THEBEN, Θῆβαι (Böotien, Achaea)
Lage
Quellen
Plutarch, Sulla 19
„Das Siegesfest für diese Schlacht (Chaironeia) feierte Sulla in Theben und ließ den Festplatz bei der Ödipusquelle herrichten. Als Kampfrichter waren aber die Griechen aus anderen Städten berufen, weil er gegen die Thebaner einen unversöhnlichen Haß hegte, und er nahm ihnen auch die Hälfte ihres Gebietes ab und weihte es dem pythischen Apollon und dem Zeus von Olympia mit der Bestimmung, dass aus den Erträgen den Göttern das Geld, das er ihnen genommen hatte, zurückerstattet werden solle.“
Zur Stelle aber: A. Schachter , The Cults of Boeotia 1. Acheloos to Hera, British Institute for Classical Studies Suppl. 38,1 (London 1981-1994) 191 Anm. 3.
Pausanias IX 16, 6
„Am sog. Proitidischen Tor ist ein Theater gebaut und ganz in der Nähe des Theaters ein Tempel des Dionysos mit dem Beinamen Lysios.”
Das 'Proitidische Tor' ist nach den Proitiden, den Nachfahren des Proiteus, des Königs von Tiryns benannt. In der Tragödie 'Sieben-gegen-Theben' Z. 377 des Aischylos kämpft Tydeus vor dem Proitos-Tor. Eine Komödie des Theophilos trägt den Titel Proitides, doch ist deren Inhalt im Wesentlichen unbekannt.
Beschreibung
Das Theater am Proitidischen Tor ist nicht sicher lokalisiert. Verschleppte Sessel der Prohedrie sind allerdings gefunden worden:
Literatur
A.Keramopoullos, Arch. Delt. 3, 1917, 362-364.
S. Symeonoglou, The Topography of Thebes (Princeton 1985) 139. 189-190.
RE V A (Stuttgart 1934) 1443. 1446 s.v. Thebai (F. Schober).
F. Sear, Roman Theatres. An Architectural Study. Oxford Monographs in Classical Archaeology (Oxford 2006) 408.
Marco Germani, ‘Ipotesi di contestualizzazione di alcuni sedili nel museo archeologico di Tebe, in: E. Lanzillo - A. Arnaldi - S. Antolini (Hrsg.), Giornata di studi per Lidio Gasperini (Rom 2010) 249-265.
Marco Germani, Tebe Neos Synoichismos, Gli scavi dal 1967 al 1997. Il teatro antico e la sua ricostruzione, in: Alexander Mazarakis Ainian (Hrsg.), Αρχαιολογικό έργο Θεσσαλίας και Στερεάς Ελλάδας - Archeologhikon ergon tis Thessalias Stereas Ellades (Volos 2013) 985-998.
Marco Germani, Boiotian theatres: an overview of the regional architecture, in: Rune Frederiksen - Elizabeth R. Gebhard - Alexander Sokolicek (Hrsg.), The Architecture of the Ancient Greek Theatre, Acts of an International Conference at the Danish Institute at Athens, 27-30 January 2012 (Athen 2015) 355 (academia.edu)
Veranstaltungen
Aus unbekanntem Anlaß wurde dem berühmten Auleten Pronomos eine Ehrenstatue aufgestellt:
Pausanias IX 12,5-6:
(5) ἀνδριάς τέ ἐστι Προνόμου ἀνδρὸς αὐλήσαντος ἐπαγωγότατα ἐς τοὺς πολλούς. τέως μέν γε ἰδέας αὐλῶν τρεῖς ἐκτῶντο οἱ αὐληταὶ καὶ τοῖς μὲν αὔλημα ηὔλουν τὸ Δώριον, διάϕοροι δὲ αὐτοῖς ἐς ἁρμονίαν τὴν Φρύγιον ἐπεποίηντο οἱ αὐλοί, τὸ δὲ καλούμενον Λύδιον ἐν αὐλοῖς ηὐλεῖτο ἀλλοίοις: Πρόνομος δὲ ἦν ὃς πρῶτος ἐπενόησεν αὐλοὺς ἐς ἅπαν ἁρμονίας εἶδος ἔχοντας ἐπιτηδείως, πρῶτος δὲ διάϕορα ἐς τοσοῦτο μέλη ἐπ᾽ αὐλοῖς ηὔλησε τοῖς αὐτοῖς. (6) λέγεται δὲ ὡς καὶ τοῦ προσώπου τῷ σχήματι καὶ τῇ τοῦ παντὸς κινήσει σώματος περισσῶς δή τι ἔτερπε τὰ ϑέατρα: καί οἱ καὶ ᾆσμα πεποιημένον ἐστὶ ἐς προσόδιον ἐς Δῆλον τοῖς ἐπ᾽ Εὐρίπῳ Χαλκιδεῦσι. τοῦτόν τε οὖν ἐνταῦθα οἱ Θηβαῖοι ... ἀνέϑεσαν.
