Mimus über die Geburt des Haiphaistos
Erwähnung verdient eine stark zerstörte Ritzung in einer der Sitzstufen des Zuschauerrunds „beim Mittelgang". Sie bezieht sich nach ihren Beischriften auf den - nicht ganz einheitlich überlieferten - Mythos der Geburt des Hephaistos durch Hera und das Auf-die-Erde-Werfen desselben durch seine verärgerte Mutter. Die Begebenheit war Teil einer derb-drastischen Handlungsabfolge der griechischen Mythologie und viel gespielter Gegenstand im römisch-kaiserzeitlichen Theater. Dabei wurden die Absurditäten der griechischen Sagenwelt zur Erzielung großer Lacherfolge genutzt. Es begann mit der Verführung der Metis durch Zeus, welcher daraufhin die schwangere Göttin verschlingt. Zeus bringt dann nach der Spaltung seines Hauptes mit einer gelungenen Kopfgeburt die junge Athena zur Welt, sehr zum Mißfallen seiner Gattin Hera, bei der es nämlich nur zur Geburt des lahmen Sohnes Hephaistos gereicht hatte. In ihrem Ärger darüber wirft Hera ihren Sohn auf die Erde, der daraufhin von Thetis aufgezogen wird und das Handwerk des Schmiedes erlernt. Eines seiner Meisterwerke ist ein goldener Thron, den er scheinheilig seiner Mutter schenkt und der sie mit unsichtbaren Drähten darauf fesselt. Ares will daraufhin Hephaistos zwingen, die der Hera in ihr weiches Fleisch schneidenden Fesseln zu lösen, wird dabei aber von den Fackeln des Hephaist versengt. Erst und ausgerechnet Dionysos, gegen dessen Zulassung in den Götterhimmel des Olymp Hera bisher stets opponiert hatte, vermag zu helfen, indem er den Sohn der Hera betrunken macht und diesen in einem regelrechten Komos in den Olymp führt. Und nachdem dann sogar dem hinkenden Schmiedegott mit Aphrodite die schönste aller Göttinnen versprochen worden war, erlöste er seine Mutter Hera vom Thron und bekam Aphrodite zur Frau, welche ihn aber bald mit dem Kriegsgott Ares betrog. Wiederum gelingt Hephaistos als Rache dafür der Trick mit den unsichtbaren Drähten, diesmal werden aber Ares und Aphrodite zusammen im Bett gefesselt. Die Götter strömen zusammen, schauen zu und brechen in homerisches Gelächter aus.
Der Mythos wurde in der dorischen Komödie 'Hephaistos' oder 'Die Komasten' von Epicharm und in einer attischen Komödie des Achaios verarbeitet.
Literatur: R. Merkelbach – J. Nollé, Die Inschriften von Ephesos VI (Bonn 1980) Nr. 2091.