Die Ludi Apollinares wurden seit 212 v. Chr. abgehalten, ab 208 wegen einer Pestepidemie als jährliche Spiele gelobt. Spielgeber war der praetor urbanus. Von einer eintägigen Veranstaltung in ihrer Gründungszeit wuchsen die ludi Apollinares bis in die Kaiserzeit zu einer 8-tägigen Feier vom 6.-13. Juli. Schwerpunkt waren scheinbar ludi scaenici, neben denen die ludi circenses mit nur 1 und ausnahmsweise 2 Tagen Länge eine äußerlich geringere Bedeutung hatten. Dies könnte durchaus eine gewollte Parallele zu den pythischen Agonen zu Ehren Apollons in Delphi sein, bei denen die Pferde- und Wagenrennen allein am letzten der 5 Veranstaltungstage stattfanden. Das Theater des Marcellus liegt in unmittelbarer Nähe zum Apollo-Tempels des Sosius und man nimmt an, dass es die Stelle einnahm, wo seit 212 v. Chr. die Bühnenvorführungen der ludi Apollinares stattfanden: zunächst ohne ein eigenes Theater, dann in provisorischen hölzernen Bauten und schließlich eben im Steinbau des Cäsar bzw. Marcellus.
Quellen:
Asconius 43 ad Cic. in Milonianam 38 p. 48 Clark zu den Spielen des L. Caecilius Rufus im Jahre 57 v. Chr., die wegen des undisziplinierten Verhalten des Publikums im Theater abgebrochen wurden:
Cassius Dio XLII 44,4:
„Im Jahr zuvor hatten gelegentlich der ludi Apollinares Männer aus dem Ritterstande wilde Tiere bei den Zirkusspielen erlegt, ..."
Cassius Dio XLVIIII 20,2.
Cicero, Atticus II 19,3 (zum Jahre 59 v.Chr.):
... populi sensus maxime theatro et spectaculis perspectus est; nam gladiatoribus qua dominus qua advocati sibilis conscissi; ludis Apollinaribus Diphilus tragoedus in nostrum Pompeium petulanter invectus est;
nostra miseria/ tu es magnus -
miliens coactus est dicere;
Eandem virtutem istam veniet tempus cum graviter gemes totius theatri clamore dixit itemque cetera. ... et cetera magno cum fremitu et clamore sunt dicta. Caesar cum venisset mortuo plausu, Curio filius est insecutus. huic ita plausum est ut salva re publica Pompeio plaudi solebat. tulit Caesar graviter. Litterae Capuam ad Pompeium volare dicebantur. inimici erant equitibus qui Curioni stantes plauserant, hostes omnibus; Rosciae legi, etiam frumentariae minitabantur.
„ ... Wie das Volk denkt, hat sich besonders im Theater gezeigt und bei den Schaustellungen. Bei den Gladiatorenspielen wurden sowohl die Veranstalter als auch die Claque jämmerlich ausgepfiffen.
Bei den Apollinarien zog der Tragöde Diphilus frech über unseren Pompeius her: 'durch unser Elend bist du groß' mußte er tausendmal wiederholen. Bei der Stelle 'es kommt einmal die Zeit, wo du seufzen wirst über deine jetzige Stärke' schrie das ganze Theater Beifall und ebenso bei der Fortsetzung. ... und überhaupt wurde das ganze Stück mit Murren und Lärm aufgenommen. Als Cäsar kam, blieb es totenstill. Nach ihm trat der junge Curio ein; der wurde so beklatscht, wie man Pompeius zu beklatschen pflegte, als der Staat noch in Ordnung war. .... Feind sind sie den Rittern, die aufstanden und Curio mit Händeklatschen begrüßten, stehen im Kampfe mit allen; sie drohen mit Aufhebung des roscischen, ja sogar des Getreidegesetzes. ... " (Übers. nach H. Kasten)
Cicero, Atticus XVI 1,1 (8. Juli 44 v.Chr.):
Nonis Quintilibus veni in Puteolanum. postridie iens ad Brutum in Nesidem haec scripsi. sed eo die quo veneram cenanti Eros tuas litteras. itane? NONIS IVLIIS? di hercule istis! sed stomachari totum diem licet. quicquamne turpius quam Bruto IVLIIS? ...
