FO: Trier, Neustraße
AO: Trier, RLM, Inv. 1941,1520; http://www.landesmuseum-trier.de/de/home.html
Beschreibung
Das Dekorationssystem des Mosaiks ist ein einfaches Kassettenschema, das man auch als Rapport von Quadratfeldern auffassen kann.
Die Anzahl der 3 x 3 Bildfelder ergibt genau die Zahl der Neun Musen. Hier ist Thalia mit einer komischen Maske als für die Kunst der Komödie verantwortlich abgebildet (vgl. auf dem Mosaik von Vichten). Die Muse Melpomene war für die Kunst der Tragödie zuständig und wurde demgemäß mit einer tragischen Maske gekennzeichnet: Sie ist hier unter den Musenbildnissen zu suchen, deren Attribut nicht erhalten ist. Erato mit der Kithara steht für Hymnen, Liebeslieder und den Tanz. Gegenüber den anderen Saiteninstrumenten zeichnet sich die Kithara durch ihren mächtigen Rahmen und Resonanzkasten aus, besonders eindrucksvoll auf dem Musenmosaik von
Vichten sichtbar. Terpsichore mit der Lyra war für die chorische Lyrik zuständig; ihr Instrument ist kleiner (wie in
Vichten). Polhymnia mit der Barbiton war die Muse der Geometrie, vor allem aber des Tanzes und der Pantomime: Auch sie ist unter den Bildnissen ohne Attribut zu suchen.
Unmittelbaren bezug zu den Künsten der Theaterdarbietungen haben Thalia und Melpomene, Polhymnia für die in der römischen Kaiserzeit so beliebte Pantomime und Erato und Terpsichore für musikalische Aufführungen. Ihre Figuren kommen vielfach in den Statuenprogrammen der scaenae frons im römischen Theater vor.
Der Boden wurde zwischen des späte 2. Jh. und den weiteren Verlauf des 3. Jhs. datiert.
Literatur
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