Das zwischen 1824 und 1825 ausgegrabene Haus des Tragödiendichters erhielt seinen Namen nach dem im tablinum (8) aufgefundenen Mosaik.
Lit. allgemein:
Bettina Bergmann, The Roman House as Memory Theater: the House of the Tragic Poet in Pompeii, The Art Bulletin 76,2, 1994, 225-256 (academia.edu); Nicholas Wood, The House of the tragic poet = La Casa del poeta tragico (London 1996; Mary Harrsch, The House of the Tragic Poet: What's love got to do with it (academia.edu)
weblinks:
atrium (3) Südwand, Entführung von Helena (oder der Kriseis); AO: Nationalmuseum Neapel:
Das Bild wird heute allgemein als Entführung der Helena durch Paris nach Troja gedeutet. Der Mythos von Helenas zweiter Entführung gehörte zum Standardrepertoire der römischen Pantomime, das hier gezeigte Bild stellte jedoch den Mythos an sich und nicht eine im Theater gespielte Szene dar.
Lit.: W. Helbig, Wandgemälde der vom Vesuv verschütteten Städte Kampaniens (Leipzig 1868) 285 Nr. 1308 (hier noch als Entlassung der Chryseis gedeutet); H. Brunn, Chryseis’ Einschiffung? Kleine Schriften 3 (1906); P. Herrmann – F. Bruckmann, Denkmäler der Malerei des Altertums (München 1906) Taf. 12; F. Matz, Archäologischer Anzeiger 1944/45, 97-98; G.E. Rizzo, La pitturs ellenistico-romana Mailand 1929) Taf. 63; G. Lippold, Antike Gemäldekopien, Abhandlungen der Bayrischen Akademie der Wissenschaften (München 1951) 82 ff.; K. Schefold, Pompejanische Malerei (Basel 1952) 143-148; Pompei Pitture e Mosaici IV, regio VI, parte prima (Rom 1994) 539-540 Abb. 21. 23.
Mosaik aus dem Tablinum (8); AO: Neapel, MN Inv. 9986:
Das Mosaikbild zeigt vor dem Hintergrund einer Säulenhalle die Vorbereitung einer Theatertruppe durch einen sitzenden Choregen, der auch als der Dichter selbst interpretiert wurde. Am linken Rand stehen zwei Schauspieler in kurzen Ziegenfellen, der rechte von ihnen trägt bereits eine hochgeklappte Maske vor seinem Gesicht. Rechts daneben steht ein reich gekleideter Musikant mit einer Doppelflöte. Vor diesem liegen auf einem Sockel eine weibliche tragische Maske und eine Silensmaske. Rechts hinter dem sitzenden Dichter hilft ein Assistent einem weiteren Schauspieler in ein Silenskostüm. Vor ihm steht eine männliche tragische Maske auf einem erhöhten Sockel. Der Ort des Geschehens ist ein choragium, als welcher auch eine porticus post scaenam fungieren konnte, wie sie beispielsweise auch in Pompeji zum Theaterkomplex gehört.
Lit.: Reale Museo Borbonico II Taf. 56; A. Baumeister, Denkmäler des Klassischen Altertums, I (München 1884) Taf. V; Th. Schreiber, Kulturhistorischer Bilderatlas (Leipzig 1885) Taf. V 1; S. Reinach, Répertoire de la peinture grecque et romaine (Paris 1922) 315,1; E. Simon, Gnomon 41, 1969, 792; E. Simon, Die 'Omphale' des Demetrios. Zur Satyrspielvase in Neapel, Arch. Anz. 1971, 201 f.; Pompeii A.D. 79, Ausstellungskatalog Museum of Fine Arts Boston (Boston 1978) I 80 Abb.; II 210 Nr. 305; E. La Rocca - A. und M. de Vos, Pompeji - Lübbes archäologischer Führer (Recklinghausen 1979) 325; 339 Abb. 140; Le Collezioni del Museo Nazionale di Napoli, I mosaici, le pitture, gli oggetti di uso quotidiano, gli argenti, le terracotte invetriate, i vetri, i cristalli gli avori (Neapel 1986) 28 Abb.; 120 Nr. 42; S. de Caro (Hrsg.), Il museo archeologico Nazionale di Napoli (Neapel 1994) 184 Abb.; F. Coarelli u.a., Pompeji (München 2002) 289 Abb.
