Die Augustalia oder ludi Augustales wurden anlässlich der Rückkehr von Kaiser Augustus aus dessen transmarinen Provinzen aufgrund eines Senatsbeschlusses im Jahre 19 v.Chr. begangen. Anlässlich dieses Ereignisses wurde der Fortuna Redux ein Altar geweiht. Unter seinem Nachfolger Tiberius wurden die Spiele im Jahre 14 n.Chr., die ursprünglich aus einem singulären Anlass hervorgingen, in dauerhaft abgehaltene ludi Augustales verwandelt. Sie begannen am 5. Oktober, später bereits am 3. Oktober und wurden von einem Opfer gefolgt, welches im Tempel des Divus Augustus auf dem Palatin von den Arvalbrüder dargebracht wurde.
Schriftquellen
Fasti Amiterni Z. 15:
fer(iae) ex s(enatus) c(onsulto), q(uod) e(o) d(ie) imp(erator) Caes(ar) Aug(ustus) ex transmarin(is) provinc(is) urbem intravit araq(ue) Fortunae Reduci constit(uta)
Tabula Hebana
...
Z. 50 utiq(ue) ludis Augu[stalibus cum subsellia sodalium]
ponentur in theatris sellae curules Germanici Caesaris inter ea ponantur cu[m querceis coronis in honorem]
eius sacerdoti quae sellae cum templum divi Aug(usti) perfectvm erit ex eo templo pr[oferentur interea in templo]
Martis Ultoris reponantur et inde proferantur quiq(ue)cumq(ue) eos ludos q(ui) s(upra) s(cripti) s(unt) fac[iat uti ex eo templo q(ui) s(upra) s(criptum) e(st) in the]-
atris ponantur et cum reponendae erunt in eo templo reponantur curet ...
"An den Augustalischen Spielen, wenn die Bänke der Bruderschaft in den Theatern aufgestellt werden, sollen unter diese die kurulischen Sessel des Germanicus Cäsar mit Eichenkränzen zur Erinnerung an sein Priesteramt aufgestellt werden. Diese Sessel sollen aus dem Tempel des vergöttlichten Augustus nach dessen Fertigstellung hervorgeholt und in der Zwischenzeit im Tempel des Mars Ultor deponiert und hervorgeholt werden. Der jeweilige Spielegeber, welcher die oben beschriebenen Spiele veranstaltet, soll dafür sorgen, dass die Sessel aus dem oben beschriebenen Tempel in die Theater geschafft werden und wieder im Tempel deponiert werden, wenn sie deponiert werden müssen..."
Übers. nach: Helmut Freis, Historische Inschriften zur römischen Kaiserzeit von Augustus bis Konstantin, Texte zur Forschung, 49 (Darmstadt 1984) 27 Nr. 19.
CIL I2 p. 331.
CIL I2 p. 332.
CIL VI 31200, c 13.
Feriale Cumanum.
Kalender des Philocalus.
Monumentum Ancyranum 11:
„Einen Altar der Fortuna Redux hat der Senat vor dem Tempel des Honos und der Virtus an der Porta Capena für meine Rückkehr weihen lassen. Dort befahl er den Priestern und Vestalischen Jungfrauen, jährlich ein Opfer an dem Tage darzubringen, an dem ich unter den Konsuln Q. Lucretius und M. Vinicius aus Syrien in die Hauptstadt zurückgekehrt war, und den Tag nannte er Augustalia nach meinem Beinamen.”
Lit.: Klaus Bringmann - Dirk Wiegandt (Hrsg.), Augustus. Schriften, Reden und Aussprüche, Texte zur Forschung, 91 (Darmstadt 2008) 229-281.
Cassius Dio LIV 10,3:
"Wegen dieser Anordnung und anderer auf der Reise getroffenen Maßnahmen ehrte man ihn mit zahlreichen, verschiedenen Beschlüssen, doch wollte er keine der Auszeichnungen außer jener annehmen, wonach der Fortuna Redux - denn diesen Namen gab man ihr - ein Altar errichtet und der Tag seiner Ankunft unter die Feiertage gerechnet und Augustalia genannt werden solle."
Cassius Dio LIV 34,2:
" ... Die Augustalia hingegen, die auch jetzt noch veranstaltet werden, fanden in jener Zeit erstmals, und zwar auf Grund eines Beschlusses statt."
Cassius Dio LVI 46,4:
"... Die Konsuln aber wurden angewiesen, seinen Geburtstag gleich den ludi Martiales zu begehen, und die Volkstribunen, als sakrosankt, die Ausrichtung der Augustalia zu übernehmen. (5) Die genannten Beamten führten alles in der herkömmlichen Weie durch - sie trugen sogar das Triumphgewand beim Pferderennen -, nur bestiegen sie keinen Wagen. Überdies veranstaltete Livia zu Ehren des Verstorbenen ein Privatfest im Palatioum, und diese Feier wird bis auf den heutigen Tag noch stets vom jeweiligen Kaiser begangen."