„Gestern, am 7. Quinctilis, bin ich bin ich auf meinem Puteolanum eingetroffen und befinde mich augenblicklich auf dem Weg nach Nesis zu Brutus. Am Tage meiner Ankunft brachte mir Eros deinen Brief, als ich gerade beim Essen war. Also wirklich! 'Nonis Iuliis'! Beim Hercules! Aber man kann sich den ganzen Tag darüber ärgern. Was könnte für Brutus beleidigender sein als 'Juli'? ..."
Kommentar: Cicero ärgert sich über den Namen 'Iulius' für den Monat, der vorher noch Qinctilis geheißen hatte, zu Ehren des C. Iulius Cäsar aber umbenannt worden war und sah hierin eine republikfeindliche Gesinnung. Zusammen mit Brutus hatte der Prätor C. Antonius die ludi Apollinares veranstaltet und sie mit den Datumsnennung 'Nonis Iuliis' angekündigt. siehe unten Plut., Brutus 21,5.
Cicero, Atticus XVI 3 (4), 1 (10. Juli 44 v.Chr.):
... itaque sese scripturum aiebat ut venationem eam quae postridie ludos Apollinaris futura est proscriberent in III IDVS QVINTILIS. ...
„ ... Wie er mir sagte, will er ihnen nur schreiben, sie sollten die am Tage nach Apollinarien stattfindenen Tierhetzen für den 14. Quinctilis ankündigen."
Ennius, fr. 152 p. 134 Jocelyn (= Cicero, Brutus XX 78):
C. Sulpicius Galus … hoc praetore ludos Apollini faciente, cum Thyesten fabulam docuisset Q. Marcio Cn. Servilio consulibus, mortem obiit Ennius.
Livius XXV 12,14-15:
Tum alterum carmen recitatum, non eo tantum obscurius, quia incertiora futura praeteritis sunt, sed perplexius etiam scripturae genere. Hostis, Romani, si ex agro expellere voltis, vomicam, quae gentium venit longe, Apollini vovendos censeo ludos, qui quotannis comiter Apollini fiant; cum populus dederit ex publico partem, privati uti conferant pro se atque suis; iis ludis faciendis praesit praetor is, qui ius populo plebeique dabit summum; decemviri Graeco ritu hostiis sacra faciant. Hoc si recte facietis, gaudebitis semper fietque res vestra melior; nam is deus exstinguet perduelles vestros, qui vestros campos pascit placide. Ad id carmen expiandum diem unum sumpserunt; postero die senatus consultum factum est, ut decemviri libros de ludis Apollini reque divina facienda inspicerent. Ea cum inspecta relataque ad senatum essent, censuerunt patres Apollini ludos vovendos faciendosque et, quando ludi facti essent, duodecim milia aeris praetori ad rem divinam et duas hostias maiores dandas. Alterum senatus consultum factum est, ut decemviri sacrum Graeco ritu facerent hisce hostiis, Apollini bove aurato et capris duabus albis auratis, Latonae bove femina aurata. Ludos praetor in circo maximo cum facturus esset, edixit, ut populus per eos ludos stipem Apollini, quantam commodum esset, conferret. Haec est origo ludorum Apollinarium, victoriae, non valetudinis ergo, ut plerique rentur, votorum factorumque. Populus coronatus spectavit, matronae supplicavere; volgo apertis ianuis in propatulo epulati sunt celeberque dies omni caerimoniarum genere fuit.