Raum 8, Südwand
Admetos und Alkestis; AO: Neapel, Museo Nazionale Inv. 9026:
Das Bild wird als der Moment gedeutet, in dem ein Bote dem Admetos und der Alkestis die Nachricht überbringt, dass die Schlangen in ihrem Brautgemach erschienen waren, weil Admetos der Artemis nicht geopfert hatte und ihm nun der Tod bevorstehe. Einziger Ausweg für ihn sei, wenn er jemanden findet, der sich statt seiner opfert. Hierzu erklärte sich allein seine Frau Alkestis bereit.
Das pompejanische Bild zeigt den jungen Boten auf einem leichten Sitz mit dem Rücken zum Betrachter, wie er die Orakelnachricht dem nachdenklichen Admetos und der bereits aufgelöst erscheinenden Alkestis vorlegt. Hinter der Mauer stehen links die Eltern des Admetos und rechts Apollon mit einer weiteren nicht gedeuteten Frau.
Dieser Moment des Mythos ist nicht der Tragödie 'Alkestis' des Euripides entnommen, da er aber auch anderwärts in der römischen Kunst oft dargestellt ist, könnte er einem anderen Drama entnommen sein: Accius und Laevius bearbeiteten die Tragödie und könnten sich auf die nicht erhaltene 'Alkestis' des Phrynichos oder vielleicht auf eine 'Alkestis' des Sophokles berufen haben. Der Mythos der Alkestis gehörte ferner zum Standardrepertoire der römischen Pantomime.
Lit.: Real Museo Borbonico 9, 1833, Taf. 47 (??); E. Petersen, Admetos und Alkestis, Archäologische Zeitung 21, 1863, 105-117 Taf. 180,2; Zahn I Taf. 43; Helbig 240 Nr. 1158; Herrmann - Bruckmann Taf. 13; K. Schefold, Die Wände Pompejis (Berlin 1957) 104; F. Brommer, Denkmälerlisten zur griechischen Heldensage, I. Herakles (Marburg 1957) 19; LIMC I (Zürich - München 1981) 541 Nr. 54b s.v. Alkestis (M. Schmidt); Le collezioni del Museo Nazionale di Napoli. I mosaici, le pitture, gli oggetti di uso quotidiano, gli argenti, le terracotte invetriate, i vetri, i cristalli, gli avori (Rom 1986) 150 f. Nr. 197 (augenscheinlich ist die Abbildung mit dem Bild aus Herculaneum verwechselt); Pompei. Pitture e Mosaici IV, regio VI, parte prima (Rom 1994) 581 Abb. 102; H. Lavagne, Römische Wandmalerei, in: M.J. Klein (Hrsg.), Römische Glaskunst und Wandmalerei, Ausstellungskatalog des Landesmuseums Mainz vom 12. Dezember 1999–20. Februar 2000 (Mainz 1999) 24 Abb. 4; H. Lavagne - E. de Balanda - A. Uribe Echeverría (Hrsg.), Jeunesse de la Beauté (Paris 1995; 2001) Abb. 33.
Bild: wikimedia (Marie-Lan Ngyen)
Weitere Darstellungen:
Pompeji, Podere di Irace bzw. Casa della Diana II; VI 17,32-39; AO: Neapel, Museo Nazionale:
Lit.: Helbig 241 Nr. 1159; Schefold, Die Wände Pompejis, 161; F. Brommer, Denkmälerlisten zur griechischen Heldensage, I. Herakles (Marburg 1957) 19; LIMC I (1981) 541 s.v. Alkestis Nr 54c (M. Schmidt). Vgl. Pompei. Pitture e Mosaici, VI (Rom 1996) 1-9.
weblinks:
Helbig 1160; Neapel MN inv. 9025.
Helbig 1161; Pompeji VII 12,28.
