Intaglio mit einer Darstellung von Kaiser Nero als Apollon Kitharödos neben dem delphischen Dreifuß (Paris, Cab. des Medailles; Photo: wikimedia)

Heiliger und einer der vier großen panhellenischen Agone. Nach der Mythologie führte Apollon die Spiele nach seinem Sieg über den Drachen Python ein. Ursprünglich fanden sie alle 8 Jahre nur mit einem musischen Wettbewerb statt und entsprechend ihrer Daseinsberechtigung war die Hymne auf Apollons Sieg über den oder die Python zentrales Anliegen der Feiern. In ihrer etablierten Form dauerten die Spiele 5 Tage. 590 v. Chr. wurden nach dem Sieg im 1. Heiligen Krieg über Kirrha durch die delphische Amphiktyonie hippische und gymnische Agone hinzugefügt und von Eurylochos der Agon der Pythien aus der Siegesbeute gestiftet. Ab 582 fanden die Spiele alle 4 Jahre statt. Besonderen Rang hatten die musikalischen Agone mit Gesang zur Kithara. Der ursprüngliche Geldpreis der verschiedenen Wettkämpfe wurde später durch einen Lorbeerkranz für die Sieger ersetzt. Die musischen Agone waren ein zentraler Teil der pythischen Spiele, fanden jedoch mindestens bis in das 3. Jh. v. Chr. hinein noch im Stadion statt, wo jeweils hölzerne Aufbauten angebracht wurden. Erst in der römischen Kaiserzeit lassen sich dramatische Agone nachweisen und diese möchte man dann doch im Theater annehmen.
Die Abfolge der Festlichkeiten im Einzelnen sah am 7. des Monats Bukataios das Opfer eines Bullen, einer Ziege und eines Schafs an Apollon (IG II2, 1126; CID 10 Z. 34; Mommsen 178-182 und überhaupt 149-214), begleitet von Prozessionen und möglicherweise einer Darstellung vom Kampf Apollons gegen den Drachen. Am 8. Bukataios (d.h. am unmittelbar folgenden Abend) folgte ein großes Festmahl, am 9. der musische Agon, am 10. der gymnische und am 11. die hippischen Agone. Zahlreiche Ehreninschriften von Siegern der pythischen Wettkämpfe sind erhalten, darunter solche, die auch deren Päan wiedergeben, mitunter sogar mit den Notenzeichen.

Literatur

Johann Heinrich Krause, Die Pythien, Nemeen und Isthmien aus den Schrift- und Bildquellen des Alterthums dargestellt (Leipzig 1841) 1-106.

G.M. Sifakis, Studies in the History of Hellenistic Drama. University of London Classical Studies 4 (London 1967) 95-98.

G. Roux, Delphi – Orakel und Kultstätten (München 1971) 156-159.

L. Polacco, Rites des saisons et drames sacres chez les Grecs, in: P. Ghiron-Bistagne (Hrsg.), Anthropologie et Théâtre antique, Actes de colloque international de Montpellier 6-8 mars 1986 (Montpellier 1987) 16 f.

D.H.J. Larmour, Stage and Stadium. Drama and Athletics in Ancient Greece, Nikephoros Beihefte 4 (Hildesheim 1999) 184.

R.G.A. Weir, Roman Delphi and its Pythian Games, phil. Diss. Princeton 1998.

A. Neumann-Hartmann, Das Wettkampfprogramm der panhellenischen Spiele im 5. Jh. v.Chr., Nikephoros 20, 2007, 123-130.

Inschriften und Quellen

Marmor Parium

Öffnet internen Link im aktuellen FensterStrabo

Öffnet internen Link im aktuellen FensterPausanias

Öffnet internen Link im aktuellen FensterPhilostrat

Öffnet internen Link im aktuellen FensterPlutarch

Pollux

Öffnet internen Link im aktuellen FensterInschriftliche Zeugnisse


Marmor Parium ep. 37; Hypothesis Pindar Pyth.

