Pomponius Secundus hieß mit vollem Namen vermutlich Publius Calvisius Sabinus Pomponius Secundus. Er lebte unter den Kaisern Tiberius, Caligula und Claudius, war im Jahre 44 n.Chr. Suffektkonsul, führte von Mainz aus einen siegreichen Feldzug gegen die Chatten und war außerdem hoch angesehener Tragödiendichter.
Testimonia
Cassius Dio LIX 6,1-2.
Plinius, naturalis historia XIV 56.
Plinius, epistulae III 5, 3.
Plinius, epistulae VII 17, 11:
„Deshalb sagte der Tragödiendichter Pomponius Secundus immer, wenn einmal ein guter Freund für die Streichung , er selbst aber für die Beibehaltung einer Stelle war: „Ich appelliere an das Publikum!“ und entschied sich dann je nach dessen Schweigen oder Zustimmung für seine eigene oder seines Freundes Ansicht. So viel galt ihm die Stimme des Volkes.“
Quintilian, or. VIII 3, 31:
„ ... Denn ich erinnere mich noch aus meinen ersten Jünglingsjahren, dass zwischen Pomponius und Seneca sogar in Vorreden die Frage behandelt wurde, ob man in einer Tragödie hätte sagen dürfen: 'gradus eliminat'. Dagegen scheuten die Alten nicht einmal vor 'expectorat' zurück, was ja soviel wie 'exanimat' ist."
Quintilian, or. X 1,98:
„Doch schon der ‚Thyest’ des Varius hält den Vergleich mit der griechischen Tragödie aus. Die ‚Medea’ des Ovid scheint mir ein Bild davon zu geben, was dieser Mann zu leisten vermocht hat, hätte er nur lieber seinem Talent gebieten statt nachgeben wollen. Unter den Tragödiendichtern, die ich selbst erlebt habe, war Pomponius Secundus bei weitem der Bedeutendste, den zwar die ältere Generation für zu wenig tragisch im Ton hielt, aber wegen seiner überlegenen Bildung und Glätte anerkannte.
Tacitus, ann. V 8; VI 18.
Tacitus, ann. XI 13:
„Aber Claudius, der in seiner Ehe blind war, übte unterdessen sein Zensorenamt aus und schalt das Volk in scharfen Erlassen wegen seiner Ausschreitungen im Theater, weil es gegen den Konsular Publius Pomponius, der für die Bühne Gedichte verfasste und gegen vornehme Frauen sich zu Schimpfworten hatte hinreißen lassen.“
Tacitus, ann. XII 27-28:
„ ... (28) Aber die Kolonne, die rechts auf näheren Abkürzungen marschiert war, stieß auf den Feind, der eine Schlacht wagte, und brachte ihm große Verluste bei, wobei sie reich an Beute und Ruhm zum Taunusgebirge zurückkehrte, wo Pomponius mit den Legionen wartete, ob die Chatten aus dem Bedürfnis nach Rache sich zum Kampf stellen würden. Diese befürchteten aber, dass sie auf der einen Seite von den Römern, auf der anderen von den Cheruskern, mit denen sie in ewiger Zwietracht leben, umgangen werden, und schickten Gesandte und Geiseln nach Rom. Pomponius wurden die Ehrenzeichen eines Triumphs bewilligt, was nur einen bescheidenen Teil seines Ruhmes bei der Nachwelt ausmacht, bei welcher er hauptsächlich durch seinen Dichterruhm glänzt.“
Tacitus, dialogus 13.
Veji, CIL XI 3806.
Mons Albanus, CIL XIV 2241.
Kommentar: Der zusammen mit Pomponius genannte Titus Statilius Taurus war consul ordinarius des Jahres 44 n.Chr. (und Urenkel des gleichnamigen Erbauers eines Amphitheaters in Rom), Pomponius Nachfolger seines ursprünglichen Kollegen Gaius Sallustius Crispus Passienus.
Vindonissa, CIL XIII 5200 und CIL XIII 5201.
Mainz, AE 1996, 1175b.
Literatur und Ausgaben
B. Schmidt, Zur römischen Tragödie, Rheinisches Museum 16, 1861, 588 ff. (pdf)
M. Hertz, De Scaevo memore poeta tragico commetariolum, Programm zum Geburtstage des Königs am 22. März 1869 (Breslau 1869) 1-9.
O. Ribbeck, Geschichte der römischen Dichtung, III (Stuttgart 1892) 57–58.
W.S. Teuffel, Geschichte der römischen Litteratur (Leipzig 18824) 633.
Th. Eckinger, P. Pomponius Secundus (Les-Chaux-des-Fonds 1907)
W. Otto, Zur Lebenszeit des P. Pomponius Secundus, Philologus 90, 1935, 483-494.
M. Schanz - C. Hosius, Geschichte der römischen Literatur, II 2. Die Zeit der Monarchie bis auf Hadrian (München 1935) 475.
A. Klotz (Hrsg.), Tragicorum fragmenta, Scaenicorum Romanorum fragmenta, I (München 1953) 312 ff.
A. Mazzarino, Grammaticae Romanae fragmentae aetatis Caesareae, I (Turin 1955) 210 ff.
H. Bardon, La littérature latine inconnu, II: l'époque impériale (Paris 1956) 129 ff.
A. della Casa, Pomponio Secondo, trageodiografo, Dioniso 35, 1961, 58-75.
U. Ehmig, Garum für den Statthalter. Eine Saucenamphore mit Besitzeraufschrift aus Mainz, Mainzer Archäologische Zeitschrift 3, 1996, 25-56.
weblinks:
Werke
Aeneas
Lit. und Ausgaben: Ribbeck, TRF 331.
Ad Thraseam
Lit. und Ausgaben:
Atreus
Griechische Tragödien des Titels sind von Diogenes aus Sinope und Sophokles bekannt. Lateinische Tragödien gleichen Titels sind von Accius, Aemilius Scaurus und Rubrenus Lappa überliefert. Der römische Schauspieler und Dichter Clodius Aesopus spielte einen Atreus auf der Bühne. In der römischen Pantomime gehörte der Stoff zum Standardrepertoire.
Lit. und Ausgaben: Ribbeck, TRF 267.