Inschriften
Sitzplatzinschrift; IGLS XIII 1, Bostra 9156:
χαλκατόποι (= χαλκοτύποι ? oder: χαλκα(τυπῶν) τόποι ?)
Die Sitzplatzinschrift der Hersteller von Kupferkesseln befindet sich auf der 9. Stufe im 2. Rang und im rechten Sitzkeil von der Bühne aus gesehen.
Lit.: vgl. Kommentar zu IGLS VI 2801 (Baalbek); O.M. van Nijf, The civic world of professional associations in the Roman East, Dutch monographs in Ancient History and archaeology, 17 (Amsterdam 1997) 209-240.
Sitzplatzinschrift; IGLS XIII 1, Bostra 9158:
ἀσκοπ[οι(ῶν)].
Die Sitzplatzinschrift für die Hersteller von Weinschläuchen wiederholt sich in den Inschriften IGLX XIII 9159-9160. Nr. 9158 befindet sich auf der Lehne einer in der Mittelachse des Theaters stehenden Bank im oberen Umgang zwischen media und summa cavea.
Literatur: J.P. Rey Coquais, Annales Archéologique Arabes Syriennes 15, 1965, 72 Nr. 10; BE 1966, 437 Nr. 474.
Sitzplatzinschrift; IGLS XIII 1, Bostra 9161:
χ̣ρυσο̣[χόων].
Die Sitzplatzinschrift der Juweliere wiederholt sich ein weiteres Mal in Nr. 9162. Nr. 9161 befindet sich auf der Rückenlehne der 7. Bank von rechts im unteren Umgang.
Inschrift auf einer Velums-Halterung (?); IGLS XIII 1, Bostra 9167:
--- (centuria) Cạepụ[---].
Literatur: J.P. Rey Coquais, Annales Archéologiques Arabes Syriennes 15, 1965, 72 Nr. 9 Taf. II 7.
Inschrift auf einer Velums-Halterung (?); IGLS XIII 1, Bostra 9168:
--- (centuria) Ant(onii) L(---).
Literatur: F. Sear, Roman Theatres. An Architectural Study (Oxford 2006) 10; Z. Weiss, Public spectacles in Roman and late antique Palestine (London - Cambridge 2014) 89-90.
Maße
Dm cavea 102 m
Dm orchestra 27,5 m
Maße pulpitum 45 x 8,5 m
Höhe pulpitum 1,6 m
Höhe Bühnengebäude 26,6 m
Beschreibung
Das Theater von Bosra kann wegen seiner Architektur und hervorragenden Erhaltung mit Fug und Recht als exemplarisch für das Aussehen eines rein römischen Theaters gelten. Es liegt im Hauptort der erst 106 n. Chr. gegründeten provincia Arabia, die aus dem Reich des arabischen Stammes der Nabatäer hervorgegangen war. Entsprechend der örtlichen Topographie musste es in rein flachem Gelände erbaut werden und es bildet einen einheitlichen Baukörper aus Zuschauerraum und Bühnengebäude. Die Gestalt der Fassade des Zuschauerraumes ist heute nur unter Schwierigkeiten vorstellbar, weil der Bau zu späterer Zeit von einem arabischen Festungskranz eingefasst wurde, welcher der eigentliche Grund ist, dass das Theater so außerordentlich gut erhalten blieb.
Von außen führten Eingänge durch 29 Arkadenbögen in der äußeren Umfassungsmauer des Zuschauerraumes, d.h. einer der Eingänge lag in seiner Mittelachse. Insgesamt besteht die Fassade aus einer doppelstöckigen Arkadenreihe und darüber folgt noch eine Reihe rechteckiger Fenster. Einzelne Konsolen zur Halterung der Sonnensegel sind erhalten. Durch diese Arkaden gelangten die normalen Zuschauer zu ihren Sitzrängen. Dazu standen ihnen 13 Treppenaufgänge zur Verfügung, die sie von einem inneren Umgang hinter der Außenfassade erreichen konnten. Die äußeren Zugänge bzw. diejenigen in der 180°-Achse des Theaters führten als aditus maximi unter der Ost- und Westtribüne hindurch in die orchestra. Die anderen führten zu einem weiteren inneren Umgang, von dem aus Treppen in den Zuschauerraum unmittelbar zur praecinctio, d.h. dem Gang zwischen ima und media cavea leiteten. Diesen Umgang konnte man auch aus den aditus maximi erreichen, wo seitlich abzweigende Gänge dorthin führten. Hier hatte man nun die Wahl, zu den besseren Rängen nach unten oder den schlechteren nach oben bzw. die media cavea zu gehen. Der Zugang zur ima cavea war der bequemere, er verlief ebenerdig. Die oberste Reihe der ima cavea bestand aus einer durchgehenden Reihe von Sitzen mit Rückenlehnen, weshalb man annehmen möchte, dass dort die Plätze für höher gestellten Persönlichkeiten waren (vgl. Gadara, West-Theater). Dazwischen lagen 6 Treppen, die zu den unteren Plätzen des 5 Kerkides führten. Nur vom mittleren Keil aus führte nochmals ein Doppeltreppchen in die orchestra hinunter. Sonst anzutreffende Stufen für die Ehrensitze bzw. bisellia sind in der orchestra nicht auszumachen. Unbequemer war der Durchgang aus der praecinctio in die media cavea: Dazu musste man nochmals zur Seite führende schmale Treppchen hinaufsteigen und gelangte nun zu den 6 Treppen, welche die nächst höheren 5 Kerkides erschlossen. Zwischen media und summa cavea liegt ein weiterer Umgang (praecinctio). Dieser lässt sich über das innere Treppensystem erreichen, bis man schließlich ebenerdig nach außen treten und seitlich abknickend über weitere Doppeltreppchen hinter dem balteus der praecinctio die obersten Sitzränge erreichte. Über diesen liegt schließlich noch eine runde Säulenhalle, die porticus in summa cavea, von der einige Säulen noch in situ erhalten sind. Durch dieses Detail zeichnet sich das Theater von Bosra vor jenen in Aspendos und Orange als das tatsächlich besterhaltene der antiken Welt aus.
