le trésor des Athéniens jusqu’aux bases de Gèlon, Fouilles de Delphes III 3 (Paris 1932-1943) 209 Nr. 237 (160/159 v. Chr.):
”Die Stadt der Delpher hat in einer beschlußfähigen Versammlung mit den gesetzlich vorgeschriebenen Stimmen beschlossen: König Eumenes, der sich als Freund des Volkes, als Wohltäter schon von seinen Vorfahren her bewährt hat und fromm gegenüber dem Gott und der Stadt ist, hat einen Brief und drei alexandrinische Talente aus Silber nebst 30 Minen an die Stadt geschickt, damit die Stadt auf Dauer genug Geld für die Getreidekasse hat. Ferner hat er in dem Brief einen kurzen Bericht über den Bau des Theaters und die anderen Weihgeschenke in dem sinne gegeben, daß er mit Beginn des Sommers die Bauleute abschicken werde.Zum guten Glück. Die stadt hat daher beschlossen, König Eumenes wegen seiner Frömmigkeit dem Gott und seinem Wohlwollen der Stadt gegenüber zu loben und (seine Geschenke) anzunehmen.”
Lit.: J. Pouilloux, Choix d’inscriptions grecques (Paris 1960) 51 ff. Nr. 10; K. Bringmann – H. von Steuben (Hrsg.), Schenkungen hellenistischer Herrscher an griechische Städte und Heiligtümer, I. Zeugnisse und Kommentare (Berlin 1995) 148f. Nr. 93 E1; B. Schmidt-Dounas, Geschenke erhalten die Freundschaft. Politik und Selbstadrstellung im Spiegel der Monumente, Schenkungen hellenistischer Herrscher an griechische Städte und Heiligtümer, II. Historische und archäologische Auswertung 2 (Berlin 2000) 62-64 Abb. 21-24.
Renovierung des Theaters durch Eumenes II., Fouilles de Delphes III 3, Nr. 239 (Text ähnlich Nr. FdD III 3, Nr. 237).
Lit.: B. Laum, Stiftungen in der griechischen und römischen Antike, II (Leipzig 1914) 34f. 211f. Nr. 29 ; G. Daux, Delphes au IIè et Ier siècle (Paris 1936) 682 ff.; K. Bringmann – H. von Steuben (Hrsg.), Schenkungen hellenistischer Herrscher an griechische Städte und Heiligtümer, I. Zeugnisse und Kommentare (Berlin 1995) 149 Nr. 93 E2.
Maler von Attalos II. nach Delphi geschickt, Sylloge3 682.
Inschriften aus dem Theater
N. Valmin, Les inscriptions du théâtre. Fouilles de Delphes III 6 (Paris 1939) Nr. 1-2 (Inschriften der Treppenstufen der cavea), Nr. 4-48 (Statuenbasen aus der orchestra), 49-58 (Inschriften auf den Sitzblöcken des cavea), 59-102. 110-116 (Statuenbasen aus den parodoi), 103-109 (in der cavea gefundene Inschriften), 117-124 (aus dem Theater stammende Inschriften von den parodoi oder der cavea), 125-142 (Inschriften auf bläulichen Säulen), 143-144 (Inschriften aus der Theaterumgebung). Chr. Dunant, Inscriptions trouvées au théâtre de Delphes, Bulletin de la Correspondence Hellénique 75, 1951, 307-315.
Quellen
Pausanias X 32,1:
„An die Umfassungsmauer des Heiligtums schließt sich ein sehenswertes Theater an. Steigt man aus dem heiligen Bezirk hinauf, … eine Statue des Dionysos ist hier, ein Weihgeschenk der Knidier.“
Heliodor, Aithiopika IV 19.
