Plinius, nat. hist. XXXVI 115:
Non patiar istos duos ne hac quidem gloria famae frui, docebimusque etiam insaniam eorum victam privatis opibus M. Scauri, cuius nescio an aedilitas maxime prostraverit mores maiusque sit Sullae malum tanta privigni potentia quam proscriptio tot millum. in aedilitate hic sua fecit opus maximum omnium, quae umquam fuere humana manu facta, non temporaria mora, verum etiam aeternitatis destinatione. theatrum hoc fuit; scaena ei triplex in altitudinem CCCLX columnarum in ea civitate, quae sex Hymettias non tulerat sine probro civis amplissimi. ima pars scaenae e marmore fuit, media e vitro, inaudito etiam postea genere luxuriae, summa e tabulis inauratis; columnae, ut diximus, imae duodequadragenum pedum. signa aerea inter columnas, ut indicavimus, fuerunt Ill numero; cavea ipsa cepit hominum LXXX, cum Pompeiam theatri totiens multiplicata urbe tantoque maiore populo sufficiat large XXXX sedere. reliquus apparatus tantus Attalica veste, tabulis pictis, cetero choragio fuit, ut, in Tusculanam villam reportatis quae superfluebant cotidiani usus deliciis, incensa villa ab iratis servis concremaretur HS CCC
„Ich möchte nicht zugeben, dass jene beiden (schlechten Kaiser Gaius und Nero) sich dieses Ruhmes in der öffentlichen Meinung erfreuen, und wir werden zeigen, dass deren Wahnsinn vom privaten Reichtum des M. Scaurus übertroffen wurde, dessen Ädilität die Sitten vielleicht am meisten verdarb und dessen große Macht als Sullas Stiefsohn vermutlich ein größeres Übel war als die Proskription von abertausend Menschen. Dieser (Scaurus) ließ während seiner Ädilität das größte aller Bauwerke errichten, das jemals von Menschenhand geschaffen wurde, nicht für befristete Dauer, sondern sogar für die Ewigkeit bestimmt. Es war ein Theater; seine Bühne bestand aus drei Stockwerken mit 360 Säulen, und das in einer Stadt, die schon sechs Säulen aus hymettischem Marmor nur unter Vorwürfen gegen einen ihrer angesehensten Bürger hingenommen hatte. Der untere Teil der Bühne bestand aus Marmor, der mittlere aus Glas, eine auch später noch unerhörte Art des Luxus, der oberste aus vergoldeten Tafeln; die untersten Säulen waren, wie schon gesagt [§ 6], 38 Fuß hoch. Die Zahl der bronzenen Bildwerke zwischen den Säulen betrug 3000, wie wir schon mitgeteilt haben (XXXIV 36); der Zuschauerraum selbst fasste 80.000 Menschen, während das Theater des Pompeius mit seinen 40.000 Sitzen weitaus genügt, obgleich sich die Stadt um ein Vielfaches vergrößert und die Bevölkerung beträchtlich zugenommen hat. Die übrige Einrichtung an attalischen Teppichen, Gemälden und sonstigen Requisiten war so groß, dass Gegenstände im Wert von 30.000.000 Sesterzen verbrannten, als man den für den täglichen Gebrauch überflüssigen Prunk auf das Landhaus in Tusculum brachte und dieses von erzürnten Sklaven in Brand gesteckt wurde."
Cicero, pro Sestio LIV 115-116:
(LIV; 115) veniamus ad ludos; facit enim, iudices, vester iste in me animorum oculorumque coniectus ut mihi iam licere putem remissiore uti genere dicendi. comitiorum et contionum significationes sunt interdum verae, sunt non numquam vitiatae atque corruptae; theatrales gladiatoriique consessus dicuntur omnino solere levitate non nullorum emptos plausus exilis et raros excitare; ac tamen facile est, cum id fit, quem ad modum et a quibus fiat, et quid integra multitudo faciat videre. quid ego nunc dicam quibus viris aut cui generi civium maxime plaudatur? neminem vestrum fallit. sit hoc sane leve, quod non ita est, quoniam optimo cuique impertitur; sed, si est leve, homini gravi leve est, ei vero qui pendet rebus levissimis, qui rumore et, ut ipsi loquuntur, favore populi tenetur et ducitur, plausum immortalitatem, sibilum mortem videri necesse est.