Siegespreis wurde ein Lorbeerkranz:
Nach Strabo IX 3,10 (421) hatte schon vorher ein Agon von Kitharöden bestanden, die den Paian auf Apollon sangen:
 
„Der älteste Agon zu Delphi wurde von Kitharasängern gehalten, welche ein Loblied auf den Gott sangen. Dieses aber hatten die Delphier gestiftet. Nach dem Krissäischen Kriege jedoch richteten die Amphiktyonen zu Ehren des Eurylochos Pferderennen und gymnastische Kämpfe um den Siegerkranz ein und nannten sie Pythia. Zu den Kitharasängern aber fügten sie Flötenbläser und Kitharaspieler ohne Gesang, die ein Musikstück aufführen sollten, welches der pythische Satz heißt. Es enthält 5 Teile: das Vorspiel, den Versuch, den Aufruf, die Jamben und Daktylen und die Pfeifen. In Musik setzte es Timosthenes um, der Admiral Ptolemaios II., der auch eine Zusammenstellung der Häfen in 10 Büchern geliefert hat. Er will durch dieses Musikstück den Kampf Apollons mit dem Drachen feiern, indem er durch das Vorspiel die Vorbereitung, durch den Versuch den ersten Versuch des Kampfes, durch den Aufruf den Kampf selbst, durch die Jamben und Daktylen – also in Versmaßen, von denen sich das eine zu Lobgesängen, der Jambus aber zu Schmähungen vorzüglich eignet – den Jubelgesang über den Sieg, und durch das Pfeifen das Verenden des Tieres ausmalt, indem diese gleichsam das letzte pfeifende Zischen des verendenenden Drachen nachahmen.“

Nun kamen ein Wettkampf der Aulodie und des einfachen Flötenspiels hinzu:

Pausanias X 7,2:

„Der erste Wettkampf, für den man zuerst Preise ausgesetzt habe, so berichtet man, sei gewesen, einen Hymnos auf den Gott zu singen. Und es sang und siegte mit seinem Gesang Chrysothemis aus Kreta, dessen Vater Karmanos Apollon entsühnt haben soll. Später als Chrysothemis habe, wie man berichtet, Philammon mit seinem Gesang gesiegt und nach ihm Thamyris, Philammons Sohn. Orpheus aus Prahlerei mit seinen Mysterien und wegen seines sonstigen Stolzes und Musaios wegen seiner Nachahmung des Orpheus in allem sollen es abgelehnt haben, sich in einem musischen Wettkampf prüfen zu lassen. … In der 48. Olympiade, an der Glaukias aus Kroton siegte, und zwar in ihrem dritten Jahr (586/86 v. Chr.), setzten die Amphiktyonen Preise für Kitharagesang aus wie schon früher, dazu aber fügten sie noch einen Wettkampf im Flötengesang und Flötenspiel. … In der 8. Pythiade richteten sie dazu noch das Kitharaspiel ohne Gesangsbegleitung ein, und der Tegeate Agelaos wurde bekränzt (558/57 v. Chr.). … Den Lorberkranz für den Sieg an den Pythien gibt es, wie mir scheint aus keinem anderen Grund, als weil Apollon nach der geltenden Sage die Tochter des Ladon geliebt hat (Die Tochter des Ladon hieß Daphne = Lorbeer).”

Pindar ___ in der 12. pythischen Ode wird Midas von Agrigent für seinen Sieg im Flötenspiel besungen.

Zum Auftritt von Kaiser Öffnet externen Link in neuem FensterNero bei den Pythien heißt es bei

Philostrat, Apollonios von Tyana V 7 (193):

„Über die dortigen Vorkommnisse, sagt Damis, habe Apollonios viele Gespräche geführt. Erwähnenswert seien aber vor allem folgende gewesen: Als sie einst im Herakleion saßen, lachte Menippos plötzlich laut auf, weil er sich an Nero erinnerte, und rief: „Was sollen wir von diesem Edelmann halten? In welchen Kämpfen mag er sich jetzt wohl bekränzen lassen? Werden unsere guten Griechen nicht unter Gelächter die Volksfeste besuchen?“ „Wie ich von Telesinus vernommen habe“, bemerkte Apollonios, „fürchtet der wackere Nero die Geisseln der Eleer. Als er nämlich von seinen Schmeichlern aufgemuntert wurde, sich olympische Siege zu erringen und dadurch Rom zu verherrlichen, antwortete er: ‚Ja, wenn mich die Eleer nicht behexen. Man sagt, sie geißeln und verhöhnen mich.’