„Dann wurde auch die andere Weissagung vorgelesen. Sie war nicht nur dunkler als die erste, weil die Zukunft ungewisser ist als die Vergangenheit, sondern auch noch verworrener durch ihre Schreibart: Wollt ihr, Römer, die Feinde, das Geschwür, das fern her von den Völkern kam, aus eurem Land vertreiben, dann rate ich euch, Apollo Spiele zu geloben, die ihm jährlich freudig und gern dargebracht werden sollen. Wenn das Volk seinen Teil aus dem Staatsschatz gegeben hat, sollen die Privatleute für sich und ihre Angehörigen spenden. Leiter der Spiele soll der Prätor sein, der das höchste Recht über Volk und Bürger spricht. Die Decemvirn sollen nach griechischem Brauch Tiere zum Opfer bringen. Wenn ihr dies gewissenhaft tut, werdet ihr euch immer freuen können, und eure Lage wird sich bessern. Denn der Gott wird eure Feinde vertilgen, der eure Felder ernährt.« Man brauchte einen ganzen Tag, um diesen Spruch zu sühnen. Am folgenden Tag wurde der Senatsbeschluß ausgefertigt, die Decemvirn sollten in den Büchern nachschlagen, was über die Spiele für Apoll und über die pflichtmäßigen Opfer darin stand. Als sie dies getan und dem Senat Bericht erstattet hatten, sprachen sich die Senatoren dahin aus: Dem Apoll sollten Spiele gelobt und gehalten werden. Nach den Spielen sollte der Prätor 12 000 Kupferaß und zwei große Opfertiere zur Gestaltung der heiligen Handlung erhalten. Ein zweiter Senatsbeschluß kam zustande: Die Decemvirn sollten das Opfer nach griechischem Ritus vollziehen, und zwar mit folgenden Opfertieren: für Apollo mit einem goldgeschmückten Stier und zwei weißen, goldgeschmückten Ziegen, für Latona mit einer goldgeschmückten Kuh. Als der Prätor die Spiele im Circus Maximus veranstalten wollte, machte er bekannt, das Volk solle während dieser Spiele eine Abgabe für Apoll nach seinen Verhältnissen aufbringen. Dies ist der Ursprung der Spiele für Apoll, die man für einen Sieg, nicht, wie die meisten glauben, wegen der Gesundheit gelobte und gestaltete. Das Volk schaute bekränzt zu; die Frauen hielten eine Bittandacht. Man speiste allgemein bei offenen Türen im Freien, und der Tag wurde mit allerlei heiligen Bräuchen begangen." (Übers. nach H.J. Hillen)
Livius XXX 38,8-12 (202 v.Chr.):
Prodigia quoque nuntiata sub ipsam famam rebellionis terrorem attulerant: Cumis solis orbis minui visus et pluit lapideo imbri, et in Veliterno agro terra ingentibus cavernis consedit arboresque in profundum haustae; Ariciae forum et circa tabernae, Frusinone murus aliquot locis et porta de caelo tacta; et in Palatio lapidibus pluit. Id prodigium more patrio novendiali sacro, cetera hostiis maioribus expiata. Inter quae etiam aquarum insolita magnitudo in religionem versa; nam ita abundavit Tiberis, ut ludi Apollinares circo inundato extra portam Collinam ad aedem Erycinae Veneris parati sint. Ceterum ludorum ipso die subita serenitate orta pompa duci coepta ad portam Collinam revocata deductaque in circum est, cum decessisse inde aquam nuntiatum esset; laetitiamque populo et ludis celebritatem addidit sedes sua sollemni spectaculo reddita.
