Das Haus wurde 1938 und 1951 ausgegraben und erhielt seinen Namen von den 4 pompejanischen Stilen der Wandmalerei, die in diesem Gebäude sichtbar sind. In unserem Zusammenhang ist ein Mittelbild aus dem Tablinum (9) von besonderem Interesse.

Literatur (zum Haus allgemein)

E. La Rocca - M. und A. de Vos, Pompeji, Lübbes archäologischer Führer (Recklinghausen 1979) 215 f.

I. Braganti - M. de Vos - F. Parise Badoni, Schede introduttive e didaschalie, in: Pompei 1748-1980. I tempi della documentazione, Catalogo ... Rom Foro Romano - Pompei Antiquarium - Bologna Museo Civico Archeologico - Reggio Emilia Teatro Municipale (Rom 1981) 150-155.

Pompeji I 8,17, Wandbild mit Darstellung einer Drehbühne (?) (Bild: O. Elia).
Tablinum 9, Nordwand, Mittelbild; AO: Pompeji, Magazin am Forum:

Das Bild stellt einen Ausschnitt von einer Bühne dar. Seitlich sind geschlossene Wandflächen mit dunkler Farbe angedeutet, in der Mitte ist dagegen ein Durchblick mit hellem Hintergrund und einem runden Sockel darunter sichtbar, der in der Forschung als Drehbühne, der sog. periaktoi, interpretiert wurde. Die Figuren auf dem Bild stellen links einen Diener mit einem Krug in der rechten Hand und einem Trinkhorn in der linken dar; neben ihm steht ein reich gedeckter Tisch. Rechts daneben sind vor der Rundbasis zwei nackte Tänzerinnen zu sehen, deren rechte sich durch den erhobenen Schild eindeutig als Waffentänzerin zu erkennen gibt. Die linke ist schräg von hinten sichtbar, hat ein Tierfell eng um ihren Gürtel gelegt und trägt einen Helm mit Federbusch. Auf dem runden Podest steht ein betrunkener bärtiger Mann, der von seinem Diener gestützt wird, und ein sich aufbäumendes Pferd, von dessen Reiter der wehende Mantel und die erhobene Rechte mit einem Speer gut erkennbar sind.
Inhaltlich stellt die Szene vermutlich eine Pantomimenaufführung dar, in denen ausschnittsweise Szenen aus der griechischen Mythologie und in Abwandlung Teile der griechischen Tragödie oder Komödie dargestellt wurden. Diese wurden mit Musik und Balett begleitet.

Literatur: O. Elia,  Rappresentazione di un pantomimo nella pittura pompeiana, in: Gli archeologici Italiani in onore di Amadeo Maiuri (1965) 169-179 Abb. 1; Pompei. Pitture e mosaici, I (Rom 1990) 862 f.  Abb. 30-31; R. Gogräfe, Theater im römischen Reich. Bühne für Schauspieler, die Feiern des Imperiums und die Sponsoren des Reiches (Mainz 2013) 81 Abb. 55.

Antike Quellen zu den periaktoi

Athenaios 622 C. 673 C.

Plutarch, moralia (Vom Ruhm der Athener) 348 E.

Pollux, Onomastikon Öffnet externen Link in neuem Fenster126. 130. 131.

Vergil, Georgica III 24:

iam nunc sollemnis ducere pompas | ad delubra iuvat caesosque videre iuvencos | vel scaena ut versis discedat frontibus utque | purpurea intexti tollant aulaea Britanni.

Übersetzung:
„Schon jetzt durchzuckts mich freudig, den Festzug | hin zu den Tempeln zu führen, zu schaun die geopferten Stiere, | und wie die Bühne die Stirnwand dreht, wie den steigenden Vorhang | heben, das Purpurgewirk, die eingewebten Britannier."

Öffnet internen Link im aktuellen FensterVitruv V 6,8.

Moderne Literatur

M.P. Nilsson, Die alte Bühne und die Periakten, in: Från Filologiska Föreningen i Lund (Lund 1908).

C. Fensterbusch, Philologus 1936, 117.

RE V A (Stuttgart 1934) 1404 s.v. theatron (Fensterbusch).

RE 19 (Stuttgart 1937) 704 s.v. Periaktos (Fensterbusch).

A.W. Pickard Cambridge, The Theatre of Dionysus in Athens (Oxford 1956) 234-239.