Dergleichen unsinnige Worte ließ er vielfach auch sonst verlauten. Ich aber behaupte, daß Nero in Öffnet externen Link in neuem FensterOlympia Sieger bleiben wird; denn wer ist so tollkühn, sich ihm entgegenzustellen. In den Olympien aber wird er nicht siegen, da diese gar nicht in diese Zeit fallen. Nach alten Regeln fielen nämlich die Olympien in das vorige Jahr. Nero aber befahl den Eleern, sie aufzuschieben, bis er selbst kommen werde, wie wenn man nicht Zeus, sondern ihm zu opfern hätte. Und da kündigte er nun den Leuten Tragödien und Gesänge zur Kithara an, ohne Theater und Bühne für dergleichen zu haben - gibt es doch dort nur ein offenes, von der Natur geschaffenes Stadion, auf dem sich alles nackt übt -, und sagt, er sei willens, einen Ehrenpreis zu holen, während er sich doch schämen sollte, die Rüstung des Augustus und Julius von sich zu werfen und die Kleidung eines Amoibeus und eines Öffnet internen Link im aktuellen FensterTerpnos anzuziehen. Was sagst du dazu? Er ist ja so peinlich genau in seiner Darstellung eines Kreon oder Öffnet internen Link im aktuellen FensterÖdipus, dass er Angst hat, die richtige Türe zu verfehlen oder sich im Gewand und Szepter zu vergreifen.

Aber er hat so sehr seine Würde und diejenige der Römer vergessen, dass er, statt Gesetzgeber zu sein, zum Bänkelsänger geworden ist und außerhalb des Palastes betteln geht, wo er doch als Kaiser Staatsgeschäfte betreiben und über Land und Meer herrschen sollte. Es gibt zur Zeit mehrere Tragödiendichter, mein lieber Menippos, zu denen sich auch Nero zählt. Wenn nun aber einer von diesen Tragöden, erfüllt von seiner Rolle eines Oinomaos oder Kresphontes, von der Bühne weg selbst Herrscher werden möchte, was würdest du wohl dazu sagen? Würdest du nicht denken, dass er Nieswurz oder einen ähnlichen Trank nötig habe, der den Verstand wieder klar macht? Wenn aber der Herrscher Tragöde und Künstler wird, seine Stimme pflegt und die Eleer und Delphier fürchtet oder es doch für einen Gewinn hält, bei schlechtem Spiel nicht von denen gegeißelt zu werden, über die er doch herrschen sollte, was soll man dann von den unglücklichen Menschen sagen, die unter einem solchen Schandbuben zu leben haben.

Wer ist deiner Ansicht nach, mein bester Menippos, für die Griechen von größerem Verderben gewesen, Öffnet externen Link in neuem FensterXerxes mit seiner Brandstifterei oder Nero mit seinem Singsang? Überlege dir doch, welcher Aufwand für Neros Gesang betrieben wird, wie die Leute aus ihren Häusern vertrieben werden, wie sie nichts Wertvolles besitzen dürfen, wie sie selbst Geräte und Sklaven zur Verfügung stellen müssen und welchen schrecklichen Dingen ihre Frauen und Kinder ausgesetzt sind, weil Nero überall schändlichen Lüsten frönt. Welche entsetzlichen Händel entstehen allein nur um der Theater und Gesänge willen.

Da heißt es: Du bist gekommen, um Nero anzuhören. Du warst wohl da, hast aber ohne Begeisterung zugehört. Du hast gelacht, du hast nicht Beifall geklatscht, du hast kein Opfer dargebracht für seine Stimme, damit er noch glänzender erscheine an den Pythischen Festspielen. Die unzähligen Iliaden, die solche Spektakel über die Griechen bringen werden, kannst du dir vorstellen.