„Unmittelbar nach der Nachricht von der Wiederaufnahme der Feindseligkeiten waren auch Zeichen der Götter gemeldet worden und hatten Schrecken ausgelöst. In Cumae schien sich die Sonnenscheibe zu verkleinern, und es regnete Steine; im Gebiet von Velitrae brach die Erde infolge gewaltiger Aushöhlungen ein, und Bäume wurden in die Tiefe gerissen; in Aricia wurden der Markt und die umliegenden Läden, in Frusino die Mauer an mehreren Stellen und das Stadttor vom Blitz getroffen. Auch auf dem Palatium regnete es Steine. Dieses Zeichen der Götter wurde nach Vätersitte durch ein neuntägiges Opferfest, die übrigen durch voll ausgewachsene Opfertiere gesühnt. Dabei löste auch ein ungewöhnliches Hochwasser religiöse Befürchtungen aus; denn der Tiber trat so weit über die Ufer, daß die Apollospiele wegen der Überflutung des Circus vor der Porta Collina beim Tempel der Venus Erycina vorbereitet wurden. Aber genau am Tag der Spiele trat plötzlich heiteres Wetter ein, und der Festzug, der begonnen hatte, zur Porta Collina zu ziehen, wurde zurückgerufen und zum Circus umgeleitet, als gemeldet wurde, das Wasser sei von dort abgeflossen. Und es vermehrte die Freude des Volkes und die Feierlichkeit der Spiele noch, daß dem festlichen Schauspiel der ihm zukommende Platz zurückgegeben war.“
Livius XXXVII 4, 4 (190 v. Chr.):
„In diesen Tagen, an denen der Konsul zum Krieg aufbrach, verdunkelte sich bei den Spielen zu Ehren des Apollo am 11. Quinctilius aus heiterem Himmel am Tage das Sonnenlicht, weil der Mond vor die Sonnenscheibe getreten war." (Übers. nach H.J. Hillen)
Livius XL 51,3:
Censores fideli concordia senatum legerunt. Princeps lectus est ipse censor M. Aemilius Lepidus pontifex maximus; tres eiecti de senatu; retinuit quosdam Lepidus a collega praeteritos.Opera ex pecunia attributa divisaque inter se haec fecerunt: Lepidus molem ad Tarracinam, ingratum opus, quod praedia habebat ibi privatamque publicae rei impensam inseruerat; theatrum et proscaenium ad Apollinis, aedem Iovis in Capitolio columnasque circa poliendas albo locavit et ab bis columnis, quae incommode opposita videbantur, signa amovit clipeaque de,columnis et signa militaria adfixa omnis generis dempsit.
„Die Zensoren hielten treu ihr Wort und veröffentlichten in Eintracht die Senatsliste. Erster des Senates wurde der Zensor und Pontifex maximus M. Aemilius Lepidus selbst. Drei wurden aus dem Senat ausgestoßen; Lepidus behielt einige im Senat, die sein Amtsgenosse nicht wieder in die Liste aufgenommen hatte.Folgende öffentliche Arbeiten ließen sie von dem Teil des ihnen zugewiesenen Geldes ausführen, das sie unter sich aufgeteilt hatten: Lepidus einen Damm bei Tarracina, eine Arbeit, durch die er sich unbeliebt machte, weil er dort Güter besaß und seine eigenen Unkosten auf die Staatskasse abgewälzt hatte. Er ließ ein Theater mit Zuschauerraum und Bühne am Apollotempel errichten und den Jupitertempel auf dem Kapitol und die Säulen ringsum mit Kalk glätten, und er ließ an diesen Säulen die Standbilder entfernen, die ihm unpassend angebracht zu sein schienen, und die Rundschilde und die Feldzeichen jeder Art, die an den Säulen befestigt waren, herabnehmen." (Übers. nach H.J. Hillen)
Kommentar: zum Theater des Lepidus im Jahre 179 v. Chr.; der Bau von Zuschauerraum und Bühne am Apollon-Tempel wird in der Forschung als für die ludi Apollinares vorgenommene Maßnahme interpretiert. Später entstand an dieser Stelle tatsächlich das Theater des Marcellus, das mit dem Tempel des Apollon eine architektonische Einheit bildet.
Literatur zur Stelle: J. A. Hanson, Roman Theater-Temples (Princeton 1959) 18-24; F. Bernstein, Ludi publici. Untersuchungen zur Entstehung und Entwicklung der öffentlichen Spiele im republikanischen Rom. Historia Einzelschriften 119 (Stuttgart 1998) 294.
