Trier, Monnus-Mosaik, Rekonstruktion des gesamten Mosaiks durch L. Dahm (Photo: RLM Trier).
Trier, Monnus-Mosaik, Bildfeld mit der Muse Polhymnia und vermutlich dem Dichter Epicharm (Photo: H. Thörnig, RLM Trier).
Trier, Monnus-Mosaik, Bildfeld mit der Muse Euterpe und dem Erfinder des Flötenspiels Hyagnis (Photo: Th. Zühmer, RLM Trier).
Trier, Monnus-Mosaik, Bildfeld mit Darstellung des Dichters Menander (Photo: H. Thörnig, RLM Trier).
Trier, Monnus-Mosaik, Bildfeld mit einer Schauspielermaske.

Monnus-Mosaik

FO: Trier, Ostallee 36 (heute Weimarer Allee 1), Hof des RLM Trier.

AO: Trier, RLM, Inv. 10703-10724; Öffnet externen Link in neuem Fensterhttp://www.landesmuseum-trier.de/de/home.html

Das Mosaik erhielt seinen gebräuchlichen Namen nach der Signatur des Mosaizisten: Monnus fecit.

Der Mosaikboden besteht aus einer Hierarchie verschiedener Bildfelder, an deren erster Stelle 8 oktogonale Bilder stehen, die konzentrisch um ein neuntes Achteckbild in der Mitte gruppiert sind. Im mittleren und prominentesten Feld steht die erwähnte Künstlersignatur. Die drei Figuren sind kaum mehr erhalten, lassen sich aber durch die noch lesbaren Beischriften identifizieren: in der Mitte der Dichter Omerus (= Homer), links Ingenium und rechts die Muse Calliope.

Von den äußeren 8 Oktogonfeldern sind zwei vollkommen zerstört. Die weiteren Achteck-Felder zeigen einen Kopf und eine Hand mit der Beischrift T]ham[y]ris, eines in der Antike kaum weniger berühmten Kitharöden als es Orpheus war. Im nächsten erkennt man die stehende Muse Polhymni(a) und einen neben ihr einen sitzenden Mann mit der beschädigten Beischrift ...]icar, die zu verschiedenen Ergänzungsvorschlägen führte: den babylonischen Weisen Acicarus bzw. Achaicharus oder Öffnet externen Link in neuem FensterAhiqar oder - wahrscheinlicher - zu Epicharmus, dem sizilischen Komödiendichter. Das nächstfolgende Bild zeigt die jeweils durch Beischriften bezeichnete stehende Muse Urania und den sitzenden Gelehrten Aratos. Danach folgt ein Feld mit dem sitzenden Cadmus, dem man die Einführung des Alphabets aus Phönzien zuschrieb, und einer neben ihm stehenden Muse mit Kithara. Hiernach folgt das vollständig erhaltene Bild mit Agnis und Euterp(e), der Muse des Flötenspiels. Agnis steht für Hyagnis, den Vater des Marsyas und mythischen Erfinder des Flötenspiels (Marsyas kommt seinerseits verschiedentlich in Bildprogrammen römischer Theater vor: Öffnet internen Link im aktuellen FensterHierapolis, Öffnet internen Link im aktuellen FensterAlthiburos, Arles). Das letzte Bildfeld, von dem etwas erhalten ist, läßt noch eine auf einem Podest stehende Maske erkennen und wird der Muse Thalia zugeordnet gewesen sein.

In der nächsten hierarchischen Stufe folgen 8 Quadratfelder, die an die Kanten des mittleren Achtecks gesetzt sind. In ihnen sind Porträts bekannter antiker Geistesgrößen dargestellt, die durch Beischriften benennbar sind: Die Dichter Hesiod, Öffnet internen Link im aktuellen FensterMenander, Öffnet internen Link im aktuellen FensterEnnius und Vergil, die Historiker Livius (?) und Diodor (?), der Philosoph und Politiker Cicero sowie eine nicht mehr erhaltene Persönlichkeit.

Die um die äußeren Achtecke gruppierten Quadrate zeigen Monatsbilder und Masken, in den Ecken liegen schließlich Pentagone mit Darstellungen der Jahreszeiten.

Das Monnus-Mosaik rezipiert mit der Darstellung verschiedenster Persönlichkeiten antikes Bildungsgut, worunter die Dichtung und die im antiken Theater vorgeführten Künste des Schauspiels und der Komödie, des Kithara- und Flötenspiels eine hervorragende Rolle spielen.

Literatur

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