An den Enden beider praecinctiones liegen kleine Türen, die in die höheren Stockwerke der beiden Basiliken führen. Die zum Zuschauerraum zeigenden Wände der Basiliken sind oben durch eine Reihe von Wandpilastern und darunter 3 kleine Wandnischen verziert.
Die tribunalia über den aditus maximi erreichte man aus der unteren praecinctio. Von dort ergab sich der beste Blick auf die Bühne und in den Zuschauerraum. Die Bühne bzw. das pulpitum lässt sich über die seitlichen Basiliken betreten. Die Front der Bühnenvorderseite ist durch die übliche Abfolge von Halb- und Rechtecknischen gegliedert. An der Rückseite der Bühne steht die scaenae frons, hier aus zwei seitlichen Rundnischen und einer auseinander gezogenen runden Nische in der Mitte bestehend. Sie weist drei Etagen auf, die sich in der Rückwand der Bühne noch deutlich erkennen lassen. Die untere Säulenstellung ist wiederaufgebaut. Im Kontrast zum dunklen Basalt besteht sie aus hellem Kalkstein. Die untere Ordnung ist korinthisch, darüber wird man ionische und tuskanische Säulen vermuten. Hinter der scaenae frons liegt der perfekt erhaltene Raum des postscaeniums.
Das Theater wird in der wissenschaftlichen Literatur unterschiedlich datiert: Allgemeine urbanistische Gründe sprechen dafür, den Bau in die Gründungszeit des römischen Bosra zu setzen, eine Analyse der Bauornamentik des Theaters führte jedoch zu einer Datierung in frühseverische Zeit gegen 200 n. Chr.
Literatur
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E. Frézouls, Recherches sur les théatres de l'orient Syrien, Syria 36, 1959, 214. 222.
S. Abdul-Hak, Decouvertes archéologiques recentes dans les sites gréco-romains de Syrie, in: Atti VII congresso internazionale di archeologica classica, III (Rom 1961) 37 f.
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S. Mogdad, Bosra, guide historique et archéologique (Damaskus 1974)
M. Sartre, Bosra des origines à l’Islam. Bibliothèque archéologique et historique 117 (Paris 1985) 95 f.
A. Segal, Die Theaterbauten im Alten Palästina in römisch-byzantinischer Zeit, Antike Welt 18/1, 1987, 2-21 Abb. 18-21.
K.-S. Freyberger, Zur Datierung des Theaters von Bosra, Damaszener Mitteilungen 3, 1988, 17-26 Taf. 9-15 (mit severischer Datierung).
J.Cl. Golvin, L'amphithéâtre romain. Essai sur la théorisation de sa forme et de ses fonctions, I-II (Paris 1988) 246.
K.-S. Freyberger, Einige Beobachtungen zur städtebaulichen Entwicklung des römischen Bostra, Damaszener Mitteilungen 4, 1989, 54: unter Alexander Severus datiert. (severisch; sonst auch trajanisch datiert).
A. Segal, Theatres in Roman Palestine and Provincia Arabia. Mnemosyne Supplementum 140 (Leiden/New York/Köln 1995) 53-55 Abb. 38-48.
P. Ciancio Rossetto/G. Pisani Sartorio (Hrsg.), Teatri greci e romani alle origini del linguaggio rappresentato, III (Rom 1994) 197 f.
R. G. Chase, Ancient Hellenistic and Roman Amphitheatres, Stadiums, and Theatres – the way they look now (Portsmouth, New Hamphshire 2002) 170 Abb.