(116) ex te igitur, Scaure, potissimum quaero, qui ludos apparatissimos magnificentissimosque fecisti, ecquis istorum popularium tuos ludos aspexerit, ecquis se theatro populoque Romano commiserit. ipse ille maxime Ludius, non solum spectator sed actor et acroama, qui omnia sororis embolia novit, qui in coetum mulierum pro psaltria adducitur, nec tuos ludos aspexit in illo ardenti tribunatu suo nec ullos alios nisi eos a quibus vix vivus effugit. semel, inquam, se ludis homo popularis commisit omnino, cum in templo virtutis honos habitus esset virtuti, Gaique Mari, conservatoris huius imperi, monumentum municipi eius et rei publicae defensori sedem ad salutem praebuisset.
(LIV; 115) „Wir wollen jetzt zu den Spielen kommen. Denn die gespannte Aufmerksamkeit, mit der ihr mich anschaut, ihr Richter, lässt mich hoffen, einen etwas lockereren Ton anschlagen zu dürfen. Gunstbezeugungen bei Wahlen und in den Volksversammlungen sind bisweilen echt, bisweilen sind sie gefälscht und eine Folge von Bestechung. Unter den Besuchern von Theatervorstellungen und Gladiatorenkämpfen gebe es, so sagt man, gewöhnlich nur durch die Charakterlosigkeit einiger weniger gekauften Beifall, und auch der ist nur dünn und selten. Und doch ist es leicht, wenn es zu diesem Beifall kommt, zu erkennen, wie es dazu kommt, von wem er ausgeht und wie sich die unbestochene Volksmenge dazu stellt. Muss ich nun wirklich noch etwas darüber sagen, welchen Männern und welcher Art von Bürgern man am meisten Beifall spendet? Jeder von euch weiß das. Dieser Beifall mag, ich gebe das zu, unerheblich sein, was aber dann doch nicht der Fall ist, weil er gerade den Besten zuteil wird. Aber wenn er unerheblich ist, so ist er es nur für einen charakterstarken Mann, wer aber von den unbedeutendsten Dingen abhängig ist, wer sich von der öffentlichen Meinung und, wie die Betreffenden sich selbst ausdrücken, von der Gunst des Volkes beherrschen und leiten lässt, für den bedeutetet notwendigerweise der Applaus die Unsterblichkeit, das Auszischen den Tod.
(116) Dich Scaurus, frage ich nun ausdrücklich, der du ja die aufwändigsten und großartigsten Spiele veranstaltet hast: Hat einer von den genannten Popularen deine Spiele besucht, hat einer es gewagt, im Theater vor den Augen des römischen Publikums zu erscheinen? Selbst Clodius, dieser Erzkomödiant, nicht nur Zuschauer, sondern auch Schauspieler und Possenreisser in einer Person, der alle Balletteinlagen seiner Schwester kennt, der sich in einer Frauenversammlung als Harfenspieler einführen lässt, der hat während seines Tribunats, in dem es damals heiß herging, weder deine Spiele noch irgendwelche anderen besucht, mit Ausnahme derjenigen, bei denen er kaum mit dem Leben davonkam. Überhaupt nur einmal, sage ich, wagte sich dieser Mann des Volkes ins Theater. Das war an dem Tag, an dem im Tempel der Virtus der Tugend Ehre erwiesen wurde und das Bauwerk des Gaius Marius, des Retters unseres Reiches, als Stätte der Senatssitzung diente ... " (Übers. nach G. Krüger)
Literatur: G. Krüger, M. Tullius Cicero. Pro P. Sestio oratio - Rede für P. Sestius, Reclams Universalbibliothek, 6888 (Stuttgart 1980); J.Cl. Golvin, L'amphithéâtre romain. Essai sur la théorisation de sa forme et de ses fonctions, I-II (Paris 1988) 28; G. Tosi, Gli edifici per spettacoli nell'Italia romana (Rom 2003) 21.