Maße
Dm cavea 92,6 m
Dm orchestra 22,4 m
Br pulpitum 42,7 m
T pulpitum 8,55 m
H pulpitum 1,38 m
H scaenae frons 22,75 m (rekonstruiert).
Beschreibung
Das römische Theater wurde auf ebenem Gelände in Quadertechnik erbaut. Die scaenae frons wurde in Marmor errichtet, der übrige Bau in lokalem Kalkstein. Die cavea ruht auf gewölbten Radialkammern und nach außen hin wurde der gesamte Zuschauerraum von einer dreistöckigen Fassade mit Arkadengliederung getragen. In deren Gesimsen fanden sich große Löcher zur Aufnahme der Ständer der Sonnensegel, welche den Zuschauern Schatten spendeten. Durch die äußeren Arkaden konnte man einen ersten inneren, überwölbten Umgang (wikimedia-Bild) erreichen, von dem aus man durch 6 Radialkammern einen zweiten, weiter innen gelegenen, ebenfalls überwölbten Umgang betreten konnte. Durch 6 andere Radialkammern gelangte man aus dem ebenerdigen äußeren Umgang über Treppen in einen höher gelegenen weiteren, wiederum überwölbten Umgang, über dem in der dritten Ebene nur noch die porticus in summa cavea folgte. Vom bereits erwähnten inneren ebenerdigen Umgang führten Treppen auf das untere ambulacrum zwischen dem unteren und dem mittleren Zusschauerrang. Von diesem Umgang führten Treppen zur ima cavea hinunter und zur media cavea hinauf. Oberhalb der media cavea lag ein weiterer Umgang, zu dem auch die schon erwähnten Treppen aus dem ebenerdigen äußeren Umgang führten. 7 Treppen erschlossen von diesem zweiten ambulacrum aus die summa cavea. Zusätzlich zu den 3 Rängen des Zuschauerrundes gab es in der orchestra niedrige Podeste zur Aufstellung der Ehrensitze, die durch eine Ballustrade, die seitlich in durch Delphine verzierte Geländer auslief, zum Zuschauerraum abgetrennt wurde. In Rusicade wurde die Verzierung von Geländern mit Delphinen in einer Stiftungsinschrift (ILAlg 2,40; CIL VIII 7994) eigens hervorgehoben. Die seitlichen Zugänge in die orchestra wiesen seiner Zeit noch Wandmalereien auf: Erhalten hatte sich eine Darstellung einer Muse mit komischer Maske in Händen, die sicherlich Teil eines vollständigen Musenzyklus gewesen ist. Vom Gott Merkur blieb ein Oberkörper mit Caduceus bewahrt (wikimedia-Bild). Eine von vorn gesehene sitzende Figur hielt eine Schriftrolle in Händen und wurde als Komödienautor gedeutet. Ein weiteres Fragment scheint von der Darstellung der sterbenden Niobiden zu stammen. Ein Stilleben mit Vögeln und Früchten war Teil eines bemalten Frieses. Weiter nach innen folgten die bekannten Reliefdarstellungen von der Front der römischen Bühne. Die orchestra war mit Platten prokonnesischen Marmors ausgelegt. Eine porticus in summa cavea mit korinthischer Ordnung wird vermutet. Die scaenae frons hatte in jeder Etage 3 Türen (die porta regia und die beiden portae hospitales), war 3-stöckig und besaß in jedem Stockwerk eine korinthische Ordnung. Einige Kapitelle beidseits der porta regia besitzen an Stelle der Abakusblüte kleine Theatermasken (Ähnliches Kapitell auch am Theater in Palmyra). Das Bühnengebäude wurde auf beiden Seiten von sog. Basiliken flankiert, an deren Wänden sich reiche Marmorinkrustationen befanden, die bei den Wiederaufbauarbeiten rekonstruiert werden konnten. Das Theater wurde in severischer Zeit gebaut.
Literatur
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weblinks:
amphi-theatrum
Universität Giessen Exkursion (Bildersammlung).