Und dass der Öffnet externen Link in neuem FensterIsthmos durchschnitten oder vielmehr nicht durchschnitten wird, obschon jetzt, wie es heißt, daran gearbeitet wird, das hat die Gottheit mir längst zu erkennen gegeben. „Und doch“, fiel hier Damis ein, „ist diese Durchstechung des Isthmos ein Plan, der alle übrigen Pläne Neros in den Schatten stellt. Du selbst siehst ja, wie groß er ist.“ „Gewiss“, bestätigte Apollonios, „aber die Halbheit spricht gegen ihn, sei es beim Gesang oder bei der Durchstechung. Da lobe ich mir den Xerxes, allerdings nicht, weil er die Brücke schlug, sondern weil er wirklich über den Hellespont herüberkam. Den Nero dagegen werde ich nie durch den Isthmos fahren sehen, noch wird er je sein Werk zu Ende führen. Vielmehr wird er, wenn nicht alle Wahrheit untergeht, voll Furcht aus Hellas fliehen.“ (Übers. V. Mumprecht)

Öffnet internen Link im aktuellen FensterPhilostrat, Apollonios von Tyana V 8 (194)

Öffnet internen Link im aktuellen FensterPhilostrat, Apollonios von Tyana V 9 (195)

Öffnet internen Link im aktuellen FensterPhilostrat, Apollonios von Tyana VI 10 (238)

Philostrat, Vitae sophistarum II 1 (553)

Philostrat, Vitae sophistarum II 27 (616)

Plutarch, moralia 410a:

Plutarch, moralia 414c.

Plutarch, defectu oraculorum 15 (moralia 417F-418A): 

„Am meisten aber irren sich die Gottesgelehrten in Delphi, wenn sie an einen Kampf glauben, welchen der Gott einst hier mit einer Schlange um das Orakel bestanden hat, und wenn sie die Dichter und Redner bei ihren Wettkämpfen im Theater davon reden lassen, wie wenn sie geflissentlich dem hochheiligen Fest, das sie feiern, widersprechen wollten.Da erhob der Geschichtsschreiber Philippus, welcher auch zugegen war, voll Verwunderung die Frage, welches denn das Fest sei, dem diese Wettstreiter widersprächen. Kein anderes meine ich, erwiderte Kleombrotos, als das, welches wegen des Orakels stattfindet, zu dem die Stadt eben alle Griechen, welche außerhalb der Pylen wohnen, bis nach Tempe geweihet und zusammengetrieben hat.“

Plutarch, Tischgespräche V (moralia Öffnet externen Link in neuem Fenster674d-Öffnet externen Link in neuem Fenstere):

„Bei der Feier der pythischen Spiele war die Rede davon, gewisse neu hinzugekommene Arten des Wettkampfes wieder abzuschaffen. Es waren nämlich vom ersten Anfang an nur dreierlei Wettspiele, für die Aulos, die Kithara und den Gesang zur Kithara eingeführt. In der Folge erlaubte man auch der Tragödie den Zugang, und da nun einmal gleichsam das Tor geöffnet war, so konnte man einer Menge von Spielen, die sich mit Gewalt hereindrängten, nicht mehr Widerstand leisten. So erhielt zwar das Fest eine angenehme Mannigfaltigkeit und Frequenz, konnte aber seinen ernsten und künstlerischen Charakter nicht auf Dauer erhalten, sondern machte auch den Kampfrichtern Vieles zu schaffen und zog ihnen natürlich vielfache Feindschaft von den in großer Zahl Unterlegenen zu. Vor allem aber glaubten sie, dass das Volk der Prosaisten und Dichter vom Wettkampf ausgeschlossen werden müsse, nicht aus Hass gegen die Wissenschaft, sondern weil sie diese, die doch die angesehensten unter den Kämpfern waren, oft abweisen und kränken mussten, sofern sie alle für ausgezeichnet hielten, und dennoch nicht alle Sieger werden konnten. … (Öffnet externen Link in neuem Fenster675B) Bei diesem Schriftsteller (Polemon von Athen) nun werdet ihr finden, daß im Schatzhaus der Sikyoner ein goldenes Buch in Verwahrung lag, welches die Dichterin Öffnet externen Link in neuem FensterAristomache von Erythrai nach erhaltenem Siegpreis bei den Öffnet internen Link im aktuellen FensterIsthmien dahin verehrt hatte. ... Denn zu den pythischen Spielen sind nur drei oder vier musische Wettkämpfe von Außen eingedrungen, die Wettkämpfe in körperlicher Fertigkeit aber haben sich größtenteils in ihrem ursprünglichen Bestand erhalten.” (Übers. nach Osiander - Schwab)

