Die sog. Villa des Cicero liegt vor dem Herculaner Tor außerhalb der Stadtmauern und ist heute zugeschüttet. Bereits 1763 und 1764 wurden in ihrem tablinum die beiden hier gezeigten Mosaikböden gefunden, die beide von einem Mosaizisten namens Dioskurides aus Samos signiert wurden.

weblinks:

Öffnet externen Link in neuem Fensterhttp://pompeiiinpictures.com/pompeiiinpictures/RV/Villa%20Cicero.htm

Pompeji, Villa des Cicero, Mosaik mit Musikanten (Photo: Rüdiger Gogräfe).
Stabiae, Wandbild aus Stabiae mit Darstellung der Szene aus Menander im Nationalmuseum Neapel.
Mosaik mit Straßenmusikanten; AO: Neapel, Mus. Naz. In.9985:

Die vier Figuren auf einer Bühne stellen v.r.n.l. einen bekränzten Tympanon-Schläger mit der Maske eines Jünglings dar, einen zweiten ebenso bekränzten und mit Maske bekleideten, der zwei kastagnetten-artigen Schellen spielt, eine Flötenspielerin mit der Maske einer Hetäre sowie ein Kind dar. Weil Tympanon und Kastagnetten Instrumente sind, deren Verwendung im Kult der Göttin Kybele kennzeichnend ist, wurden diese beiden Musiker auch Metragyrten genannt: Sie kommen auch in Stücken der Neuen Komödie vor.
Der Samier Dioskurides hat das Mosaikbild um 100 v.Chr. signiert. Es handelt sich um ein verbreitetes Bild, das in einem Wandgemälde aus Stabiae wiederholt und das vielfach auf ein älteres Vorbild frühhellenistischer Zeit zurückgeführt wird.

Das Bild wird als Szene aus der Komödie Öffnet internen Link im aktuellen Fenster'Theophoroumene' (Das besessene Mädchen) des Menander gedeutet (Fr. 224 K und 226 K): Kleinias steht rechts und schlägt das Tympanon, in der Mitte hält Lysias in jeder Hand Zimbeln. Hinter Lysias spielt eine Hetäre eine Doppelflöte.

Lit.: Öffnet externen Link in neuem FensterReale Museo Borbonico IV Taf. 34; M. Bieber - G. Rodenwald, Die Mosaiken des Dioskurides von Samos, JdI 24, 1911, 1 ff. Abb. 1; T.B.L. Webster, Greek Theatre Production (London 1956); M. Bieber, The History of the Greek and Roman Theater (Princeton 1961) 95 f. Abb. 346; Th. Kraus, Lebendiges Pompeji - Pompeji und Herculaneum, Antlitz und Schicksal zweier antiker Städte (Köln 1977) 46 f. Abb. 43; Le Collezioni del Museo Nazionale di Napoli, I mosaici, le pitture, gli oggetti di uso quotidiano, gli argenti, le terracotte invetriate, i vetri, i cristalli gli avori (Neapel 1986) 116 Nr. 1; K. Neiiendam, The Art of Acting in Antiquity, Iconographical Studies in Classical, Hellenistic and Byzantine Theatre (Kopenhagen 1992) 71 ff. Abb. 25; E. Csapo, Mise en scène théâtrale, scène de théâtre artisanale: les mosaïques de Ménandre à Mytilène, leur contexte social et leur tradition iconographique, in: B. Le Guen (Hrsg.), De la scène aux gradins: théâtre et représentations dramatiques après Alexandre le Grand, Pallas 47 (Toulouse 1997) 165-182; F. Coarelli u.a., Pompeji (München 2002) 170 f.; K. Gutzwiller - Ö. Celik, New Menander mosaics from Antioch, AJA 116, 2012, 608 Abb. 30; Katherine M.D. Dunbabin, Theater and Spectacle in the Art of the Roman Empire (Ithaca - London 2016) 60-62 Abb. 3.4.

weblinks:

Öffnet externen Link in neuem Fenstercommons.wikimedia.org/wiki/Inv9985.jpg

Zum Bild aus Stabiae; AO Neapel, Mus. Naz. Inv. 9034:

Literatur: W. Ternite, Wandgemälde aus Pompeji und Herculanum nach den Zeichnungen und Nachbildungen in Farben (Berlin 1839-ca. 1858) 2. Abt. II 15 S. 80; W. Helbig, Wandgemälde der vom Vesuv verschütteten Städte Campaniens (Leipzig 1868) 1473; M. Bieber - G. Rodenwald, Die Mosaiken des Dioskurides von Samos, JdI 24, 1911, 1 ff. Abb. 5; Le Collezioni del Museo Nazionale di Napoli, I mosaici, le pitture, gli oggetti di uso quotidiano, gli argenti, le terracotte invetriate, i vetri, i cristalli gli avori (Neapel 1986) 156 f. Nr. 246; T.B.L. Webster - J.R. Green - A. Seeberg, Monuments illustrating New Comedy, Bulletin of the Institute of Classical Studies, Suppl. 50 (London 1995 3) I 94 (XZ 39); II 409 (5NP 1).

weblinks:

Öffnet externen Link in neuem Fensterancientrome.ru/art/artworken/img.htm?id=2124

 

 

Pompeji, Villa des Cicero, Mosaik mit einer Szene der Synaristoi: rechts hält die alte Kupplerin Philainis einen leeren Becher, in der Mitte sitzt die Hetäre Plangon, links Pythias, die Tochter der Kupplerin (Photo: Rüdiger Gogräfe).
Mosaik einer Szene der Komödie "Synaristosai"; AO: Neapel, Mus. Naz. Inv. 9987:

Das Mosaikbild illustriert eine Szene derÖffnet internen Link im aktuellen Fenster 'Synaristosai', d.h. der Frauen beim Frühstück, die als Komödie des Menander fragmentarisch erhalten ist. Die Benennung wurde nach Entdeckung des Öffnet internen Link im aktuellen FensterMenander-Mosaiks in Mytilene möglich, welches die gleiche Szene mit Beschriftung bewahrt hat. Dargestellt sind drei Frauen an einem gedeckten Tisch, die linke sitzt auf einem reich gepolsterten Hocker, sie und die mittlere sind in jüngerem Alter und mit einer weißen Maske versehen. Rechts sitzt eine Alte. Ganz rechts erkennt man halb verdeckt ein junges Mädchen. Die Alte wird als Kupplerin oder Pharmakeutria gedeutet, vor der der auf dem Tisch liegende Lorbeerzweig und die Gefäße sowie das Thymiaterion seinen speziellen Sinn hätte; die beiden jungen Frauen scheinen ihr ein Anliegen vorzutragen.

Die Maske der Alten wurde mit der bei Pollux, onomastikon IV 150 beschriebenen eines „dürren, alten Weibleins mit Wolfsgesicht, mit zahlreichen feinen Runzeln, weißen Haaren, gelbem Teint und schiefem Blick" identifiziert. Für die mittlere schlug Bieber die Identifizierung mit der Maske der Kore und für die linke mit der Pseudo-Kore bei Pollux, onomastikon IV 152 vor.

Von der originalen Komödie des Menander sind nur sehr geringe Fragmente erhalten, Namen den beteiligten Personen wurden erst durch die Entdeckung des genannten Mosaiks in Mytilene auf Lesbos bekannt. Später wurde die Komödie jedoch in den 'Cistellaria' des römischen Komödiendichters Öffnet internen Link im aktuellen FensterPlautus wiederverwendet, wodurch wir eine Vorstellung vom Inhalt der griechischen Komödie erhalten. Das Mosaikbild wird als Eingangsszene der Komödie gedeutet:

Plautus, Cistellaria Z. 10-19:

„Gymnasion: Um solchen Preis, beim Pollux, ist es nicht eben schwer,
Dich zu besuchen und zu Diensten dir zu sein.
Wie ausgesucht und freundlich hast du uns bei dir
Bewirtet, das vergessen wir dir nimmermehr.

Silenium: Das ist von Herzen gern geschehen, und ich werde stets
Das beizuschaffen trachten, was euch Freude macht.

Kupplerin: Wie jener, der auf stiller See bei günstigem
Fahrwind segelt, sagte: 'Ha, wie freu ich mich,
Dass ich so gut hier angekommen', also sind
Auch wir voll Freundlichkeit hier aufgenommen worden,
Und wenn mir etwas bei dir nicht gefallen hat,
So war es nur die Aufwartung.

Silenium: Wieso?

Kupplerin: Man gab so äußerst sparsam was zu trinken her;
Das verdarb mir den Geschmack am Wein." (Übers. W. Ludwig)

 

Lit.: Öffnet externen Link in neuem FensterM. Bieber - G. Rodenwald, Die Mosaiken des Dioskurides von Samos, JdI 26, 1911, 1 ff. Abb. 2; M. Bieber, Die Denkmäler zum Theaterwesen im Altertum (Berlin - Leipzig 1920) 161 f. Taf. XCIII; T.B.L. Webster, Greek Theatre Production (London 1956); M. Bieber, The History of the Greek and Roman Theater (Princeton 1961) 95 f. Abb. 347; Le Collezioni del Museo Nazionale di Napoli, I mosaici, le pitture, gli oggetti di uso quotidiano, gli argenti, le terracotte invetriate, i vetri, i cristalli gli avori (Neapel 1986) 116 Nr. 2; K. Neiiendam, The Art of Acting in Antiquity, Iconographical Studies in Classical, Hellenistic and Byzantine Theatre (Kopenhagen 1992) 64 ff. Abb. 23; S. de Caro (Hrsg.), Il museo archeologico Nazionale di Napoli (Neapel 1994) 141 Abb.; E. Csapo, Mise en scène théâtrale, scène de théâtre artisanale: les mosaïques de Ménandre à Mytilène, leur contexte social et leur tradition iconographique, in: B. Le Guen (Hrsg.), De la scène aux gradins: théâtre et représentations dramatiques après Alexandre le Grand, Pallas 47 (Toulouse 1997) 165-182; W. Stockert, T. Maccius Plautus. Cistellaria. Einleitung, Text und Kommentar, Zetemata, 143 (München 2012) 22 ff.; K. Gutzwiller - Ö. Celik, New Menander mosaics from Antioch, AJA 116, 2012, 599 Abb. 22; Katherine M.D. Dunbabin, Theater and Spectacle in the Art of the Roman Empire (Ithaca - London 2016) 57-60 Abb. 3.3. Maske: L.B. Brea, Menandro e il teatro greco nelle terracotte liparesi (Genua 1981) 208; A.D. Trendall - T.B.L. Webster, Illustrations of Greek Drama (London 1971) 145.

weblinks:

Öffnet externen Link in neuem Fenstercommons.wikimedia.org/wiki/MAN_Napoli_Inv9987.jpg