(10) Peristyl
Opferung der Iphigenie in Aulis; AO: NM Neapel inv. 9112:
Lit.: W. Helbig, Wandgemälde der vom Vesuv verschütteten Städte Campaniens (Leipzig 1868) 283 Nr. 1304; K. Schefold, Wände Pompejis (Berlin 1957) 105; Pompei. Pitture e mosaici, IV (Rom 1993) 552-553 Abb. 47-48.
weblinks:
(14) cubiculum
Südwand, Ariadne verlassen:
Das Bild ist eines von zweien aus der Casa del Poeta tragico, welches die verlassene Ariadne darstellt. Das Bild aus cubiculum (14) ist heute zerstört und allein in einer Zeichnung aus dem 19. Jh. erhalten. Es zeigt die am Ufer von Naxos sitzende trauernde Ariadne, einen Eroten und auf dem Meer das Schiff, auf dem vermutlich Theseus nach Athen abgefahren ist. Das Bild der Ostwand im Triklinium (15) zeigt das gleiche Thema vollständiger, indem dort auch Theseus im Moment seiner Schiffsbesteigung dargestellt ist.
Der Mythos um Ariadne zählte zum Standardrepertoire der römischen Pantomime, auch wenn der genaue Inhalt der pantomimischen Vorstellungen unbekannt ist. Sicherlich zählte hierzu aber die von Theseus verlassene Ariadne und möglicherweise auch die Übergabe des Wollfadens vor dem Labyrinth an Theseus und ihre Auffindung auf Naxos durch Dionysos. Alle drei Themen sind ausgesprochen häufig in der pompejanischen Malerei dargestellt worden, lassen sich aber auch sonst in der römischen Flächenkunst oft nachweisen.
Lit.: Real Museo Borbonico 2, 1825, Taf. 62; W. Helbig, Wandgemälde der vom Vesuv verschütteten Städte Campaniens (Leipzig 1868) 256-257 Nr. 1225; Pompei. Pitture e mosaici, IV (Rom 1993) 562 Abb. 71-72.
(15) Triclinium.
Ostwand
Ariadne von Theseus verlassen:
Lit.: W. Helbig, Wandgemälde der vom Vesuv verschütteten Städte Campaniens (Leipzig 1868) 255 Nr. 1218; S. Reinach, Répertoire de peintures grecques et romaines (Paris 1922) 111,3; P. Herrmann - R. Herbig, Denkmäler der Malerei des Altertums (München 1931) Taf. 16; E. Pfuhl, Malerei und Zeichnung (München 1923) Abb. 640; G.E.Rizzo, La pittura ellenistico-romana (Mailand 1929) Taf. 39; G. E. Rizzo, Le pitture della casa del poeta tragico, Monumenti della pittura antica scoperti in Italia, Sez. 3, La pittura ellenistico-romana. Pompei, fasc. 1 (Rom 1935) 12-13 Taf. 3; K. Schefold, Pompejanische Malerei (Basel 1952) 148 Taf. 52; G. Lippold, Antike Gemäldekopien. Abhandlungen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Kl. 33 (München 1951) 47 Taf. 7,33; K. Schefold, Vergessenes Pompeji (Bern/München 1962) Taf. 12,2; Pompejanische Wandmalerei Taf. 49-50; Pompei, Pitture e Mosaici IV 573ff. Abb. 87. 94.
Südwand
Artemis und Kallisto:
Lit.: W. Helbig, Wandgemälde der vom Vesuv verschütteten Städte Campaniens (Leipzig 1868) 73 Nr. 254; P. Herrmann - R. Herbig, Denkmäler der Malerei des Altertums (München 1931) 27 Abb. 6; L. Curtius, Die Wandmalerei Pompejis (Leipzig 1929; ND Hildesheim 1960) 43 Abb. 29; L. Curtius, Zu Bildern in der Casa del poeta tragico, in: Festschrift P. Clemen (Düsseldorf 1926) 94 ff.; G. E. Rizzo, Le pitture della casa del poeta tragico, Monumenti della pittura antica scoperti in Italia, Sez. 3, La pittura ellenistico-romana. Pompei, fasc. 1 (Rom 1935) 7 ff. Abb. 4-6; Pompei. Pitture e mosaici, IV (Rom 1993) 578-581 Abb. 98. 102.