Inschrift
Inschrift auf einem als Sitzstein gedeuteten Block:
lo(cum habet) Ga(ius) Bis(ius) Secundius
Literatur: B. Stümpel, Alzeyer Geschichtsblätter 1, 1964, 152; B. Stümpel, Mainzer Zeitschrift 60/61, 1965/66, 168; E. Künzl, Corpus Signorum Imperii Romani II 1, Germania superior, Alzey und Umgebung (Mainz 1975) 41 f. Nr. 39 Taf. 49; U. Schillinger-Häfele, Vierter Nachtrag zum CIL XIII und zweiter Nachtrag zu Fr. Vollmer, Inscriptiones Bavariae Romanae, BerRGK 58, 1977, 473 f. Nr. 29; P. Herz, Die Eigennamen der Alzeyer Inschriften, in: F. K. Becker (Hrsg.), Festschrift 700 Jahre Stadt Alzey, Alzeyer Geschichtshefte Sonderheft 7 (Alzey 1977) 28; R. Wiegels, Lopodunum III. Inschriften und Kultdenkmäler aus dem römischen Ladenburg am Neckar, Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 59 (Stuttgart 2000) 190 Anm. 223; W. Spickermann, Germania Superior. Religionsgeschichte des römischen Germanien I, Religionen der Römischen Provinzen 2 (Tübingen 2003) 440 f.
Beschreibung
Die Feststellung eines Theaters beruht auf der nicht unumstrittenen Interpretation von einem beschrifteten Quader als Sitzstein eines Zuschauerraumes. Der Stein wurde als Spolie in der Nordwange des westlichen Kastelltores von Alzey gefunden. Die oben angegebene Lesung nach Schillinger-Häfele ist durchaus nicht als sicher zu bezeichnen. Ähnliche Sitzsteine fanden sich auch in anderen Theatern wie Trier-Altbachtal, Pachten, Rottweil oder Ladenburg und Bad Kreuznach. Die fraglichen Theater hat man sich mit einer halbrunden oder polygonalen Aufschüttung bzw. einer entsprechnden Hanglage vorzustellen, auf welche dann die Sitzsteine gelegt wurden (vgl. Arleuf). Die zugehörigen Bühnengebäude waren sehr klein und sind nicht mit den großartigen scaenae frontes römischer Architektur zu vergleichen. Hält man sich vor Augen, welch kleine Ansiedlungen nachweislich bereits einfache Theater aufweisen konnten, so stünde zumindest der Rang des antiken Alzey einer solchen Interpretation nicht entgegen. Zusätzlich ist daran zu erinnern, dass derartige gallo-römische Theater vielfach in ländlichen Heiligtümern vorkommen (Belginum, Heckenmünster, Möhn und Pelm) und in deren Kultablauf offenbar eine typische und sicherlich zentrale Rolle spielten: Das Quellheigtum von Alzey, in dem Apollo Grannus, Sirona, vermutlich Sul und noch weitere Gottheiten verehrt wurden, könnte der Kontext gewesen sein, in dem ein solches Theater zu verstehen wäre.