Lage
Beschreibung
Das aus der Zeit von Kaiser Augustus stammende römische Theater wird seit einigen Jahren bauhistorisch-archäologischen Forschungen unterzogen. Das Theater liegt an einem nach Süden zeigenden Hang, auf dem ein monumentaler Altar zur Erinnerung an den Seesieg von Octavian bzw. dem späteren Kaiser Augustus über Marcus Antonius und Kleopatra bei Actium liegt. Zusammen mit dem unmittelbar benachbarten Stadion bildete es einen Festspielkomplex für die Abhaltung der Aktischen Spiele. Der gesamte Komplex liegt nördlich außerhalb des Stadtgebietes von Nikopolis, in dem das Odeion liegt.
Entsprechend den Regeln römischer Theaterarchitektur war die Cavea nurmehr halbrund. Während der untere Teil der ima cavea auf dem anstehenden Fels ruht liegen die Sitzränge der summa cavea bereits auf gewölbten Substruktionen. Oberster Abschluss des Zuschauerraumes war ein gedeckter Säulengang bzw. eine porticus in summa cavea. Der Zugang von außen erfolgte über drei überwölbte Eingänge (vomitoria), welche in den Umgängen (διάζωομα, diazoma, praecinctio) der cavea mündeten. Die Umfassungsmauer des Zuschauerraumes besteht aus einer mächtigen Backsteinmauer mit radial verlaufenden Stützen. Das reich dekorierte Bühnengebäude besaß eine scaenae frons mit den üblichen drei Zugängen, aditus maximi führten von jeder der beiden Seiten in die Orchestra.
Das Theater weist unterschiedliche Bautechniken auf, die zu einer Unterteilung in drei verschiedene Bauphasen führten: Das Theater der augusteischen Zeit war noch bedeutend kleiner als der Bau in seinem letzten Zustand und wurde in einer opus vittatum simplex genannten Technik zwischen stabilisierenden Elementen in opus quadratum aus mächtigen Kalksteinblöcken errichtet. Zum Einsatz kam auch opus quasi-reticulatum, und zwar am rückwärtigen zentralen Eingang. Einer weiteren Bauphase werden die oberen Partien des Zuschauerraumes zugewiesen, die in opus incertum mixtum mit der geläufigen Ziegeldurchschusstechnik ausgeführt wurden; die Ausgräber datieren diese Phase in die Zeit von Kaiser Nero, der während seines Griechenlandbesuchs im Jahre 66 n.Chr. an den Aktischen Spielen als aktiver Akteur teilnahm. Ein dritte Phase zeichnet sich durch die Anwendung der Blendmauertechnik in regelmäßigen Backsteinlagen (opus testaceum) aus: Sie betraf einen großartigen Neubau des Bühnengebäudes und eine Aufstockung der Außenmauer der Cavea. Dort sind Auflagersteine für die Masten der Sonnensegel (velum) des Zuschauerraums erhalten. Für diese Phase wird eine Datierung unter Kaiser Hadrian vermutet.
Literatur
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