Paris, Schafhirte und der Sohn des trojanischen Königs Priamos und der Hekabe, erhielt über den Götterboten Hermes von Zeus den Auftrag zu entscheiden, welche der Göttinnen Aphrodite, Athena oder Hera die schönste sei. Die Frage bzw. das Problem hatte sich ergeben, weil alle olympischen Götter außer Eris, der Göttin der Zwietracht, zur Hochzeit von Thetis und Peleus eingeladen waren. Die somit beleidigte Göttin Eris warf deshalb einen Apfel mit der Aufschrift 'Der Schönsten' von draußen durch die Tür unter die Feiernden und folgerichtig ergab sich ein Streit unter den drei sich angesprochen fühlenden Göttinnen, den zu entscheiden, Zeus sich weigerte.
Dieser Schönheitswettbewerb wurde auf der Bühne des römischen Theaters vielfach aufgeführt, wie am deutlichsten aus den Metamorphosen des Apuleius hervorgeht: Dort wird eine solche Inszenierung in Korinth beschrieben. Die Darstellung der Sage als Szene 17 auf einem Relief des
Pulpitums im Theater in
Sabratha gibt ein klaren bildlichen Hinweis auf die Darstellung der Episode im Theater. Auch eine Mosaik in Kos stellt den Mythos in einen Kontext mit Gladiatorenkämpfen, eine merkwürdig erscheinende Kombination, die allein als Wiedergabe oder Reflex eines Aufführungsprogramms im Theater ihren Sinn ergibt. Die Beliebtheit der Sage in den Bildern der pompejanischen Häuser dürfte ebenfalls nicht ganz ohne diesen Hintergrund verständlich sein.
Die erwähnte Aufführung im Theater von Korinth scheint ein
mimus gewesen zu sein, doch gehört das
'Urteil des Paris' auch zum Standardrepertoire der römischen
Pantomime.
Quellen
Apollodor, Epitome 3,1-5.
Lit. und Ausgaben: Apollodoros. Götter und Helden der Griechen, griechisch - deutsch, eingel., herausgegeben und übersetzt von Kai Brodersen (Darmstadt 2004).
Apuleius, Metamorphosen X 29,4-32,4.
Lukian, Göttergespräche XX.
Lit. und Ausgaben: Lukian. Gespräche der Götter und Meergötter, der Toten und der Hetären, in Anlehunug an Christoph Martin Wieland übersetzt und herausgegeben von Otto Seel (Stuttgart 1967) 39-49.
weblink:
http://www.textlog.de/40552.html
Darstellungen
Casariche, Mosaik (
wikimedia-Bild).
Daphne bei Antiocheia, Mosaik.
Kos, Mosaikboden.
Pompeji, Haus V 2,15, triclinium (l), Westwand: AO.: NM Neapel 119691:
Das Wandbild aus der Zeit des 4. pompejanischen Stils zeigt von links nach rechts: Hera, Aphrodite, Athena, Hermes und den sitzenden Paris, augenscheinlich im Begriff, sich sein Urteil zu überlegen und es sogleich zu fällen.
Lit.: A. Mau, Scavi di Pompei, Mitt DAI Rom 5, 1890, 274; K. Schefold, Vergessenes Pompeji (Bern - München 1962) Taf. 172,2.
Pompeji VI 9,2.3, Haus des Meleager, Raum 27, Nordwand:
Lit.: W. Helbig, Wandgemälde der vom Vesuv verschütteten Städte Campaniens (Leipzig 1868) Nr. 1285; P. Herrmann, Denkmäler der Malerei des Altertums (München 1931) Taf. 215; S. Reinach, Répertoires des peintures grecques et romaines (Paris 1922) 163,5; Pompei. Pitture e Mosaici, IV (Rom 1993) 772 f. Abb. 214-215.
Pompeji, VIII 4,4.49 Casa die Postumii e i suoi annessi:
Lit.: Pompei. Pitture e Mosaici, VIII, regio VIII - Regio IX, parte prima (Rom 1998) 515 Abb. 112.
Pompeji, IX 13,1-3 Casa di C. Iulius Polybius:
Lit.: Pompei 1748–1980. I tempi della documentazione (Rom 1981) 109 Abb. 7.