Pollux, onomastikon IV 84 zu den Hymnen (anders als Strabon):
(Text folgt)

Zu den Auftritten Kaiser Öffnet externen Link in neuem FensterNeros heißt es bei Cassius Dio, Epitome Buch 63 (1,1)  

„ Einerseits beteiligte sich nämlich Nero am Wettstreit unter den Kitharöden, und nachdem Öffnet internen Link im aktuellen FensterMenekrates, sein Lehrer in dieser Kunst, für ihn einen Triumph im Zirkus veranstaltet hatte, erschien der Kaiser als Wagenlenker. …

(8,2) Hingegen setzte er nach Griechenland über, ¼ er wollte vielmehr als Wagenlenker und Leierspieler auftreten, Proklamationen erlassen und bei Tragödien mitwirken.
(3) Rom genügte ihm offensichtlich nicht mehr und auch nicht das Öffnet internen Link im aktuellen FensterTheater des Pompeius sowie der Große Zirkus, es verlangte ihn vielmehr noch nach einem Feldzug in die Ferne, um, wie er sagte, «Sieger der großen Tour» zu werden. Und eine so gewaltige Masse nicht nur der Augustaner, sondern auch anderer Leute hatte er in seiner Begleitung, dass er damit, falls sie ein Kriegsheer gewesen wären, die Parther und die übrigen Völker hätte unterwerfen können.
(4) Sie waren jedoch nur von der Art, wie man es bei Truppen Neros erwarten durfte, und als Waffen trugen sie Leiern, Plektren, Masken und Kothurne. Und der Kaiser erfocht mit ihnen Siege, wie sie für solch ein Heer paßten, und überwältigte Terpnos, Diodoros sowie Pammenes statt eines Philipp, Perseus und Antiochos.
(5) Wahrscheinlich zwang er den genannten Pammenes trotz seines Alters - er hatte unter Gaius auf seiner Lebenshöhe gestanden - auch nur deshalb zum Wettkampf, um ihn besiegen und dann seine Ehrenstatuen verunstalten zu können.

9 (1) Hätte sich Nero mit diesen Taten begnügt (67 n. Chr.), so wäre er bloß zum Gegenstand des Gespöttes geworden. Indessen wie konnte wohl einer ruhig zuhören, geschweige denn ruhig zuschauen, daß ein Römer, ein Senator, ein Patrizier, ein pontifex maximus, ein Caesar, ein Kaiser, ein Augustus auf einem Anschlag unter den Wettkämpfern genannt wurde, seine Stimme übte, verschiedene Gesänge einstudierte, auf seinem Haupte langes Haar trug, während sein Kinn glatt rasiert war,
(2) seine Toga bei den Rennen über die Schulter warf, mit einem oder zwei Begleitern spazieren ging, seine Gegner scheel anblickte und ständig mit ihnen Stichelreden führte, vor den Spielordnern und Polizeidienern zitterte und ihnen allen heimlich Geld zusteckte, um nicht im Betretungsfall ausgepeitscht zu werden? Und all dies tat er, damit er den Wettkampf mit den Kitharöden, Tragöden und Herolden siegreich bestehe, im Wettstreit aber mit den Caesaren unterliege.
(3) Was dürfte es denn für eine schlimmere Proskription je geben als diese, bei der nicht Sulla die Namen anderer, vielmehr Nero seinen eigenen Namen auf die Liste setzte? Welcher Sieg ist wohl sinnloser als jener, bei dem er den Ölzweig, den Lorbeer, den Eppich oder den Fichtenkranz empfing, den politischen Kranz aber verlor?
(4) Indessen warum sollte man allein diese seine Handlungen beklagen, wo man doch sehen mußte, wie er sich auf Kothurne stellte, nur um vom Throne zu stürzen, daß er unter Preisgabe seiner Herrscherwürde die Maske anlegte, um in der Rolle eines entlaufenen Sklaven zu betteln, sich als Blinderführen zu lassen, die Schwangere zu spielen, ein Kind zu gebären, den Verrückten zu machen, sich in der Fremde herumzutreiben, wobei er mit Vorliebe den Part eines Öffnet internen Link im aktuellen FensterOedipus, Öffnet internen Link im aktuellen FensterThyestes, Heracles, Alcmeon und Orestes übernahm?
(5) Was die Masken anlangt, die er trug, so waren sie teils eben jenen Personen angepaßt, teils gaben sie ihn selbst wieder; die weiblichen Masken hingegen waren samt und sonders nach Sabinas Gesichtszügen gestaltet, damit auch sie, obschon tot, am Schauspiel teilnehme.
(6) Und auch all das, was die gewöhnlichen Akteure bei ihrem Auftreten spielen müssen, ahmte er nach, in Wort, in Tat und in Unterwerfung unter fremden Willen, nur daß man goldene Ketten verwendete, um ihn zu fesseln; denn man fand anscheinend als unschicklich für einen römischen Kaiser, sich in eiserne Fesseln legen zu lassen. (10,1) ¼ Vgl. Lukian, Ind. (Der ungelehrte Büchernarr) 8f. und Lukian, pisc. 33.