Macrobius Saturnalien I 17,25-30:
(25) Auch unsere Annalen enthalten ein ähnliches machtvolles Beispiel für das Eingreifen dieses Gottes. Als man nämlich in Rom aufgrund einer Prophezeiung des Sehers Marcius und der Sibyllinischen Bücher Spiele für Apollo feierte, wurde das Volk bei einem feindlichen Überfall zu den Waffen gerufen und eilte dem Feind entgegen. Zugeich sah man eine Wolke von Pfeilen auf die Gegner fliegen, die den Feind in die Flucht schlug und die siegreichen Römer zu den Schauspielen des Rettergottes zurückkehren ließ. Daraus geht hervor, dass die Spiele wegen dieses Kampfes eingeführt wurden und nicht, wie manche meinen, wegen einer Pest.
(26) Der Grund für diese Einstellung ist aber der, dass zum Zeitpunkt dieser Apollo-Spiele die Sonne gerade über unserer Heimat im Scheitelpunkt glänzt. ...
(27) Doch finde ich in der Literatur, dass diese Spiele wegen des Sieges und nicht, wie manche Annalisten schreiben, wegen der Gesunderhaltung eingerichtet wurden. Im punischen Krieg wurden diese Spiele nämlich aufgrund der Sibyllinischen Bücher zuerst eingeführt, und zwar auf den Rat des Decemvirn Cornelius Rufus, der deshalb den Beinamen Sibylla erhielt und der später, als der Name entstellt wurde, als erster Sylla genannt wurde.
(28) Man berichtet aber, dass in den Liedern des Sehers Marcius, von dem man zwei Buchrollen in den Senat brachte, Folgendes geschrieben stand: „Wenn ihr Römer den Feind, das Unheil, das weit her kam, von eurer Flur vertreiben wollt, dann, meine ich, müßt ihr für Apollo Spiele geloben, die jährlich ihm zu Gefallen stattfinden sollen. Die Spiele soll jeder Prätor ausrichten, der für Volk und Plebs das höchste Richteramt ausübt. Decemvirn sollen nach griechischem Ritus Tieropfer darbringen. Tut ihr dies in rechter Weise, werdet ihr stets glücklich sein und dem Staat wird es wohl ergehen. Diese Gottheit wird nämlich eure Feinde auslöschen, die eure Felder ungehindert abweiden."
(29) Da aufgrund dieses Liedes ein Tag für den Kult bestimmt wurde, um Reinigungen durchzuführen, erging später ein Senatsbeschluß, die Decemvirn sollten die Sibyllinischen Bücher befragen, um besser über die Einrichtung der Spiele für Apollo und die rechte Durchführung der Opfer unterrichtet zu sein. Als man meldete, dort habe man dasselbe gefunden, beschlossen die Väter, Apollo Spiele zu weihen und durchzuführen. Dazu sollte der Prätor 12.000 Asse und zwei größere Opfertiere erhalten, und den Decemvirn wurde aufgegeben, mit diesen Tieren ein Opfer nach griechischem Ritus darzubringen. Apollo sollte ein Rind mit vergoldeten Hörnern und zwei weiße Ziegen mit vergoldeten Hörnern erhalten, Latona hingegen eine Kuh mit vergoldeten Hörnern. Auch wurde dem Volk befohlen, den Zirkusspielen mit Lorbeer bekränzt zuzusehen.
(30) Das ist die zuverlässige Überlieferung zum Ursprung der Apollinischen Spiele."
(Übersetzung nach O. und E. Schönberger, Ambrosius Theodosius Macrobius. Tischgespräche am Saturnalienfest, Würzburg 2008)
Plinius, nat. hist. XIX 6, 23:
Postea in theatris tantum umbram fecere, quod primus omnium invenit Q. Catulus, cum Capitolium dedicaret. carbasina deinde vela primus in theatro duxisse traditur Lentulus Spinther Apollinaribus ludis. mox Caesar dictator totum forum Romanum intexit viamque sacram ab domo sua et clivum usque in Capitolium, quod munere ipso gladiatorio mirabilius visum tradunt.
