Inschriften
Bauinschrift auf einem Architrav vom Forum vor dem Theater (131-168 n.Chr.); IGLS XXI 2, 16 (PHI):
[ὑπὲρ σωτηρίας Αὐτοκράτορος] Τ̣[ί]τ̣[ου] Αἰλίου Ἁδριανοῦ Ἀντω̣[νείνου Εὐσεβοῦς Σεβα]
στοῦ τ̣οῦ κ̣υρί[ου καὶ τοῦ σύμπαν]
τ̣ος αὐτοῦ [οἴκου — — —]
[— — —] δημοσίῳ [— — —]
[— — —] ἄλλα δηνά[ρια(?) — — —]
[— — —]γμεν διαθη[— — —]
[— — —] θ̣ε̣ὸς καὶ [— — —]
[— — —]Χ̣ ΚΙ [ ]ΕΙ[— — —]
[— — —]ου δ̣ην[αρίου(?) — — —]
[— — — Φιλα]δελφέω[ν — — —]
[— — —]..Κ̣Η̣Ι̣
Kommentar: Die Inschrift datiert die Erbauung des Theaters oder einen späteren Ausbau unter Kaiser Antoninus Pius.
Literatur: E. Littmann, Greek and Latin Inscriptions, Publications of the Princeton Archaeological Expedition to Syria, Division III, Section A, Part I (Leiden 1907) 14 Nr. 8; F. al-Fakharani, Arch. Anz. 1975, 400-403.
Tristoon vom Architrav des Forums vor dem Theater; IGLS XXI 2 Nr. 23 (189 n.Chr.) (PHI):
[Φ]ιλαδελφέων τῶν κατὰ Κοίλην Συρίαν ἡ πόλις τὸ τρίσ-
τοον ἔκτισεν ἔτει βνσʹ ἐπὶ Κυείντου Φ (vacat)
[— — —]
„Die Stadt der Philadelphier in Syria Koilé hat das Tristoon im Jahre 252 unter Quintus Ph... errichten lassen."
Literatur: F. Zayadine, A Greek Inscription from the forum of Amman-Philadelphia A.D. 189, Annual of the Department of Antiquities 14, 1969, 34-35; ders., Annales archéologiques arabes Syriennes 21, 1971, 151 f. (= 9e Congrés international d'archéologie classique Damas 1969); D. Schlumberger, Une nouvelle inscription d’Amman-Philadelphie, Syria 48, 1971, 385-389.
Maße
Dm cavea 102 m
Dm orchestra 26,75 m
Breite Bühnengebäude 95,5 m
Beschreibung
Das Theater wurde nach der einzig heranziehbaren Inschrift eines Gebälks unter Kaiser Antoninus Pius (138-161 n.Chr.) erbaut. Hierzu steht die Bauornamentik in keinem Widerspruch. Demgegenüber datierte el-Fakharani die Anlage des Theaters bereits in augusteische Zeit und sieht in den antoninischen Baumaßnahmen eine Ausbau- und Renovierungsphase.
Das Theater wurde an einen natürlichen Hang gebaut und schaut nach Süden. Die halbkreisförmige cavea ist durch 2 Umgänge in 3 Ränge sowie in den beiden unteren Rängen in 7 cunei bzw. Kerkides und im obersten Rang in 8 cunei bzw. Kerkides geteilt. Die ima und die media cavea weisen 14 Sitzreihen auf, die summa cavea 17. Hinter der summa cavea verläuft ein Umgang, der gegen den Hang mit einer bis 4,10 m hohen Mauer begrenzt wird. Im Scheitel dieser Mauer ist ein kleiner Schrein bzw. Antentempel angelegt; zwischen den Anten und seinem Portal liegen in seiner Vorderwand zwei Nischen mit Muschelabschluss. Die Decke der Cella ist tonnengewölbt. Links neben dem Tempel liegt eine Öffnung in der rückwärtigen Mauer, durch die man die oberste praecinctio bzw. den obersten Umgang von hinten betreten konnte. Weitere Zugänge zur summa cavea führten von großen, außerhalb der cavea angebauten Treppen heran, indem sie unterhalb der beiden äußeren cunei in die Substruktionen der summa cavea führten und dann rechtwinklig in einen konzentrisch geführten Gang mündeten, der ca. 45° umlief und sich dann auf den Umgang zwischen summa und media cavea öffnete. In ähnlicher Weise führte ein Gang von außen zur praecinctio zwischen mittlerem und unterem Rang: Auch diesen betrat man über die große Treppe von außerhalb der cavea, ging durch einen Zugang neben dem oben erwähnten in die Substruktionsbereich der cavea und knickte dann rechtwinklig unterhalb der media cavea in einen konzentrisch geführten Gang, der bereits unter dem ersten cuneus wiederum rechtwinklig auf den Umgang zwischen dem mittlereen und unteren Rang führte. Durch diesen Zugang konnte man auch geradeaus gehen und erreichte dann die orchestra. Die orchestra besaß auf 3 flachen Stufenreihen Platz für Ehrensessel. Im Scheitel darüber ist im mittleren cuneus bzw. unterstem Rang ein Platz für eine Ehrenloge ausgespart, davor steht ein Altar.