Inschriftliche Zeugnisse:

Proxeniebeschluß zu Ehren des Dichters Nikandros von Kolophon, vor 201 v. Chr.
Öffnet externen Link in neuem FensterB. Haussoullier, BCH 6, 1882, 218; H. Pomtow, Zur Datierung des delphischen Paian und der Apollon-Hymnen, Rheinisches Museum für Philologie 49, 1894, 581 f.; Öffnet externen Link in neuem FensterL. Couve, Inscriptions de Delphes, BCH 18, 1894, 72.

Weihung des Pythodoros aus Klazomenai.
Öffnet externen Link in neuem FensterL. Couve, Inscriptions de Delphes, BCH 18, 1894, 70.

Weihung des Smyrnäers Julianos, Sohn des Nikias.
Öffnet externen Link in neuem FensterL. Couve, Inscriptions de Delphes, BCH 18, 1894, 70; L. Robert, Études épigraphiques et philologiques. Bibliothèque de l’école des hautes études (Paris 1938) 26 Taf. VIII.

Inschrift für Quintus Semiarius.
L. Robert, Études épigraphiques et philologiques. Bibliothèque de l’école des hautes études (Paris 1938) 28.

Dekret von Öffnet internen Link im aktuellen FensterGortyn zugunsten des Tib. Sca… Sosimos, CIG 1719:

Übersetzung:
„Die Stadt der Gortynier (ehrt) den Tiberius Sca… Zosimos, der als pythischer Flötenspieler die Pythien gewonnen hat und als erster seit Anbeginn der Zeit als Chorflötenspieler dieselben pentaeterischen Spiele, in Rom als pythischer Flötenspieler, die Aktischen Spiele als Chorflötenspieler, die Isthmischen Spiele als
[], die Hadrianeien in der Einzelausscheidung, beim Koinon der Griechen als pythischer Flötenspieler und als Chorflötenspieler, die Nemeen als pythscher Flötenspieler, die Urania 2 mal, den Koinon von Asien 13 mal, den Koinon von Kreta 3 mal als pythischer Flötenspieler, als Chorflötenspieler in der Einzelausscheidung und [die meisten]
anderen … ”

Lit.: Öffnet externen Link in neuem FensterG. Daux, Inscriptions de Delphes, BCH 68/69, 1944/45, 123-125 § 36 ; E.J. Jory, A PAIS KWMWDOS and the DIA PANTWN. Some problems of festival competitions, Bulletin of the Institute of Classical Studies 14, 1967, 86.