„Später hat man nur in den Theatern (mit Segeln) Schatten gemacht, was zuerst Quintus Catulus erfand, als er das Capitol einweihte. Sodann soll Lentulus Spinther Tücher aus carbassus bei den Spielen zu Ehren des Apollo über das Theater gezogen haben. Bald darauf überdeckte der Diktator Cäsar das ganze römische Forum, die heilige Straße von seinem Hause an und den Hügel bis zum Capitol, was noch bewunderungswürdiger ausgesehen haben soll als das Gladiatorenspiel selbst."
Plutarch, Brutus 21, 5:
„Auch nahm das Volk schon Anstoß an Antonius, der eine beinahe monarchische Machtstellung einzunehmen begann, und äußerte Verlangen nach Brutus, und man erwartete, daß er die Spiele, die er als Praetor zu geben hatte, in eigener Person halten werde. Da er jedoch erfuhr, daß viele der alten Soldaten Caesars, die durch ihn Land und Städte zugewiesen erhalten hatten, ihm nach dem Leben trachteten und in kleinen Gruppen in die Stadt einsickerten, so wagte er es nicht, nach Rom zu kommen, und das Volk bekam die Spiele in seiner Abwesenheit zu sehen, welche er ohne jede Rücksicht auf die Kosten und mit großem Prunk veranstalten ließ. Er hatte nämlich eine große Menge wilder Tiere zusammengekauft und ordnete an, keins derselben wieder zu verkaufen oder übrigzulassen, sondern alle zu verbrauchen. Die Künstler für die Theateraufführungen hatte er bei einer zu diesem Zweck unternommenen Reise nach Neapolis größtenteils selbst angeworben, und in bezug auf einen gewissen Canutius, der damals auf den Bühnen besonders gefeiert wurde, schrieb er an seine Freunde, sie sollten ihn gütlich dafür gewinnen aufzutreten; denn es schickte sich nicht, gegen einen Griechen Gewaltmittel anzuwenden. Er schrieb auch an Cicero und bat ihn, auf jeden Fall den Spielen beizuwohnen.“
SHA, Maximus et Balbinus I:
Interemptis in Africa Gordiano seniore cum filio, cum Maximinus ad urbem furens veniret, ut, quod Gordiani Augusti appellati fuerant, vindicaret, senatus praetrepidus in aedem Concordiae VII. idus Iunias concurrit, ludis Apollinaribus, remedium contra furorem hominis improbissimi requirens.
„Als Maximinus, nachdem der ältere Gordian und sein Sohn in Afrika ermordet worden waren, wutentbrannt den Marsch auf Rom antrat, um sich für die Ernennung der Gordiane zu Kaisern zu rächen, trat der Senat mit Zittern und Zagen am 7. Tag vor den Iden des Juni im Tempel der Concordia zusammen, zur Zeit der dem Apoll geweihten Spiele, um sich über Mittel und Wege, sich gegen die Raserei des Ruchlosen zu schützen, zu beraten."
Varro I 1,6,18.
Verrius Flaccus bei Fest. p. 436-438 (ed. Lindsay):
„Salva res est dum cantat senex“, quare parasiti Apollinis in scaena dictitent, causam Verrius in lib. V, quorum prima est p littera, reddidit, quod C. Sulpicio, C. Fulvio cos., M. Calpurnio Pisone praetore urb. faciente ludos, subito ad arma exierint, nuntiatio adventus hostium, victoresque in theatrum redierint solliciti, ne intermissi religionem adferrent, instaurati qui essent: inventum esse ibi C. Pomponium, libertinum mimum magno natu, qui ad tibicinem saltaret. Itaque gaudio non interruptae religionis editam vocem nunc quoque celebrari. At in hoc libro refert Sinni Capitonis verba, quibus eos ludos Apollinares Claudio et Fulvio cos. factos dicit ex libris Sibyllinis et vaticinio Marci vatis institutos, nec nominatur ullus Pomponius. Ridiculeque de ipsa appellatione parasitorum Apollinis hic causam reddit, cum in eo praeterisset. Ait enim ita appellari, quod C. Volumnius, qui ad tibicinem saltarit, secundarum partium fuerit, qui fere omnibus mimis parasitus inducatur. Quam inconstantiam Verrii nostri non sine rubore rettuli.”
