Wandbild einer Phädra-Szene; AO: Neapel, Mus. Naz. 9563:
Es handelt sich um eines von 4 verschiedenen Bildern auf je einer Marmorplatte aus einem einzigen Raum in Herculaneum, die zum Einsetzen in eine Wand vorgesehen waren.
Hier erkennt man die Szene einer Tragödie mit drei Frauen: Die linke trägt einer Maske, hohen Onkos, Ärmelchiton und Mantel und blickt sich um. Der Eindruck ihres gedrungenen Oberkörpers wird durch den langen Unterkörper hervorgerufen, der sich nur dadurch erklären läßt, dass sie auf hohen Kothurnen steht. Rechts neben ihr steht eine alte Frau vom Typ der Amme. Sie hebt mit ihrer Rechten einen langen Gegenstand hinter ihrem Gewand empor. Die rechte Frau mit Ärmelchiton und Mantel blickt trauernd nach links.
Die Szene wurde zumeist als Phädra aus dem 'Hippolytos' des Euripides gedeutet, die ihre Amme beschimpft, weil diese dem Hippolytos ihre Liebe verraten hatte. Alternativ brachte Bieber die Deutung als Octavia ins Spiel, die wegen der Ehe ihres Gatten Nero mit Poppaea Sabina gekränkt sei: Dieses römische Drama wurde nach älterer Auffassung von Seneca nach dem Tode Kaiser Neros verfaßt, gilt heute aber als unecht. Seneca behandelte den Stoff jedoch auch in seiner Tragödie 'Phädra'. Auf keine Zustimmung stieß die Deutung Roberts, wonach es sich bei diesem Bild um die Kopie eines klassischen Originals handele, das mit dem Votivbild des Choregen des Euripides aus dem Jahre 428 v. Chr. zu identifizieren sei.
Literatur: T. Piroli, Le antichità d'Ercolano, Pitture d'Ercolano, I (Rom 1789) Taf. 4; F. Wieseler, Theatergebäude und Denkmäler des Bühnenwesens bei den Griechen und Römern (Göttingen 1851) Taf. XI 5; Helbig 349 Nr. 1464; C. Robert, Kentaurenkampf und Tragödienscene. Zwei Marmorbilder aus Herculaneum - II. Tragödienscene, 22. Hallisches Winckelmannsprogramm (Halle 1898) 14-37 Taf. II; A. Körte, Der Kothurn im fünften Jahrhundert, in: Festschrift zur 49. Versammlung deutscher Philologen (Basel 1907) 208; M. Bieber, Die Denkmäler zum Theaterwesen im Altertum (Berlin - Leipzig 1920) 112 f. Abb. 110; M. Bieber, History of the Greek and Roman Theater (Princeton 1961) 164 Abb. 591.
Wandbild mit Schauspielern; AO: Neapel, Mus. Naz. Inv. 9019 (Bild):
Vor dem Hintergrund einer Wandöffnung, durch die man noch auf eine in den Hintergrund verlaufende Säulenstellung einer Porticus sieht, befinden sich drei Personen. Rechts sitzt ein Schauspieler mit Szepter in der Rechten und einem Schwert in der Linken über seinem Knie; er trägt ein weißes Gewand mit goldenem Gürtel, über seinen Knieen liegt ein purpurner Mantel. Er hat offensichtlich einen König in einer Tragödie gespielt. Er blickt nach rechts auf eine knieende Frau, die mit einem Stift etwas auf eine tafel schreibt. Vor ihr steht auf einem Tisch eine tragische Maske mit hohem Onkos, hinter der sich ein mit Binden versehener Kasten befindet. Möglicherweise war dies die Maske des Königs gewesen. Hinter dem Kasten scheint sich ein weiterer Schauspieler umzuziehen.
Das Bild wird um 25 v.Chr. datiert. Es handelt sich um ein Einsatzbild, das in eine Wand eingefügt werden sollte. Bei seiner Auffindung lehnte es zusammen mit drei anderen Bildern an einer Wand.
Literatur: F. und P. Piranesi, (Hrsg.), Antiquités d'Herculanum, III: Peintures (Paris 1805) Taf. 29; P. d'E. IV 41 S. 195; Museo Borbonico I Taf. 1; W. Zahn, Die schönsten Ornamente und merkwürdigsten Gemälde aus Pompeji, Herculaneum und Stabiae nebst einiger Grundrisse und Ansichten nach den an Ort und Stelle gemachten Originalzeichnungen, II (Berlin 1842-44) Taf. 97; W. Helbig, Die Wandgemälde der vom Vesuv verschütteten Städte Campaniens (Leipzig 1868) 1460; Th. Kraus, Lebendiges Pompeji (Köln 1977) 42 f. Abb. 38; Le Collezioni del Museo Nazionale di Napoli, I mosaici, le pitture, gli oggetti di uso quotidiano, gli argenti, le terracotte invetriate, i vetri, i cristalli gli avori (Neapel 1986) 138 f. Nr. 103; J. und M. Guillaud, La pittura a fresco al tempo di Pompei (Paris - New York 1990) 169 Abb. 242; R. Ling, Roman Painting (Cambridge 1991) 161 Abb. 173; S. de Caro (Hrsg.), Il museo archeologico Nazionale di Napoli (Neapel 1994) 167 Abb.
Konzert; AO: Neapel, Mus. Naz. 9021 (Bild):
Literatur: F. und P. Piranesi, (Hrsg.), Antiquités d'Herculanum, III: Peintures (Paris 1805) Taf. 30; P. d'E IV 42 S. 201; Museo Borbonico I Taf. 31; W. Zahn, Die schönsten Ornamente und merkwürdigsten Gemälde aus Pompeji, Herculaneum und Stabiae nebst einiger Grundrisse und Ansichten nach den an Ort und Stelle gemachten Originalzeichnungen, I (Berlin 1828) Taf. 78; Ternite Abt. 1 I 8; Wieseler, Theatergebäude XIII 6 S. 103; W. Helbig, Die Wandgemälde der vom Vesuv verschütteten Städte Campaniens (Leipzig 1868) 1462; Le Collezioni del Museo Nazionale di Napoli, I mosaici, le pitture, gli oggetti di uso quotidiano, gli argenti, le terracotte invetriate, i vetri, i cristalli gli avori (Neapel 1986) 138 f. Nr. 105.
Theaterszene; AO: Neapel, Mus. Naz. 9035 (Bild):
Literatur: F. und P. Piranesi, (Hrsg.), Antiquités d'Herculanum, III: Peintures (Paris 1805) Taf. 26; P d'E IV 34 p. 163; MB VII Taf. 21; W. Helbig, Die Wandgemälde der vom Vesuv verschütteten Städte Campaniens (Leipzig 1868) 1471; A.K.H. Simon, Comicae tabellae. Die Szenenbilder zur Neuen griechischen Komödie, in: Die Schaubühne, Quellen und Forschungen zur Theatergeschichte, 25 (Emsdetten 1938) 7 ff. Nr. 5; M. Bieber, The History of the Greek and Roman Theater (Princeton 1961) 93 Abb. 328; T.B.L. Webster - J.R. Green - A. Seeberg, Monuments illustrating New Comedy, Bulletin of the Institute of Classical Studies, Suppl. 50 (London 1995 3) I 87 (XZ 2); II 410 (5NP 6).