An dieser Stelle sollen vor allem Beispiele aus der unteritalischen Vasenmalerei aufgeführt werden, die Darstellungen des Theaters aufweisen. Ein Schwerpunkt ihrer Herstellung lag sicherlich in Tarent.
Pronomos-Vase, ca. 400 v.Chr.; FO: Ruvo; AO: Neapel, Nationalmuseum.
Im Zentrum der Darstellung sitzen Dionysos und Ariadne auf einer Kline, flankiert von Mitgliedern eines Chores, die Masken in ihren Händen halten. Unten in der Mitte sitzt der namengebende Aulos-Spieler Pronomos. Rechts wendet sich Herakles einem Papposilen zu. Links unten sitzt ein junger Mann namens Demetrios, welcher eine Buchrolle in der Hand hält, in welcher offenbar der Text des zu aufzuführenden Satyrspiels steht.
Literatur: M. Bieber, Denkmäler zum Theaterwesen (Berlin 1920) 92 f.; M. Bieber, The History of the Greek and Roman Theater (Princeton 19612) 10 f.; P.E. Arias - B.B. Shefton - M. Hirmer, A history of Greek vase painting (London 1962) 377 ff. Taf. 218; J.D. Beazley, Attic red-figure vase-painters (Oxford 1963 2) 1336, 1 oben; H. Froning, Dithyrambos und Vasenmalerei in Athen, Beiträge zur Archäologie, 2 (Würzburg 1971) 5 ff.; E. Simon, Die 'Omphale' des Demetrios. Zur Satyrspielvase in Neapel, Arch. Anz. 1971, 199-206; R. Green - E. Handley, Images of Greek Theatre (London 1995) 22 ff. Ab.5; D. Wiles, Greek Theatre Performance (Cambridge 2000) 128 ff. Taf. 11; K. Junker, Namen auf dem Pronomoskrater, Athenische Mitteilungen 118, 2003, 208-227; O. Taplin - R. Wyles (Hrsg.), The Pronomos Vase and its Context (Oxford 2010).
weblinks:
http://www.beazley.ox.ac.uk/tools/pottery/painters/keypieces/redfigure/pronomos.htm
http://traumwerk.stanford.edu:3455/94/237
Bruchstück eines Kraters, ca. 350 v.Chr.; FO: angeblich Tarent; AO: Würzburg, Martin-von-Wagner-Museum, * H 4696, sog. Theaterscherbe.
Wiedergabe einer Theaterbühne. In der Mitte hält ein Mann eine getriebene Schale in der Hand,aus der er wohl auf einen nicht erhaltenen Altar ein Trankopfer spenden will. Zu diesem kommt von links ein jüngerer Mann mit Pilos auf dem Kopf. Links hinter einer halb geöffneten Tür ist eine junge Frau sichtbar.
Deutung: Jason trifft auf König Pelias von Iolkos, von dem er die Königsherrschaft zurückfordern sollte, während Pelias durch ein Orakel vor einem Einschuhigen, als welcher Pelias an den Königshof kam, gewarnt worden war. Die eine Königstochter hinter der Tür erahnt bereits das Schicksal ihres Vaters. Der Stoff wurde in Tragödien von Sophokles und Euripides verarbeitet und noch 343/41 v.Chr. von einem unbekannten Dichter in Athen unter dem Titel »Peliaden« aufgeführt.
Literatur: H. Bulle, Eine Skenographie, 94. Winckelmannprogramm der archäologischen Gesellschaft Berlin (1934); T.B.L. Webster, Towards a Classification of Apulian Gnathia, Bulletin of the Institute for Classical Studies - University of London 15, 1968, 5; ders. - Trendall, Illustrations of Greek Drama (London 1971) 101; E. Simon - B. Otto, Eine neue Rekonstruktion der Würzburger Skenographie, Arch. Anz. 1973, 121-131; E. Simon (Hrsg.), Führer durch die Antikenabteilung des Martin von Wagner Museums der Universität Würzburg (Mainz 1975) 226 f. Taf. 50.
Bruchstück eines Kraters, ca. 350/40 v.Chr.; FO: angeblich Tarent; AO: Würzburg, Martin-von-Wagner-Museum, * L 832, sog. Schauspielerscherbe.
Erhalten ist die Darstellung eines Schauspielers, welcher nach der Tragödienaufführung die Maske zum Applaus abnimmt. Möglicherweise ist ein thrakischer König dargestellt, als welcher dann der »Tereus« aus dem gleichnamigen Stück des Sophokles gemeint sein könnte.
Literatur: H. Bulle, Von griechischen Schauspielern und Vasenmalern, in: Festschrift Loeb (München 1930) 5 ff.; T.B.L. Webster, Towards a Classification of Apulian Gnathia, Bulletin of the Institute for Classical Studies - University of London 15, 1968, 5; E. Simon, Zur Deutung der Würzburger Schauspieler-Scherbe, in: Festschrift des Kronberg Gymnasiums Aschaffenburg (Aschaffenburg 1968) 155-167; dies., Das antike Theater, Heidelberger Texte, Didaktische Reihe 5 (Heidelberg 1972) 20 Taf. 4,3; dies. (Hrsg.), Führer durch die Antikenabteilung des Martin von Wagner Museums der Universität Würzburg (Mainz 1975) 227 Taf. 51; O. Taplin, Comis Angels and Other Approaches to Greek Drama through Vase-Paintings (Oxford 1993) Taff. 22.118; J. Boardman, The History of Greek Vases (London 2001) 217 Abb. 232.
Glockenkrater, ca. 370 v.Chr.; AO: Würzburg, Martin von Wagner-Museum H 5697.
Literatur: A. Kossatz-Deissmann, "Telephus Travestitus", in: H.A. Cahn - E. Simon (Hrsg.), Tainia. Festschrift für Roland Hampe (Mainz 1980) E. Csapo, A Note on the Würzburg Bell-Krater H 5697 ("Telephus Travestitus"), Phoenix 40, 1986, 379-392; O. Taplin, Comis Angels and Other Approaches to Greek Drama through Vase-Paintings (Oxford 1993) 36 ff. Taf. 11.4.