Literatur allgemein:
Medea und die Peliaden; Triclinium (d), gegenüber dem Eingang, Mittelbild; AO: Neapel, MN 111 477:
Das Bild 3. pompejanischen Stils zeigt vor einer großen Säulenarchitektur links die Szene, in der Medea vor den Töchtern des Pelias vorführt, wie sie mittels Zauberkräutern einen alten Widder jung kocht: Ganz links erkennt man Medea mit erhobenen Händen ein Tablett haltend, auf dem sich ein undeutlicher Gegenstand befindet, der wahrscheinlich mit dem Zauberritus zusammenhängt. Rechts von ihr steht die Feuerstelle mit einer hohen Schale, aus der ein junger Widder herausspringt. Weiterhin folgen nach rechts zwei stehende junge Frauen, eine weitere ruhig sitzende, in der man Alkestis erkennt, und dahinter eine weitere, aber kleinere sitzende Figur (Akastos?): Sie sind die Kinder des Pelias.
Am rechten Rand des Bildes tritt eine weitere weibliche Figur hinzu, in der man ebenfalls Medea erkennt, die ruhig dasteht: es handelt sich also um ein Bild zweier Erzählmomente. In ihrer linken Armbeuge hält sie eine kleine Götterherme, an ihrer linken Seite (vom Betrachter aus: rechts) sieht man noch einen kleinen Jungen. Auf der anderen Seite der Pilasterstellung befindet sich eine in großem Ausfallschritt nach vorn eilende weibliche Figur (anders Robert). Nur noch schemenhaft erkennbar befindet sich vor der zentralen Säulenstellung eine weitere sitzende weibliche Figur und links von ihr steht eine weitere kleine Figur: Auch dies sind die Kinder des Pelias. Die ganze rechte Szene scheint der Auftritt der Medea zu sein und der linken zeitlich vorauszugehen.
Medea wollte durch ihre Zaubervorführung mit dem ursprünglich alten Widder erreichen, dass sie aus Rache auch den greisen König Pelias in dieser Weise behandeln dürfe, freilich mit der Absicht, in diesem Falle das Wunder mißlingen zu lassen. Der Mythos wurde in den 'Peliaden' des Euripides behandelt.
Lit.: Discanno, Giornale degli scavi di Pompei, ns 3, 65; C. Robert, Medeia und die Peliaden, Archäologische Zeitung 1875, 134-140 Taf. 13; G. Fiorelli, Descrizione di Pompei (Neapel 1875) 423; A. Sogliano, Le pitture murali campane scoverte negli anni 1867-79 (Neapel 1879) 103 f. Nr. 553; O. Elia, Pitture murali e mosaici nel Museo nazionale di Napoli (Rom 1932) 132; Ch.M. Dawson, Romano-campanian mythological landscape painting, Yale classical studies, 9, 1944, 102 Nr. 44. Taf. 18; L. Curtius, Die Wandmalerei Pompejis (Leipzig 1929) 295 Abb. 170; A. Rumpf, Malerei und Zeichnung der klassischen Antike, Handbuch der Altertumswissenschaft, 6. Abt., 4. Teil (München 1953) 172,7; H.G. Beyen, Die pompejanische Wanddekoration, I (Den Haag 1938) Taf. 21,43; K. Schefold, Wände Pompejis (Berlin 1957) 129; Le collezioni del Museo Nazionale di Napoli: I mosaici, le pitture, gli oggetti di uso quotidiano, gli argenti, le terracotte invertriate. i vetri, i cristali, gli avori (Rom 1986) 55 Abb; 136 Nr. 92; Pompei. Pitture e mosaici, V (Rom 1994) 154 f. Abb. 23.
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