Fasti Lateranenses, Insc. It. XIII 2, p. 101.
Fasti Tusculani, Insc. It. XIII 2, p. 103.
Fasti Amiternini, Insc. It. XIII 2, p. 189.
Fasti Antistes Ministrorum Domus Augustae, Insc. It. XIII 2, p. 208.
Fasti Guidizzolenses, Insc. It. XIII 2, p. 235.
Polemius Silvius, Insc. It. XIII 2, p. 270.
Menologium Rusticum Colotianum, Insc. It. XIII 2, p. 289.
Menologium Rusticum Vallense, Insc. It. XIII 2, p. 295.
Philocalus, Insc. It. XIII 2, p. 251, verzeichnet neun Veranstaltungstage, indem er die Spiele am 5. Juli beginnen läßt.
Literatur: L. Friedländer, Die Spiele, in: L. Marquardt, Römische Staatsverwaltung III, Handbuch der römischen Altertümer VI (Leipzig 18852) 500; A. Müller, Die parasiti Apollinis, Philologus 63, 1904, 356 f.; H. F. Soveri, De ludorum memoria praecipue Tertullianea capita selecta (Helsinki 1912) 29; RE Suppl. V (Stuttgart 1931) 623 s.v. ludi publici (E. Habel); L. R. Taylor, The opportunities for dramatic performances in the time of Plautus and Terence, TAPA 68, 1937, 286 ff.; R. W. Reynolds, Verrius Flaccus and the early mime in Rome, Hermathena 61, 1943, 56-62; RE XVIIII (Stuttgart 1949) 1376 f. s.v. Parasiti Apollinis (L. Ziehen); J. Gagé, Apollon Romain, BEFAR 182 (Paris 1955) 400 ff.; K. Latte, Römische Religionsgeschichte, HdAW V 4 (München 1960) 223; R. Rieks, Mimus und Atellane, in: Lefèvre (Hrsg.) Das römische Drama (Darmstadt 1978) 349 f.; E. J. Jory, Associations of Actors in Rome, Hermes 98, 1970, 240; M. Clavel-Lévêque, L'Empire en Jeux. Espace Symbolique et Pratique Sociale dans le Monde Romain (Paris 1984) 24 ff.; 94-96; E. Ruggiero (Hrsg.), Dizionario epigrafico, IV 3 (Rom 1946-1985) 2007 f. s.v. ludi (M. Malavolta); H.H. Scullard, Römische Feste. Kalender und Kult (Mainz 1985) 220 f.; 226 f.; H. R. Goette, Mulleus, Embas und Calceus – Ikonographische Studien zu römischem Schuhwerk, JdI 103, 1988, 461; F. Bernstein, Ludi publici. Untersuchungen zur Entstehung und Entwicklung der öffentlichen Spiele im republikanischen Rom. Historia Einzelschriften 119 (Stuttgart 1998) 171 ff. bes. 183 ff.; E. Köhne, Brot und Spiele, in: E. Köhne - C. Ewigleben (Hrsg.), Caesaren und Gladiatoren. Die Macht der Unterhaltung im antiken Rom, Begleitbuch zur Ausstellung Historisches Museum der Pfalz Speyer, 9. Juli bis 1. Oktober 2000 (Mainz 2000) 15; E. Fertl, Von Musen, Miminnen, und leichten Mädchen. Die Schauspielerin in der römischen Antike, Blickpunkte 9 (Wien 2005) 60 ff.; I. Nielsen, Cultic theatres and ritual drama in ancient Rome, in: A. Leone - D. Palombi - S. Walker. (Hrsg.), Res Bene Gestae: ricerche di storia urbana su Roma antica in onore di Eva Margareta Steinby (Rom 2007) 247.