„Es steht da eine Statue des Flötenspielers Pronomos, der für die meisten am hinreißendsten spielte. Bis dahin besaßen die Flötenspieler nämlich drei Arten von Flöten, auf der einen bliesen sie die dorische Weise, anders waren ihren Flöten für die phrygische Musik gebaut, und auf wieder anderen Flöten wurde die sog. lydische Weise geblasen. Pronomos aber war es, der zuerst Flöten erfand, die für jede Musikart geeignet waren, und zuerst so verschiedene Melodien auf derselben Flöte blies. Es heißt auch, dass er durch sein Minenspiel und die Bewegungen seines ganzen Körpers die Zuschauer außerordentlich ergötzte. Er hatte auch ein Einzugslied nach Delos für die Chalkidier am Euripos komponiert. Diesen also stellten die Thebaner hier auf ... "
Kommentar: Zu Pronomos vgl. Pausanias IV 27,7.
Lit.: B. Zimmermann, Dithyrambos. Geschichte einer Gattung, Hypomnemata, 98 (Göttingen 1992) 127.
Die Aufstellung des Denkmals für den Sänger Kleon wird ebenfalls in einem Zusammenhang mit dem Theater in Theben zu sehen sein:
Athenaios I 33 (19B):
„Denn auch die einfache Künste schätzten die Griechen später erheblich höher ein als die in der Erziehung erworbene Geistesbildung. Die Einwohner von Histiaia und Oreos errichteten beispielsweise im Theater ein ehernes Standbild, das den Jongleur Theodoros darstellt, wie er einen Stein in der Hand hält. Ebenso verfuhren die Bürger von Milet mit dem Kitharaspieler Archelaos. In Theben dagegen gibt es kein Denkmal für Pindar, stattdessen aber für den Sänger Kleon, auf dem geschrieben steht:
«Dies hier ist Kleon, der Sänger aus Theben, der Sohn des Pytheas.
er hat sich Preise an Zahl niemandem gleich einst verschafft,
dank seiner eigenen Kraft, sowie Ruhm, der den Himmel erreichte.
Glück mit dir, der du berühmt, Kleon, des Vaterlandes Stolz!»" (Übers. C. Friedrich)
„Ferner war der Possenreißer Eudikos berühmt, weil er Ring- und Faustkämpfer nachahmte, wie Aristoxenos überliefert. Straton aus Taras wiederum war wiederum wurde für die Nachahmung der Dithyramben bestaunt, und die Leute aus Oinonas in Süditalien wegen ihrer Gesänge zur Kithara. Dieser stellte sowohl den Kyklops als einen Schwätzer wie auch den schiffbrüchigen Odysseus als einen stammelnden Tölpel dar, wie derselbe Autor überliefert. Diopeithes aus Lokroi - so berichtet Phanodemos - erschien in Theben und befestigte unter seinem Gürtel unter der Kleidung Schläuche voll Wein und Milch, drückte diese aus und behauptete, er hole es aus seinem Magen. Durch Tricks dieser Art war auch der Pantomime Noëmon beliebt. ... Es gab auch allbekannte umherziehende Schausteller, zu denen Kephisodoros und Pantaleon gehörten. Xenophon erwähnt den Spaßmacher Philippos." (Übers. C. Friedrich)
Kommentar: Die Bemerkung des bei Athenaios überlieferten Historikers Phanodemos wirft ein Schlaglicht auf die Vorführungen im griechischen Mimos.
Zum Mimos in Theben ebenso:
Herakleia:
Lit.: P. Roesch, Les Hérakleia de Thèbes, ZPE 17, 1975, 1-7; A. Schachter , The Cults of Boeotia 2. Herakles to Poseidon, British Institute for Classical Studies Suppl. 38,2 (London 1981-1994) 25-30.
Quellen:
Siegerinschrift eines Flötenspielers aus dem frühen 3. Jh. n. Chr., FdD III 1, Nr. 550, Z. 6.
Lit.: P. Herz, Die musische Agonistik und der Kunstbetrieb der Kaiserzeit, in: J. Blänsdorf (Hrsg.), Theater und Gesellschaft im Imperium Romanum. Mainzer Forschungen zu Drama und Theater 4 (Tübingen 1990) 186.
Dionysien:
Ein Beschluß der Amphiktyonen in Delphi hält die Rolle der dionysischen Techniten am Fest zu Ehren des Dionysos Kadmeios "im Kadmeion" zu Theben fest. Inwieweit hiermit auch Veranstaltungen im Theater zu Theben gemeint sein können, kann hier nicht entschieden werden. Immerhin hält Pausanias IX 16,6 (siehe oben) die Nähe des thebanischen Theaters zum Dionysos-Heiligtum ausdrücklich fest. FD III 1, 351:
Lit.: E. Csapo – W. J. Slater, The Context of the Ancient Drama (Ann Arbor 1995) 245 f. Nr. 41 (engl. Teilübersetzung).
Personen des Theaterlebens
Ariston, Komödiendichter (Theater Orchomenos)
Diokles, Aulos-Spieler (Theater Orchomenos)
Eieron, Rhapsode (Theater Orchomenos, Theater Oropos)
Glaukias, Herold (Theater Orchomenos, Theater Oropos)
Glaukias, Schauspieler (Theater Oropos)
Kabirichos, Schauspieler (Theater Orchomenos)
Kallipos, Dichter (Theater Orchomenos, Theater Oropos)
Kallistratos, Schauspieler (Theater Orchomenos)
Nikon, Aulos-Spieler (Theater Orchomenos, Theater Oropos)
Stratinos (Theater Orchomenos)