E. Burmeister, Antike griechische und römische Theater (Darmstadt 2006) 151 f. Abb.
J. Dentzer-Feydy – M. Vallerin – Th. Fournet – R. und A. Mukdad, Bosra aux portes de l’Arabie (2007) 173-178.
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J.-M. Dentzer - P.M. Blanc - Th. Fournet - M. Kalos - F. Renel, Formation et dévelopment des villes en Syrie du sud de l'époque hellénistique à l'époque byzantine, in: M. al-Maqdissi - F. Braemer - J.-M. Dentzer (Hrsg.), Hauran V. La Syrie du sud du néolithique à l'antiquité tardive, recherches récentes. Actes du colloque de Damas 2007, I (Beirut 2010) 141-147 Abb. 2-3 (Pläne).
R. Gogräfe, Theater im römischen Reich. Bühne für Schauspieler, die Feiern des Imperiums und die Sponsoren des Reiches (Mainz 2013) 49 Abb. 28.
weblinks:
W. Müller-Wiener, Burgen der Kreuzritter im Heiligen Land, auf Zypern und in der Ägäis (München 1966) 69 ff.; A. Abel, La citadelle ayyubide de Bosra Eski Cham, AAS 6, 1956, 95 ff. M. Meinecke - F. Aalund - L. Korn, Die Zitadelle in Bosra - islamische Architektur und Archäologie, Orient-Archäologie 17 (Rahden 2005); C. Yovitchitch, La citadelle de Bosra, in: N. Faucherre - J. Mesqui - N. Prouteau (Hrsgg.), La fortification au temps des croisades (Rennes 2004) 205-217; ders., La citadelle, in: J. Dentzer-Feydy - M. Vallerin - T. Fournet - R. et A. Mukdad (Hrsgg.), Bosra aux portes de l’Arabie, Guides archéologiques de l’Ifpo, 5 (Beyrouth 2007) 179-188; ders., Bosra: Eine Zitadelle des Fürstentums Damaskus, in: M. Piana (Hrsg.), Burgen und Städte der Kreuzzugszeit, Studien zur internationalen Architektur- und Kunstgeschichte, 65 (Petersberg 2008) 169-177 (academia.edu).
weblinks:
http://www.bosracity.com/pages/r-pics.htm (Sammlung alter Photographien).
http://mytrips.blennerhassett.id.au/bosra.htm (Photographien).
Veranstaltungen und Reflexe des Theaterlebens
Actia Dusaria
Die Aktischen Spiele zu Ehren des Gottes Dushara in Bosra sind aus Münzlegenden und einer Siegerinschrift bekannt. Spiele zu Ehren des Seesieges des Octavian über Kleopatra VII. und Marcus Antonius bei Actium waren in der antiken Welt sehr verbreitet. In Bosra waren sie nach ihrem Namen mit der Verehrung der nabatäischen Gottheit Dusares verbunden, der Hauptgottheit des arabischen Stammes. Dieser wurde sowohl mit dem griechischen Dionysos als auch Ares identifiziert.
Lit.: M. Sartre, Bosra des origines à l’Islam. Bibliothèque archéologique et historique 117 (Paris 1985) 156-158.
Siegerinschrift eines Schauspielers aus Ostia, CIL XIV 474.
Numismatische Zeugnisse: J. Dentzer-Feydy – M. Vallerin – Th. Fournet – R. und A. Mukdad, Bosra aux portes de l’Arabie (2007) 27 Abb.
Münzen des Caracalla:
Münzen des Philippus Arabs:
Lit.: L.F.J.C. de Saulcy, Numismatique de la Terre Sainte: description des monnaies autonomes et impériales de la Palestine et de l’Arabie Pétrée (Paris 1874) 369 Nr. 3. Taf. XXI.
Münzen des Traianus Decius:
Münzen von Herennius und Hostilius:
Lit.: L.F.J.C. de Saulcy, Numismatique de la Terre Sainte: description des monnaies autonomes et impériales de la Palestine et de l’Arabie Pétrée (Paris 1874) 371 Nr. 1-2.
Olympische Spiele
Zeugnisse des Theaterlebens
Grabstein eines Schauspielers; IGLS XIII 9407 (PHI):
εἶς
[ϑ]εός.
ἀμήν.
καλῶς.
κτίσμα Ἀμαζονί-
ου βιολό-
γ̣(ου).
„An Gott. Amen. Lebe wohl. Grabstätte des Schauspielers Amazonios.”
Lit.: M. Sartre, Bosra des origines à l’Islam. Bibliothèque archéologique et historique 117 (Paris 1985) 158; L. Di Segni,εἶς ϑεός. in Palestinian inscriptions, SCI 13, 1994, 94-115; Chr. Markschies, The price of monotheism. Some observations on a current debate about late antiquity, in: St. Mitchell - P. van Nuffelen (Hrsg.), One God. Pagan monotheism in the Roman Empire (Cambridge 2010) 100-111; Z, Weiss, Public spectacles in Roman and late antique Palestine (Cambridge - London 2014) 208.