LOPODUNUM, Ladenburg (Germania Superior)

Lopodunum-Ladenburg, Plan der Siedlung mit Lageangabe des vermuteten Theaters (Abbildung: Imperium Romanum)

Inschriften


Mehrere als Sitzsteine identifizierte Quader tragen Inschriften, die offenbar die Eigentümer der betreffenden Plätze anzeigen. Unter diesen scheinen auch führende Vertreter der pagi bzw. Gaue vorzukommen. Ähnlich beschriftete Sitzsteine gibt es gerade unter den hiesigen Provinztheatern häufiger, wofür die Orte Öffnet internen Link im aktuellen FensterBad Kreuznach, Öffnet internen Link im aktuellen FensterAlzey, Öffnet internen Link im aktuellen FensterPachten, Öffnet internen Link im aktuellen FensterTrier-Altbachtal und Öffnet internen Link im aktuellen FensterRottweil oder Öffnet internen Link im aktuellen FensterVieux und neuerdings Öffnet internen Link im aktuellen FensterHorburg-Wihr angeführt werden können. Aber auch die großen Theater im gesamten römischen Imperium bieten zahlreiche Beispiele inschriftlich reservierter Plätze, wie etwa Rom, Volterra, Fermo, Minturnae, Pompeji, Taormina, Syrakus, Pola, Aquincum, Stobi, Karthago, Jol, Tipasa, Arles, Tarragona, Merida, Orange, Lyon und Öffnet internen Link im aktuellen FensterParis. Die Sitzplätze in Amphitheatern konnten ebenfalls derartig beschriftet sein, wofür wiederum Trier einige Beispiele liefert. Die pagi waren im gallischen Bereich kleine administrative Einheiten unterhalb der civitates und spiegeln die einheimische Stammesstruktur wider (vgl. Caesar, bellum gallicum I 12,4; I 27; Plutarch, Caesar 15). Nach Flavius Josephus, bellum iudaicum II 16,4 waren beim gallischen Provinziallandtag zu Lyon 305 Gaue vertreten. Man kann mit durchschnittlich 5 Gauen pro civitas rechnen.

Lit.: R. Wiegels, Lopodunum III. Inschriften und Kultdenkmäler aus dem römischen Ladenburg am Neckar, Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 59 (Stuttgart 2000) 63 ff. Nr. 18-26. S. 189.

Ladenburg, Sitzstein mit der Inschrift XIII 6421 des Quintus Vennonius; AO: Museum Ladenburg (Photo: Rüdiger Gogräfe).

Beispiele:

CIL XIII 6421 (B) und (C):

[Vic(anis)] Lopodun(ensibus) Q(uintus) Vennonius [

Vic(anis) Lop(odunensibus) Q(uintus) Gabinius [

 ] Pompeianus

Vic(anis) Lop(odunensibus) Martialin(ius) Ma[

[Vic(anis) Lopodunensibu]s Q(uintus) Cassius [

] Peregrinus

Lit.: H. Wolff, Die Bewohner des römischen Alzey. Vicani Altiaienses, in: F.K. Becker (Hrsg.), 1750 Jahre Alzey  (Alzey 1973) 40; R. Wiegels, Lopodunum III. Inschriften und Kultdenkmäler aus dem römischen Ladenburg am Neckar, Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 59 (Stuttgart 2000) 64 Nr. 19; G. Alföldy, Die Inschriftenkultur. Lesen und Schreiben in der Provinz, in: Imperium Romanum. Roms Provinzen an Neckar, Rhein und Donau, Begleitband zur Ausstellung des Landes Baden-Württemberg im Kunstgebäude Stuttgart 1. Oktober 2005 bis 8. Januar 2006 (Esslingen 2005) 115 Abb. 106; T. Jones, Pre-Augustan Seating in Italy and the West, in: T. Wilmott (Hrsg.), Roman Amphitheatres and spectacula: a 21st-Century Perspective, Papers from an international conference held at Chester, 16th-18th February, 2007, BAR Int. Ser. 1946 (Oxford 2009) 127-139.

weblink:

Öffnet externen Link in neuem Fensterwww.ubi-erat-lupa.org/site/?show=datenblatt/datenblatt.asp?nr=13793

Ladenburg, Sitzstein mit der Inschrift CIL XIII 6422a; AO: Museum Ladenburg (Photo: Rüdiger Gogräfe).
CIL XIII 6422 a:

T(itus) (vacat) Fl(avius) Ian(uarius) m(agister?) p(agi?)