Beschreibung
Das an den Hang gebaute griechische Theater geht auf das mittlere 3. Jh. v. Chr. oder gar dessen 2. Hälfte zurück als die Delpher mit dem Bau der Parodoi und der östlichen Stützmauer begannen. Ein Erdrutsch habe die Bauarbeiten unterbrochen. In älterer Zeit, d.h. noch im 4. und 3. Jh. v. Chr., fanden Theater- und Musikdarbietungen im Stadion statt, wo man für diesen Zweck hölzerne Proskenien errichtete. Eine Inschrift des Jahres 246 v. Chr. hält noch die verschiedenen Aufwändungen fest, die in Vorbereitung der Pythien durch die Arbeiten verschiedener Handwerker im Heiligtum des Apollon anfielen: Ein gewisser Nikon hatte das Proskenion im pythischen Stadion aufzubauen und außerdem ein Odeion, Melisson hatte ein Podest im pythischen Theater zu errichten und zahlreiche weitere Vorbereitungen des Stadions für die sportlichen Wettbewebe hatte Smyrnaios auszuführen. Auch die Reinigung und Instandsetzung der Kastalischen Quelle einschließlich des Wasserspeiers in Form eines Gorgoneion wird erwähnt (CID II 139). Erst mit der finanziellen Unterstützung vom pergamenischen König Eumenes II. wurde das Theater nach 160 v. Chr. vollendet. Die orchestra in ihrer heutigen Form wurde im 1. Jh. n. Chr. umgebaut. Die cavea lehnt sich an den natürlichen Hang und ist im Norden und Westen von der Peribolosmauer des Apollon-Heiligtums eingefaßt. Sie ist durch 1 diazoma in 2 maeniana mit 27 bzw. 8 Sitzreihen unterteilt. Ihre Parodos-Wände sind mit Inschriften vollgeschrieben, vor allem von Freigelassenenurkunden hellenistischer Zeit. Vom Bühnengebäude sind nur Fundamente erhalten. Sie gliedern sich in das 10 m breite Proskenion und drei dahinter liegende Räume.
Bildergalerie
Literatur
H. Bulle, Untersuchungen an griechischen Theatern, Abhandlungen der bayerischen Akademie der Wissenschaften, philosoph.-philolog. und hist. Klasse 33 (München 1928) 257-259.
P.E. Arias, Il teatro greco fuori di Atene (Florenz 1934) 58-63.
N. Valmin, Les inscriptions du théâtre. Fouilles de Delphes III (Paris 1939)
C. Anti, Teatri greci arcaici (Padua 1947) 173-175. 322.
P. Léveque, Un fragment inédit de la frise du Théatre de Delphes, Bulletin de la correspondence hellénique 74, 1950, 224-232.
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ders., La date de la frise du théatre de Delphes, Bulletin de la correspondence hellénique 75, 1951, 247-263.G. Roux, Chronique des fouilles en 1950, Bulletin de la correspondence hellénique 75, 1951, 136 f.
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H. Schwingenstein, Die Skulpturenausstattung des griechischen Theatergebäudes. Münchener archäologische Studien 8 (München 1977) 33.
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A. Jacquemin, Note sur la frise du théâtre de Delphes, Bulletin de la correspondence hellénique 109, 1985, 585-587.
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P. Valavanis, Games and Sanctuaries in Ancient Greece (Athen 2004) 250 f.
J.-F. Bommelaer, Pergame et le théâtre de Delphes, in: M. Kohl (Hrsg.), Pergame, histoire et archéologie, Actes du colloque international de Lille III, 8-9 décembre 2000 , Collection Université Lille 3, Travaux et recherches (Lille 2009)
Ausstattung
Herakles-Reliefs, Museum Delphi Inv.-Nr. 2544. 2545. 2556.
Die fraglichen Reliefs wurden im Theater gefunden und können mit weiteren Fragmenten verbunden werden. Ihre Datierung ist zwischen dem Hellenismus und der mittleren römischen Kaiserzeit umstritten, ebenso ihre Zuweisung an das Theater, ob sie zur hellenistischen Skene oder zu einem römischen pulpitum gehörten.
Lit.: K. Bringmann – H. von Steuben (Hrsg.), Schenkungen hellenistischer Herrscher an griechische Städte und Heiligtümer, I. Zeugnisse und Kommentare (Berlin 1995) 152f. mit älterer Literatur.
Statue des Dionysos, ”Knidierweihgeschenk”:
Quelle:
Pausanias X 32, 1.
Lit.: E. Bourguet, Inscriptions de l’entrée du sanctuaire au trésor des Athéniens, Fouilles de Delphes III 1 (Paris 1929) 80 ff. Nr. 137-141; N. Valmin, Les inscriptions du théâtre, Fouilles de Delphes III 6 (Paris 1939) 57ff. Nr. 59-64; W. B. Dinsmoor, Studies of the Delphian Treasuries, Bulletin de la Correspondence Hellénique 36, 1912, 447 f. Abb. 2; Schwingenstein, Die Skulpturenausstattung des griechischen Theatergebäudes. Münchener archäologische Studien 8 (München 1977) 33; R. G. A. Weir, Roman Delphi and its Pythian Games, BAR Int. Ser. 1306 (Oxford 2004) 132.