Seitlich des Bühnenhauses liegen die basilicae. Von dort führten die aditus maximi auf die Bühne. Die Front des pulpitum ist abwechselnd durch Rund- und Rechtecknischen gegliedert, die jeweils mit Wasserspeiern verziert sind. Diese konnten durch ein Tonleitungssystem gespeist werden, dem über ein Aquädukt Wasser zugeführt wurde oder aus einer Zisterne in den Mauern des Bühnengebäudes. In die Mitte der orchestra führt ein unterirdischer Kanal, der unterschiedlich als charonische Stiege oder als Drainagekanal gedeutet wurde: Tatsächlich konnte man in der Orchestraöffnung über eine Stufe hinabklettern und gelangte in einen Gang, der unter der orchestra 1,75 m und unter der Skenè fast 3 m hoch bei einer Breite von 1,10 m war und damit deutlich größer dimensioniert ist, als die an anderer Stelle erhaltenen Drainagekanäle. Ähnliche Kanäle dieser Art sind in den Theatern von Adraha und Gabala bekannt. Bei der Bestimmung der Funktion ist allerdings auch zu berücksichtigen, dass sich die kleineren Drainagekanäle in diesen großen Gang ergossen und von dort in das Abwassersystem der Porticus hinter dem Theater führten.
Die scaenae frons weist drei Tore auf, in der Mitte die valva regia, an den Seiten die v. hospitales. Die mittlere liegt in einer flachen Rund-, die seitlichen in Rechtecknischen. Zwischen den Tornischen liegt auf jeder Seite eine weitere Rundnische. Die Säulen der scaenae frons ruhen auf einem Podium. Reste einer korinthischen Ordnung sind erhalten, doch bleibt zu fragen, wie sich die verschiedenen antiken Ordnungen auf die vorauszusetzenden Etagen der Bühnenfront verteilten.
Hinter der Bühnenfront liegt das postscaenicum in Form eines einfachen Korridors. In der Mauer zur scaenae frons liegen 40 cm breite Schlitze, die mit Bühnenkränen für einen deus ex machina in Verbindung gebracht worden sind. Drei Tore in der Rückseite dieses Korridors führten zu einer 4-seitigen porticus post scaenam, von welcher die Bauinschrift, vermutlich des Quintus Fl(avius Balbus?), des Provinzgouverneurs der Provinz Syria Koile, stammt.
Zuschauer: nach unterschiedlichen Berechnungen 6.000, 9.100 bzw. 11.400.
Ausstattung
Panzerstatue (Hadrian?):
An zentraler Stelle des Panzers ist das Palladion dargestellt, umgeben von zwei Niken, die einen Palmzweig und einen Kranz als Zeichen des Sieges halten. Die ganze Gruppe steht auf den Ranken eines Akanthus, der in der unteren Ausbuchtung des Panzer wächst und auf dem außerdem die römische Wölfin mit den Zwillingen Romulus und Remus steht. Diese Ikonographie ist in anderen Beispielen mit Panzerstatuen von Kaiser Hadrian verbunden, der auch hier dargestellt gewesen sein wird.
Literatur: F. al-Fakharani, Arch. Anz. 1975, 399 Abb. 26; K. Stemmer, Untersuchungen zur Typologie, Chronologie und Ikonographie der Panzerstatuen, Archäologische Forschungen, 4 (Berlin 1978) 25 Nr. II 4a Taf. 13,1-2; M. Wegner - R. Unger, Verzeichnis der Bildnisse von Hadrian und Sabina, Boreas 7, 1984,108; Th.M. Weber, Gadara - Umm Qês, I: Gadara Decapolitana. Untersuchungen zur Topographie, Geschichte, Architektur und der Bildenden Kunst einer "Polis Hellenis" im Ostjordanland, Abhandlungen des Deutschen Palästina-Vereins, 30 (Wiesbaden 2002) 220 Taf. 151 A-D. Allg.: R.A. Gergel, The Tell Shalem Hadrian Reconsidered, AJA 95, 1991, 231-251.
Kopie der Athena vom Typ der A. mit der Schrägaegis:
Kommentar: Die Statue wurde dem Tempel über der summa cavea zugewiesen, doch läßt dies nicht aus der Fundlage ableiten.
Literatur: F. al-Fakharani, Arch. Anz. 1975, 398 Abb. 25; Th.M. Weber, Gadara - Umm Qês, I: Gadara Decapolitana. Untersuchungen zur Topographie, Geschichte, Architektur und der Bildenden Kunst einer "Polis Hellenis" im Ostjordanland, Abhandlungen des Deutschen Palästina-Vereins, 30 (Wiesbaden 2002) 208 Taf. 148 A-C. Allg. zum Typus: E. Berger, Eine Athena aus dem späten 5. Jahrhundert v.Chr., Antike Kunst 10, 1967, 82-88; P. Karanastassis, Untersuchungen zur kaiserzeitlichen Plastik in Griechenland, II: Kopien, Varianten und Umbildungen nach Athena-Typen des 5. Jhs. v.Chr., Mitt DAI Athen 102, 1987, 369-381.
Weibliche Gewandstatue:
Literatur: F. al-Fakharani, Arch. Anz. 1975, 400 Abb. 27.
Literatur
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