Literatur allgemein:
V. Spinazzola, Pompei alla luce degli scavi nuovi di Via dell'Abbondanza (Rom 1953) 689-709; F. Coarelli (Hrsg.), Pompeji. Lübbes archäologischer Führer (Bergisch Gladbach 1979) 235-236; Pompei. Pitture e mosaici III (Rom 1991) 435-477.
weblinks:
Raum (3), Nordwand mit Orest und Pylades bei den Taurern:
Die Wandmalerei stellt eine scaenae-frons-artige Dekoration des 4. pompejanischen Stils dar. In die Bühnenarchitektur sind die Figuren der Iphigenie, von Orest und Pylades sowie König Thoas eingesetzt. Für den Gegenstand war die Tragödie 'Iphigenie bei den Tauren' des Euripides maßgebend. Wiedergegeben ist ein Augenblick, in dem die Artemis-Priesterin Iphigenie zusammen mit zwei Dienerinnen aus dem Tempel schreitet. Hinter ihr ist das Kultbild der Artemis sichtbar, dessen Entführung sie auf Wunsch ihres Bruders Orest vorbereitet. Vor ihr steht ein Gefäß, das vermutlich jenes ist, das als Behälter für das Wasser diente, welches für die Reinigung des Altars gebraucht werden sollte, die in der Tragödie des Euripides ausführlich erwähnt wurde. Links davon lehnt am Podest der Architektur eine Fackel, die bei der ebenfalls geplanten Reinigung des Tempelinnern benutzt werden sollte. Am linken Rand stehen die gefesselten Orest und Pylades, rechts sitzt König Thoas und hinter ihm steht ein Diener. In der sicherlich maßgebenden euripideischen Vorlage traten Thoas und Orest nicht gleichzeitig auf die Bühne, dennoch könnte seine Tragödie hiermit illustriert sein, da im antiken Bild die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen geläufig war. In der römischen Pantomime gehörten die Mythen um Orest bei den Taurern zum Repertoire.
Lit.: V. Spinazzola, Pompei alla luce degli scavi nuovi di Via dell'Abbondanza (Rom 1953) 697-702 Abb. 666; Pompei. Pitture e mosaici III (Rom 1991) 460-463 Abb. 31-35c; R. Ling, Roman painting (Cambridge 1991) 129 Abb. 131; L. García y García, Danni di guerra a Pompei: una dolorosa vicenda quasi dimenticata (Rom 2006) 59 Abb. 83; E. Hall, Adventures with Iphigenia in Tauris. A cultural history of Euripides' Black Sea tragedy (Oxford 2013) (academia.edu)
weblinks:
Südwand, "Venus Anadyomene":
Dargestellt sind eine von vorn gesehene nackte Venus mit erhobenen Armen und links neben ihr ein etwas verblasster kleiner Pan. Beide stehen auf einem grünen Bodenstreifen, den man als Bühne vor der dahinter abgebildeten Architektur einer scaenae frons verstehen kann. Die Dekoration gehört dem 4. pompejanischen Stil an. Die vielfach anzutreffende Bezeichnung als Venus Anadyomene, d.h. als die aus dem Meer geborene und soeben aufgetauchte Venus, die sich gerade ihre nassen Haare auswringt, kann sich zwar auf vergleichbare Darstellungen stützen, ist hier jedoch insofern falsch, als in dieser Szene der neben sie platzierte Pan keinen Platz hätte. Die pompejanische Gruppe ist vielmehr mit der sog. Pantoffelgruppe aus Delos im NM Athen vergleichbar, wo ebenfalls ein Pan der nackten Aphrodite zu Leibe rückt und dabei von der Göttin mit einem Pantoffel zurückgewiesen wird.
Lit.: V. Spinazzola, Pompei alla luce degli scavi nuovi di Via dell'Abbondanza (Rom 1953) 695 Abb. 662; K. Schefold, Die Wände Pompejis (Berlin 1957) 59; E.M. Moormann, Rappresentazioni teatrali su scaenae frontes di IV stile a Pompei, in: Pompeii, Herculaneum, Stabiae. Bollettino. Associazione internazionale "Amici di Pompei" 1, 1983, 82; Pompei. Pitture e mosaici III (Rom 1991) 469 Abb. 39a-b.
Ostwand, Attis:
Lit.: V. Spinazzola, Pompei alla luce degli scavi nuovi di Via dell'Abbondanza (Rom 1953) 702-707 Abb. 669; G. Cerulli Irelli - M. Aoyagi - St. De Caro - U. Pappalardo (Hrsg.), Pompejanische Wandmalerei (Stuttgart - Zürich 1990) 295 Abb. 31; Pompei. Pitture e mosaici III (Rom 1991) 464-465 Abb. 36a-d; A. Barbet, La peinture murale romaine (Paris 1985) 200 Abb. 142.