Statuenbasis für den samischen Flötenspieler und Kitharöden Satyros, Sylloge3 648B (194 v. Chr.):

Übersetzung:
„Satyros, Sohn des Eumenes, aus Samos. Dem ersten, der allein ohne Antagonisten auftrat, um im Agon Flöte zu spielen und der dem Gott und den Hellenen würdig erschien, nach dem gymnischen Agon beim Opfer im Pythischen Stadion ein Lied mit Chor für Dionysos und Kitharalied aus den Bacchen des Euripides.“

Lit.: W. Dörpfeld – E. Reisch, Das griechische Theater (Athen 1896) 259; E. Preuner, Ein delphisches Weihgeschenk (Leipzig 1900) 70 f.; E. Preuner, Griechische Siegerlisten, Athener Mitteilungen 28, 1903, 369; M. P. Nilsson, Zur Geschichte des Bühnenspiels in der römischen Kaiserzeit (Lund 1906) 16 ff.; Th. Birt, Die Schaubauten der Griechen und die attische Tragödie. Schriften der Gesellschaft für Theatergeschichte 42 (Berlin 1931) 27; G. M. Sifakis, Studies in the History of Hellenistic Drama. University of London Classical Studies 4 (London 1967) 22 f. 96 f.; E. J. Jory, A PAIS KWMWDOS and the DIA PANTWN. Some problems of festival competitions, Bulletin of the Institute of Classical Studies 14, 1967, 86; E. Csapo - W.J. Slater, The Context of Ancient Drama (Ann Arbor 1995) 45.

Dekret für einen Enkomiographen.

Lit.: L. Robert, Études épigraphiques et philologiques (Paris 1938) 17-30.


Öffnet internen Link im aktuellen FensterDekret der Stadt Nikomedia für den Flöten- und Chorflötenspieler T. Aurelius Theodotos

Dekret für Eudoxos aus Argos. 

Lit.: Öffnet externen Link in neuem FensterL. Couve, Inscriptions de Delphes, BCH 18, 1894, 70.

Proxeniebeschluß für Aristonoos von Öffnet internen Link im aktuellen FensterKorinth, Dichter eines noch erhaltenen Paian.

Übersetzung:
”Die Delphier gewähren dem Aristonoos, nachdem dieser die Hymnen für die Götter gemacht hat, ihm und seinen Nachkommen die Proxenie, die Euergesie, die Promantie, die Prohedrie, die Prodikie und das Recht auf Asyl im Krieg und im Frieden, die Freiheit von Abgaben auf alles und das Vorsteherrecht wie bei den Delphern, als Damochareos Archont war, Antandros, Erasippos und Euarchides Ratsherren. … (es folgt der Paian)”

Lit.: Öffnet externen Link in neuem FensterH. Weil, Inscriptions des Delphes. Un péan Delphique, BCH 17, 1893, 561-568; RE II,1 (Stuttgart 1895) 967 s.v. Aristonous Nr. 7 (Otto Crusius) (Öffnet externen Link in neuem Fensterwikisource); Öffnet externen Link in neuem FensterOtto Crusius, Die Delphischen Hymnen: Untersuchungen Über Texte und Melodien (Göttingen 1894); Théodore Reinach, La musique du nouvel hymne de Delphes, BCH 18, 1894, 363-389 (Öffnet externen Link in neuem FensterPersée); Henri Weil, Un nouvel hymne à Apollon, BCH 18, 1894, 345-362 (Öffnet externen Link in neuem FensterPersée); Nikolaos Aspiotes, Prosopographia musica Graeca (Berlin 2006) 75 Nr. 274.

Öffnet internen Link im aktuellen FensterProxeniebeschluß für den "melischen" Dichter Kleochares aus dem Schatzhaus der Athener.

Öffnet internen Link im aktuellen FensterDekret gegen 335 v.Chr. für Aristoteles und seinen Neffen Kallisthenes.

Der Öffnet externen Link in neuem FensterHl. Cyprian (200-257 n. Chr.) hatte noch als Kind das Schauspiel der Drachentötung gesehen (im Theater?). Da Cyprian Bischof von Kartago war und sich sein Leben in der dortigen Region abspielte, wird sich die Bemerkung eher auf die Pythien in Karthago beziehen. Fraglich bleibt hierbei, inwieweit man Rückschlüsse von den dortigen Vorführungen auf solche bei den Pythien in Delphi ziehen kann.

Quelle: confessio S. Cypr. Act. SS. Sept. VII 222.