Tacitus, ann. I 15.
" ... Damals (d.i. 14 n.Chr.) baten die Volkstribunen um die Genehmigung, auf eigene Kosten Spiele zu veranstalten, die unter dem Namen des Augustus in den Kalender aufgenommen und 'Augustales' genannt werden sollten. Doch die Geldmittel bewilligte man ihnen aus dem Staatsschatz, zugleich mit der Genehmigung, im Zirkus im Gewand des Triumphators aufzutreten. Auf dem Triumphwagen zu fahren, gestattete man ihnen nicht. In der Folge wurde die Leitung der Spiele dem Prätor übertragen, dem die Rechtsprechung zwischen Bürgern und Fremden zugefallen war."
Tacitus, ann. II 83,2.
Honores ut quis amore in Germanicum aut ingenio validus reperti decretique: ut nomen eius Saliari carmine caneretur; sedes curules sacerdotum Augustalium locis superque eas querceae coronae statuerentur; ludos circensis eburna effigies praeiret neve quis flamen aut augur in locum Germanici nisi gentis Iuliae crearetur. arcus additi Romae et apud ripam Rheni et in monte Syriae Amano cum inscriptione rerum gestarum ac mortem ob rem publicam obisse. sepulchrum Antiochiae ubi crematus, tribunal Epidaphnae quo in loco vitam finierat. statuarum locorumve in quis coleretur haud facile quis numerum inierit. cum censeretur clipeus auro et magnitudine insignis inter auctores eloquentiae, adseveravit Tiberius solitum paremque ceteris dicaturum: neque enim eloquentiam fortuna discerni et satis inlustre si veteres inter scriptores haberetur. equester ordo cuneum Germanici appellavit qui iuniorum dicebatur, instituitque uti turmae idibus Iuliis imaginem eius sequerentur. pleraque manent: quaedam statim omissa sunt aut vetustas oblitteravit.
„Ehrungen wurden erdacht und beschlossen, wie sie jedem die Liebe zu Germanicus oder sein Einfühlungsvermögen eingab. Sein Namen wird in das Saliarische Lied aufgenommen, ihm wird überall, wo die Augustalpriester sitzen, ein kurulischer Sessel aufgestellt und über diesem ein Eichenkranz angebracht. Sein elfenbeinernes Bild wird an den circensischen Spielen dem Zug vorangetragen und kein Flamen oder Augur an Stelle des Germanicus gewählt, wenn er nicht aus dem iulischen Geschlecht stamme. Dazu kommen noch Ehrenbögen in Rom, am Ufer des Rheins und auf dem syrischen Berg Amanus mit einer Inschrift seiner Taten und dem Hinweis, daß er im Dienste des Gemeinwesens gestorben sei, ein Grabmal in Antiocheia, der Stätte seiner Verbrennung, ein Tribunal in Epidaphne, wo er sein Leben beendigt hatte. Die Zahl der Statuen und der Orte, an denen er verehrt werden sollte, könnte man nicht leicht aufzählen.
Als beantragt wurde, ein goldenes Brustbild von besonderer Größe zu denen der maßgeblichen Vertreter der Beredsamkeit zu stellen, erklärte Tiberius nachdrücklich, er werde ihm das übliche weihen, das sich von den anderen nicht unterschiede. Bei der Beurteilung der Beredsamkeit spiele die äußere Lebensstellung keine Rolle, und es sei genug der Ehre, wenn er zu den alten Schriftstellern gerechnet werde.
Der Ritterstand gab seiner Sitzabteilung im Theater, die bisher die der Jüngeren genannt wurde, den Namen des Germanicus und ordnete an, daß an den Iden des Juli den Reiterabteilungen sein Bild vorausgetragen werde. Diese Anordnungen haben sich größtenteils bis heute erhalten. Einige davon wurden sofort aufgehoben, andere gerieten im Laufe der Zeit in Vergessenheit."
Henzen, Acta fratr. Arval. p. 49f.
Literatur
Emile Beurlier, Le culte impérial: son histoire et son organisation depuis Auguste jusqu'à Justinien (Paris 1891) 161 ff. S. Weinstock, The Image and the Chair of Germanicus, JRS 47, 1957, 143-154; bes. 146; Werner Eck, Einladung zum Fest in der Stadt, in: A.W. Busch - J. Griesbach - J. Lipps (Hrsg.), Urbanitas - Urbane Qualitäten. Die antike Stadt als kulturelle Selbstverwirklichung, Kolloquium 19.-21. Dezember 2012 in München Kommission zur Erforschung des antiken Städtewesens der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, RGZM-Tagungen, 32 (Mainz 2017) 53-52 (academia.edu).