Sparta, Artemis-Orthia-Heiligtum, in der Mitte der Tempel, links Fundamente der cavea (Photo: Rüdiger Gogräfe

Quellen

Plutarch, Thes. 31 (Öffnet externen Link in neuem Fenstergriechischer Text):

„Er (d.i. Theseus) war schon fünfzig Jahre alt, so berichtet Hellanikos, als er Helena entführte, eine Tat, die sich wenig für sein Alter schickte. ... Theseus und Peirithoos kamen beide nach Sparta, sahen das Mädchen im Heiligtum der Artemis Orthia tanzen, raubten sie und entflohen. Da die zu ihrer Verfolgung Ausgesandten nicht weiter als bis Tegea nachsetzten, so fühlten sie sich alsbald sicher, durchzogen die Peloponnes und machten miteinander aus, derjenige, den das Los träfe, sollte die Helena bekommen, aber auch verpflichtet sein, dem andern zu einer anderen Frau zu verhelfen. Mit dieser Abmachung losten sie, Theseus gewann, bekam die Jungfrau, die noch nicht mannbar war, und brachte sie nach Aphidnai, wo er sie unter den Schutz seiner Mutter stellte und seinem Freund Aphidnos mit dem Auftrag übergab, sie zu hüten und nichts darüber bekannt werden zu lassen. ..." (Übers. K. Ziegler)

Kennzeichnend für die Kultbegehungen im Heiligtum der Artemis scheint der Tanz gewesen zu sein. Einen anderen Chortanz im Heiligtum der Artemis Orthia zelebrierten spartanische Mädchen in Erinnerung an die Entführung der ätolischen Prinzessin Marpessa durch den spartanischen König Idas, hierzu: G. d'Alessio, The name of the Dithyramb, in: B. Kowalzig - P. Wilson (Hrsg.), Dithyramb in Context (Oxford 2013) 124. Die oben beschriebene sog. Erste Entführung der Helena gehörte zum Öffnet internen Link im aktuellen FensterRepertoire der römischen Öffnet internen Link im aktuellen FensterPantomime.

Maße

Dm cavea 54 m
Dm orchestra 22 m

Sparta, Artemis-Orthia-Heiligtum, Querschnitt durch das Kulttheater mit Blick auf den Tempel.

Beschreibung

Eine mehr als halbrunde cavea öffnet sich auf den Tempel und wurde früher bisweilen als Amphitheater beschrieben. Die cavea ist in Ziegeltechnik errichtet und wird um 200 n. Chr. datiert. Überwölbte Radialkammern stützen die Sitzreihen. Der Bau diente kultischen Zwecken und könnte nach einem späthellenistischen Prohedrie-Thron, der als Spolie verwendet wurde, einen Vorgängerbau besessen haben.

Literatur

Öffnet externen Link in neuem FensterR. C. Bosanquet, Laconia II. Excavations at Sparta, 1906. The Sanctuary of Artemis Orthia, Annual of the British School at Athens 12, 1905/06, 303-317 Taf. VII-VIII.

Öffnet externen Link in neuem FensterR. M. Dawkins, Laconia. Excavations at Sparta, 1907. The sanctuary of Artemis Orthia, Annual of the British School at Athens 13, 1906/07, 44-107 Abb. 2-4 Taf. II-III.

P. Ciancio Rossetto – G. Pisani Sartorio (Hrsg.), Teatri greci e romani alle origini del linguaggio rappresentato, II (Rom 1994) 301 Abb.

R. G. Chase, Ancient Hellenistic and Roman Amphitheatres, Stadiums, and Theatres – the way they look now (Portsmouth, New Hamphshire 2002) 573 Abb.

I. Nielsen, Cultic Theatres and Ritual Drama. ASMA 4 (Aarhus 2002) 88-93 Abb. 27-29.

F. Sear, Roman Theatres. An Architectural Study. Oxford Monographs in Classical Archaeology (Oxford 2006) 407 Abb. 429.

Manuela Giordano, Out of Athens. Ritual Performances, Spaces, and the Emergence of Tragedy, in: G. Colesanti - M. Giordano (Hrsg.), Submerged Literature in Ancient Greek Culture. An Introduction (Berlin - Boston 2014) 151-177 (Öffnet externen Link in neuem Fensteracademia.edu)

Sparta, Masken aus dem Heiligtum der Artemis Orthia.

Veranstaltungen

Fest der Artemis-Ortheia. Die Feste zu Ehren der Göttin schlossen musische und gymnische Agone ein; von archäologischer Seite zeigen dies Funde von beinernen Instrumenten, welche der Göttin geweiht waren. Die Veranstaltungen fanden ursprünglich sicherlich in einem wie auch immer gestalteten theatron des Heiligtums statt, bevor in der römischen Kaiserzeit ein ganz anderer architektonischer Rahmen geschaffen wurde. Bei den Ausgrabungen wurden zahlreiche tönerne Masken unterschiedlicher Typen gefunden, hauptsächlich dionysische Masken und Grotesken. Sie wurden sicherlich bei den Spielen verwendet und der Göttin des Heiligtums als Weihegabe überlassen. Ihr sehr auffallendes Vorkommen wurde mit guten Gründen auf phönizische Einflüsse zurückgeführt.

Literatur:
S. Wide, Lakonische Kulte (Leipzig 1893) 112-116; Th. Preger, Musische Knabenwettkämpfe in Sparta, Athener Mitteilungen 22, 1897, 334-342; M. N. Tod, The paidikôs agôn at the Festival of Artemis Orthia at Sparta, Athener Mitteilungen 29, 1904, 50-56; M. P. Nilsson, Griechische Feste von religiöser Bedeutung (Leipzig 1906) 190-196; I. Ringwood Arnold, Agonistic features of Local Greek Festivals chiefly from Inscriptional Evidence (Dissertation Columbia 1927) 77-79; K. M. T. Atkinson, Ancient Sparta (New York 1952) 248-271; E. Kirsten, Heiligtum und Tempel der Artemis Orthia in Sparta in ihrer ältesten Entwicklungsphase, Bonner Jahrbücher 158, 1958, 170-176;
D.A. Napier, Masks. Transformation and Paradox (Berkeley 1986); Öffnet externen Link in neuem FensterJ. Burr Carter, The Masks of Ortheia, AJA 91, 1987, 355-383; J. Carter, Masks and Poetry in Early Sparta, in: R. Hägg u.a. (Hrsg.), Early Greek Cult Practice: Proceedings of the Fifth International Symposium of the Swedish Institute of Athens, 26-29 June, 1986 (Stockholm 1986) 89-98; D. H. J. Larmour, Stage and Stadium. Drama and Athletics in Ancient Greece, Nikephoros Beihefte 4 (Hildesheim 1999) 178; A. Hupfloher, Kulte im kaiserzeitlichen Sparta. Eine Rekonstruktion anhand der Priesterämter (Berlin 2000) 71 ff.; K.G. Kachler - S. Aebi - R. Brunner, Antike Theater und Masken, Materialien des Instituts für Theaterwissenschaft Bern, 7 (Zürich 2003) 24 f.

Quellen:

IG V 1, 264 (Öffnet externen Link in neuem FensterPHI):

IG V 1, 291 (Öffnet externen Link in neuem FensterPHI):