Lit.: Wiegels, Lopodunum III 66 Nr. 22; M. Grünewald, Ein Hauch von Rom. Schätze aus den Mannheimer Sammlungen = A. Wieczorek - H. Wiegand - M. Tellenbach (Hrsg.), Publikationen der Reiss-Engelhorn-Museen, 69 (Mannheim 2016) 132.

Maße

Br Bühnengebäude (?) 90 m
Dm orchestra 30 m

Beschreibung


Es handelt sich um ein gallo-römisches Theater aus dem 2. Jh. Ausrichtung NW. Es ist vor allem durch Luftaufnahmen bekannt und wurde zwischen 1967 und 1968 vollkommen zerstört. Scheinbar wurde in dem flachen Gelände ein Wall aufgeschüttet, auf den Sitzsteine platziert wurden, welche die Namen ihrer Stifter trugen. Von diesen haben sich Beispiele erhalten, die im Museum Ladenburg und in Landesmuseum Karlsruhe aufbewahrt werden. In dem noch bis in das 19. Jh. als Steinbruch dienenden Gelände wurde ein Altar für den Genius des Gaues der Neckarsweben gefunden, der sicherlich dem Theater zuzuordnen ist und der darauf hindeuten mag, dass dort Versammlungen des Gauvertreter stattfanden, in deren Rahmen man auch Festspiele gab. Von solchen Spielen legt noch eine Schauspielermaske aus der näheren Umgebung Zeugnis ab.

Literatur


B. Heukemes, Die Entdeckung des römischen Kulttheaters von Lopodunum, Der Lobdengau 20,5, 1967.

Ph. Filtzinger – D. Planck – B. Cämmerer (Hrsg.), Die Römer in Baden-Württemberg (Stuttgart 1976) 126. 348 Taf. 71 (Lageplan).

U. Niffeler, Römisches Lenzburg: Vicus und Theater. Veröff. Ges. Pro Vindonissa 8 (Brugg 1988) 149 Nr. 105.

P. Ciancio Rossetto - G. Pisani Sartorio (Hrsg.), Teatri greci e romani, II (Rom 1994-96) 61.

S. Sommer, Vom Kastell zur Stadt. In: H. Probst (hrsg.), Ladenburg – Aus 1900 Jahren Stadtgeschichte (1998) 152 f.

W. Spickermann, Germania Superior. Religionsgeschichte des römischen Germanien I, Religionen der Römischen Provinzen 2 (Tübingen 2003) 453 f.

K. Kortüm, Städte und kleinstädtische Siedlungen. Zivile Strukturen im Hinterland des Limes, in: Imperium Romanum. Roms Provinzen an Neckar, Rhein und Donau, Begleitband zur Ausstellung des Landes Baden-Württemberg im Kunstgebäude Stuttgart 1. Oktober 2005 bis 8. Januar 2006 (Esslingen 2005) 157 Abb. 168.

F. Sear, Roman Theatres – An Architectural Study (Oxford 2006) 218.

Ausstattung


Altar eines Genius (?):

Genio ((anaplyphum)) c(ivitatis) U(lpiae) S(ueborum) N(icrensium)
[Dis Dea] ((anaglyphum)) [bus]qu(e)
[---] ((anaglyphum)) [---]
[---] ((anaglyphum)) [---]
((anaglypha))
v(otum) s(olvit) l(ibens) l(aetus) m(erito)

Literatur: R. Wiegels, Lopodunum III. Inschriften und Kultdenkmäler aus dem römischen Ladenburg am Neckar, Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 59 (Stuttgart 2000) 33 f. Nr. 1 Abb. 3; S. 189